Was gibt es Schöneres, als sich nach einem Spaziergang in der Kälte eine Tasse Tee aufzugiessen, den würzigen Duft einzuatmen und sich die Hände am Porzellan zu wärmen. «It’s teatime» heisst es in England. Auch bei uns wird Tee zu jeder Tageszeit getrunken. Es muss nicht immer Earl Grey oder Darjeeling sein.
Unter Tee wird ein Aufguss aus Kräutern, Früchten und Gewürzen verstanden. Doch dazu später. Fangen wir mit der traditionellen englischen Art an: Schon im 17. Jahrhundert trank der Adel in England Tee aus den Blättern der Teepflanze (Camellia sinensis), importiert aus den indischen Kolonien. Klassische Sorten sind der Earl Grey – mit Bergamotte aromatisiert – und der Darjeeling aus der gleichnamigen indischen Provinz.
Wobei Asterix und Obelix-Fans natürlich wissen, dass es die beiden Gallier waren, die das Teekraut aus der Hausapotheke ihres Druiden nach England brachten. Bis dahin pflegten die Engländer das «Heisses-Wasser-Ritual». Es ist dann Asterix, der das magische Kraut in ihren Wasserkessel über dem Feuer wirft und so einen ganz neuen Zaubertrank kreiert. Der bis heute Superkräfte verleihen soll. («Astérix chez les bretons», erschienen 1966.)
Sicher nicht wahr, aber gut erfunden: Asterix und Obelix sollen den Briten das Teekraut gebracht haben.
Aber nun ganz im Ernst: England pflegt seine eigenen Rituale, denen allerdings die zunehmend populär werdenden Teebeutel arg zusetzen: Zuerst werden die losen Teeblätter in eine vorgewärmte Kanne gegeben – wo sie auch bleiben – und dann mit heissem Wasser überbrüht. Englischer Tee ist stark und bitter – je länger er zieht, umso mehr – und wird deshalb mit Milch getrunken, oder besser «abgemildert». Wobei die Frage, ob zuerst die Milch oder der Tee in die Tassen kommt, fast eine Glaubensfrage ist.
Anregend oder stark und schwarz
Tee wird aber nicht nur als «afternoon tea» am Nachmittag getrunken, er ist auch ein Muntermacher am Morgen. Dazu lässt man den Teeblätter oder den Teebeutel nur zwei, höchstens drei Minuten ziehen. In dieser Zeit wird vorrangig das Koffein aus den Blättern gelöst.
Denn Tee enthält, genau wie Kaffee, das Aufputschmittel Koffein, allerdings mit rund 30 bis 45 Milligramm pro Tasse nur etwa halb so viel wie Kaffee. Die Gerbstoffe, die erst nach längerem Ziehen freigesetzt werden, binden einen Teil des Koffeins und geben es dann nur langsam ab.
Ein Durstlöscher ist Tee im ursprünglichen Sinne also nicht. Wegen seines Koffeingehalts sollte er nur massvoll genossen und Kindern nicht verabreicht werden. Ausser die Sprösslinge haben Bauchschmerzen oder Durchfall. Dann kann eine Tasse Tee, respektive die darin enthaltenen Gerbstoffe, die Beschwerden lindern.
Tee tut gut
Denn auch als Heilmittel wird Tee trinken empfohlen. «Abwarten und Tee trinken», heisst, sich erst mal in Geduld zu üben und zu hoffen, dass ein heisser Tee Linderung bringt, bevor stärkeres Geschütz wie Medikamente oder Spritzen aufgefahren werden muss.
Die Blätter für Schwarztee werden in der feuchtwarmen Luft fermentiert.
Ob Schwarztee und Grüntee – beide werden aus derselben Teepflanze gewonnen. Der Unterschied liegt in der Verarbeitung. Nach dem Pflücken werden die Blätter angewelkt und für den grünen Tee anschliessend schonend erhitzt und getrocknet. So bleiben bestimmte Antioxidantien und Mineralstoffe erhalten und machen, laut etlicher Studien, Grüntee zu einem Getränk, das Herz-Kreislauf-Probleme günstig beeinflussen kann.
Für Schwarztee hingegen werden die Blätter an der feuchtwarmen Luft gelagert, bis bei der Fermentation gewisse ätherische Öle freigesetzt werden. Dann erst werden die Blätter getrocknet. Wobei auch Schwarztee positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben soll. So soll er den Blutdruck günstig beeinflussen und das Risiko senken, an Prostatakrebs zu erkranken.
Ein Grog ist kein Tee
Während im deutschen Sprachraum der Begriff «Tee» sich allgemein auf Aufgussgetränke bezieht – na, gut, ein Grog aus Rum oder anderen Alkoholika, Zucker, Zitronensaft und heissem Wasser gehört nicht dazu –, unterscheiden andere Sprachen subtiler. In Frankreich zum Beispiel ist ein «thé» immer ein Schwarztee, alle anderen Sorten werden als «tisane» oder «infusion» geordert.
Kamillentee kennen bei uns wohl bereits die meisten Kinder, Lindenblüten- oder Hagebuttentee auch. Beliebt seit Jahren ist der Rooibos- oder Rotbuschtee aus Südafrika, der nicht nur gut schmeckt, dem auch eigentliche, wissenschaftlich aber kaum belegte, Heilkräfte zugeschrieben werden.
Die Teeregale bei Grossverteilern und in Fachgeschäften sind voll von Teekreationen. (Alle Bilder pixabay)
In den letzten Jahren ist ein eigentlicher Teeboom entstanden – man schaue sich nur mal die entsprechenden Regale bei einem Grossverteiler an. Es wird nicht nur ein Kraut, sondern ganze Gewürzsinfonien in einen Teebeutel verpackt. Mein Lieblingstee zum Entspannen enthält zum Beispiel Anis, Fenchel, Süssholz, Kardamom, schwarzer Pfeffer, Zimt, Ingwer und Nelken.
Geachtet werden soll bei jedem Teebeutel-Aufguss darauf, dass sprudelnd heisses Wasser verwendet wird und so eventuell vorhandene Keime abgetötet werden. Dann aber steht dem Genuss der die Seele und die Hände wärmenden Tasse Tee nichts mehr im Wege.