Die neue Ausstellung «Krieg und Frieden. Bilderchroniken aus der Frühzeit der Alten Eidgenossenschaft» in der Zentralbibliothek Zürich gibt Einblick in die Entstehungsgeschichte der Dreizehn Alten Orte.
An den reich illustrierten Werken lässt sich die allmähliche Herausbildung einer gesamtschweizerischen Identität ablesen. Der Weg zu einer geeinten Eidgenossenschaft war lang und ereignisreich: Unzählige Schlachten, sowohl gegen äussere Feinde als auch zwischen den Bundesgenossen, mussten geschlagen, viele Bündnisse und Kompromisse geschlossen werden, bis die Schweiz zu ihrer Identität gefunden hatte. Die Darstellungen der Geschichtsschreiber machen diesen Prozess sichtbar, ja sie bestimmten ihn sogar mit.
Tschachtlanchronik: Schlacht am Morgarten 1315
Vom späten 15. Jahrhundert an entstand eine Reihe reich bebilderter und prächtig ausgestatteter handschriftlicher Chroniken, in denen zunächst einzelne Schweizer Städte stolz ihre eigene Vergangenheit darstellten. Da auch die Geschichte der anderen Orte stets mit einbezogen wurde, nahmen diese Werke zunehmend den Charakter von gesamteidgenössischen Chroniken an.
Einige der bedeutendsten dieser Schweizer Bilderchroniken werden nun in einer Ausstellung in der Schatzkammer der Zentralbibliothek Zürich gezeigt: Unter anderem die Berner Chronik von Bendicht Tschachtlan, die Grosse Burgunderchronik von Diebold Schilling d.Ä., die Eidgenössische Chronik von Werner Schodoler aus Bremgarten und die Zürcher Edlibachchronik illustrieren eindrücklich die Geschicke der Eidgenossen in der Ausstellung.
Edlibachchronik: Kampf der Zürcher mit den Eidgenossen zu Wasser und zu Land 1444
Krieg und Frieden hat aber noch mehr Höhepunkte zu bieten: Die erste wirklichkeitsgetreue Stadtansicht von Zürich, die früheste Handschrift mit der Geschichte von Arnold Winkelried, dem Helden von Sempach, die erste Landkarte der Eidgenossenschaft und der erste gedruckte Schweizeratlas.
Erste Karte der Eidgenossenschaft von Konrad Türst (ca. 1497)
Zudem sind Kostbarkeiten wie ein von den Schweizern im Kampf gegen den Burgunderherzog Karl den Kühnen 1476 bei Grandson erbeuteter Silberbecher und ein mit dem burgundischen Wappen bemalter Schild zu sehen. Auch die Amtskette des Zürcher Kriegshelden und Bürgermeisters Hans Waldmann, der 1489 von seinen Mitbürgern abgesetzt und hingerichtet wurde, ist dabei und schliesslich der Helm, von dem es lange hiess, Zwingli habe ihn bei seinem Tod in der Schlacht bei Kappel 1531 getragen, der aber inzwischen als geschickte Fälschung entlarvt ist.
Heinrich Bullinger: Reformationschronik. Abschrift von 1606: «Kappeler Milchsuppe» – Friedensmahl am Ende des ersten Kappelerkrieges (1529)
Unter den Exponaten sind neben Schätzen aus dem Bestand der Zentralbibliothek auch Leihgaben aus Aarau, Bremgarten und Zürich. Im Vorfeld wurden ausserdem die wichtigsten der ausgestellten Handschriften aufwändig digitalisiert und auf der Plattform e-manuscripta.ch aufgeschaltet, wo sie nun dauerhaft unentgeltlich betrachtet und heruntergeladen werden können.
Ein reiches Begleitprogramm mit Ausstellungsführungen, einem Themenspaziergang «auf den Spuren von Hans Waldmann» und einer Reihe von hochkarätigen Vorträgen ergänzt die Ausstellung in der Schatzkammer der Zentralbibliothek.
Titelbild:Abschrift der Edlibachchronik: Belagerung Zürichs durch die Eidgenossen im Alten Zürichkrieg
bis 12. Dezember
Hier finden Sie alle Informationen zu der Ausstellung Krieg und Frieden