StartseiteMagazinGesellschaftVorweihnachtszeit mit Schattenseiten

Vorweihnachtszeit mit Schattenseiten

Wie halten wir es mit Weihnachten im laufenden Jahr der Pandemie? Die Adventszeit dauert vier Wochen. Vier Wochen lang werden wir Zeit haben, abzuschätzen oder auch nur zu mutmassen, wie sich diese über die Weihnachtstage entwickeln wird. Aktuell gehen die Fallzahlen in der Schweiz zurück. Aber der Zustand ist labil.

Die Adventszeit beginnt dieses Jahr am Sonntag, 29. November. In meiner Jugend war diese Zeit sehr wichtig. Es war die Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Und gut vorbereiten konnte man sich, indem man kleine «Opfer» brachte. Diese bestanden vor allem aus Verzicht auf Süssigkeiten, die nicht sofort aufgegessen wurden, sondern in eine Schachtel wanderten, die bis zum Weihnachtstag unter Verschluss blieb.

Brave Kinder konnten früher Strohhalme sammeln – auf dass das Jesuskind an Weihnachten weich gebettet werden konnte. 

Sie bestanden aber auch darin, dass wir Kinder auf Streitigkeiten verzichteten und uns in unseren Ansprüchen, in Reklamationen oder Zornesausbrüchen mässigten. Diese «Leistungen» wurden in Form von Strohhalmen dokumentiert und in eine kleine Krippe gelegt. Je mehr Strohhalme, umso weicher würde das Jesuskind am Weihnachtsabend in seiner Krippe liegen können!

Hochsaison bei der Post

«Weihnachten findet auch dieses Jahr statt», sagte der Warenhausbesitzer in einem Radiointerview. Daran zweifelt eigentlich niemand. Weihnachten ist ja ein festes Datum, findet jedes Jahr zur selben Zeit statt. Wir wurden weiter darüber informiert, dass Onlinehändler Saison hätten, dass aber die Zustellung der Pakete Probleme schaffe. Es würden Abholmodelle für Pakete getestet, es werde von Zusammenarbeit gesprochen, es sollen dezentrale Abholstellen für Sendungen in den Quartieren geschaffen werden.

Vor wenigen Tagen hörte ich eine Reportage über die Arbeit der Paketzubringer der Post. Dieser Bericht wäre für mich nicht notwendig gewesen. Dieser Arbeit kann ich immer wieder zuschauen, wenn sie sich vor meiner Haustüre abspielt. Das gelbe Auto der Post hält am Strassenrand gegenüber. Die Pakete werden auf einen kleineren Wagen umgeladen. Und von dort werden sie dann in den umliegenden Häusern deponiert. Manchmal türmen sich die Pakete auf den kleinen Wagen. Und ich frage mich immer, wie es den Postbotinnen und Postboten gelingt, sie so zu schichten, dass sie nicht vor jeder Haustüre den Wagen wieder ganz abräumen müssen, weil das passende Paket zuunterst liegt.

Pöstler sind in diesen Tagen schwer bepackt unterwegs. (Bilder pixabay)

Immer noch bewegen sich unsere zuständigen Behörden auf der Gratwanderung zwischen den Interessen des Bewahrens der Gesundheit der Bevölkerung und den Interessen der Wirtschaft an einem möglichst uneingeschränkten Weihnachtsgeschäft. Wobei «uneingeschränkt» ein Begriff ist, der schon lange nicht mehr passt.

Erst kürzlich hat mir eine Wirtin in einem Restaurant geklagt, dass die Reservationen für Weihnachtsessen, eine nach der anderen, zurückgezogen würden. Keine Weihnachtszusammenkünfte von Firmen, von Organisationen, von Familien seien dieses Jahr zu erwarten. Die Kosten laufen weiter, die Einkünfte brechen massiv ein. Von den Einkünften der Serviceangestellten war gar nicht die Rede. Allerdings haben wir «gewöhnlichen» Konsumentinnen und Konsumenten hier eine kleine Möglichkeit zur Korrektur in der Hand. Wir können das freiwillige Trinkgeld grosszügig bemessen!

Eine Generation in Gefahr

An Weihnachten feiern wir ja die Geburt Jesu Christi, wir feiern das Christkind. Was liegt da näher, als auch noch einen kurzen Blick auf den neuesten Bericht von UNICEF, der Kinderhilfsorganisation der Uno, zu werfen. Er stammt vom 19. November 2020 und stützt sich auf die Auswertung von Daten aus 87 Ländern. Darin wird UNICEF-Exekutivdirektorin Henrietta Fore zitiert: «Während der Covid-19-Pandemie hält sich bis heute die Vorstellung, dass Kinder kaum von der Krankheit betroffen sind.»

Nichts könnte weniger zutreffen. Kinder können erkranken und das Virus verbreiten. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs der Pandemie. Die Unterbrechung lebenswichtiger Hilfen und Dienstleistungen sowie steigende Armutsraten sind die grössten Bedrohungen für Kinder. Je länger die Krise andauert, desto gravierender sind ihre Auswirkungen auf Bildung, Gesundheit, Ernährung und Wohlbefinden der Kinder. Die Zukunft einer ganzen Generation ist in Gefahr».

Die Kinder leiden in vielen Ländern ganz besonders unter der Coronakrise.

In dem Bericht wird unter anderem darauf hingewiesen: «in 2020 werden zusätzlich sechs bis sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren an Auszehrung oder akuter Mangelernährung leiden, eine Zunahme von 14 Prozent. Vor allem in den Ländern Afrikas südlich der Sahara und in Südasien werden hierdurch jeden Monat 10`000 Kinder zusätzlich sterben. Weltweit sind bis Mitte des Jahres schätzungsweise 150 Millionen Kinder zusätzlich in mehrdimensionale Armut gerutscht – ohne Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Nahrung, sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen». Der Bericht endet mit einem Anruf an Regierungen und Partner, alles zu tun, um diese unheilvollen Entwicklungen zu stoppen. Sie schliesst mit der Aufforderung: «Wenn wir an die Zukunft denken und nach vorne schauen in eine Welt nach der Pandemie, müssen wir als erstes an die Kinder denken.»

Dem ist nichts beizufügen. Ausser, vielleicht etwas zynisch: «Weihnachten findet auch dieses Jahr statt!»

Hier finden Sie bereits veröffentlichte Beiträge der Serie „Weihnachtsgeschichten“, verfasst von den Redaktionsmitgliedern:
Linus Baur: Es führt kein Weg an Corona vorbei
Christoph Landolt und Eva Caflisch: Der Mann aus Teig hat viele Namen
Bernadette Reichlin: Das kaschubische Weihnachtslied

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