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Männerüberdruss…

Es gibt ein neues Phänomen in der Schweiz: Zugezogene Frauen aus Staaten, in denen das Patriarchat unerschütterlich an seinem Primat festhält, entdecken hierzulande die Freiheit, tun und lassen zu dürfen, was ihnen beliebt. Sie entdecken vor allem, dass sie ihrem Männerüberdruss ungestraft freien Lauf lassen können und stimmen in den vielstimmigen Chor emanzipierter Freigeister ein, die an den Männern kein gutes Haar lassen.  

Sie schreiben Bücher über die Liebe, wie sie sie verstehen, flirten mit der Polygamie und plädieren für die Abschaffung der Zweierkiste, wie sie sie erlebt haben. Sie entdecken auch die Politik, die grün-rote natürlich, und lassen sich in politische Ämter, ja sogar in den Nationalrat wählen. Hier können sie dann ihre sozial-feministische Ader aufleben lassen, entdecken, wie erfolgreich sich die Reizthemen des Männer-Bashings beackern lassen und wie emanzipiert man ist, wenn frau das traditionelle weibliche Rollenbild radikal in Frage stellt. 

importiert… 

Seyda Kurt, eine Seconda aus der Türkei, die sich als linke Feministin sieht, hat unlängst das Buch „Zärtlichkeit. Warum Liebe politisch ist“, publiziert. Darin stellt sie die Frage, ob „romantische Liebe“ nicht eine weibliche Aufopferungshaltung darstelle. In Sachen Liebe meint sie: „Oft wird die romantische Begegnung heute als dieser lebensverändernde Moment erzählt, der die Menschen jeglicher Bezüglichkeit entreisst – und sie als liebende Subjekte zurücklässt. Natürlich wäre es schön, wenn das so wäre. Aber leider leben wir in einer Gesellschaft, in der dies für viele marginalisierte Menschen, für ökonomisch ausgebeutete Menschen, für Menschen, die von patriarchaler Gewalt betroffen sind, ein unerreichbares Ideal bleibt.“ 

Weil im Türkischen die meisten Substantive geschlechtsneutral sind, empfiehlt die Autorin ein türkisches Liebeslied, das offenbar so wunderbar in unsere genderneutrale, queere Zeit passt. Und ein anderes Buch sollen wir auch noch lesen: „Drei Kameradinnen“ von Shida Bazyar. „Da geht es um die Liebe – und zwar zwischen drei Freundinnen.“

Tamara Funiciello, bekennende Lesbe und überzeugte Feministin, zugewandert aus Sardinien, verbrannte 2017 öffentlich ihren Büstenhalter, um gegen Sexismus zu protestieren. Sie war auch eine politische Senkrechtstarterin, wurde Juso-Präsidentin, ist heute SP-Nationalrätin und fährt den Männern bei passenden, aber auch zwielichtigen Gelegenheiten an den Kragen. Linke Politik rechtfertigt heute alles, und wenn sie feministisch ist, umso besser. Funiciello nimmt eine „spezifische Sorte Männer“ ins Visier, im Original: „weisse, heterosexuelle, gutverdienende Männer. Sie bekommen in unserem System die Zinsen ausbezahlt.“

…und hausgemacht 

Die zunehmende Misandrie – gemeint sind Abneigungen oder eine Verachtung mit tief verwurzelten Vorurteilen gegenüber Männern  – schlägt im Parlament auch sonst hohe Wellen. So vertrat Irène Kälin (Grüne/AG), immerhin 1. Vizepräsidentin im Nationalrat, in der Aufarbeitung der Corona-Bewältigung die Meinung: „Während der Krise sind die Männer medial und in der Öffentlichkeit sehr präsent gewesen. Es ist das Bild vermittelt worden, dass sie uns gerettet haben.“ Dabei seien es die Frauen in den systemrelevanten Berufen gewesen, an den Kassen und zwischen den Regalen und in Kindertagesstätten, die die Schweiz durch die Krise getragen hätten. Was sie mit dem trendigen Modewort ‚systemrelevant‘ andeutete, war das Gegenteil von dem, was eine Gesellschaft in anforderungsreichen Zeiten braucht, nämlich den Schulterschluss aller Bevölkerungsgruppen, von Frauen wie Männern, Büezerinnen wie Bossen, Dienstleistenden ganz ohne Scheuklappen. 

Ihr wurde von SVP- und FDP-Vertretern vorgeworfen, dass ihrer Ansicht nach Männer offenbar nicht systemrelevant seien oder in systemrelevanten Berufen nur Frauen arbeiteten, was Kälin wenigstens verneinte. Aber man müsse jetzt einmal eine Stunde lang die Frauen ins Zentrum stellen. „Mir hängt das Männer-Bashing in diesem Saal zum Hals heraus“, so äusserte sich FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann während der Ratsdebatte zum Thema Gleichstellung.

Frida Kohlmann aus dem grossen Kanton stimmte nun kürzlich während der Aktionswoche «Rise up for Change“ als Sprecherin der „Klimagerechtigkeitsbewegung“ (dazu gehören Klimastreik Schweiz, das Collective Climate Justice oder die Extinction Rebellion Schweiz) in den antikapitalistischen Chor ein, um die Verbarrikadierung der Grossbanken CS und UBS zu rechtfertigen. Begründet wird die illegale Protestaktion wie folgt: „Weil die Klimakrise durch Waldbrände, Heuschreckenplagen, Extremwetterereignisse und Hitzewellen Menschen vertreibt und tötet, hat sich die Klimagerechtigkeitsbewegung entschlossen, zum Mittel des massenhaften zivilen Ungehorsams zu greifen.“ 

Auch hier scheint der Geschlechterkampf gegen die Männerhierarchien in der Wirtschaft Oberhand zu gewinnen. Damit erhält der berechtigte Einsatz gegen die bedrohliche Klimaerwärmung und für eine Kehrtwendung in der Förderung fossiler Energieträger einen schalen Beigeschmack. Natürlich geht es darum, Männer wie Frauen in die Pflicht zu nehmen. Mit dem gebetsmühlenhaft und konzertiert vorgetragenen Männerüberdruss lässt sich aber kein einziges Problem lösen. Dass aus links-feministischer und klassenkämpferischer Warte das versalzene Süpplein ständig hochgekocht wird und zu wenig pragmatischer Sachlichkeit neigt, ist leider Tatsache. Weil die durchsichtige Strategie angefachter Konfrontationen mehr mediale Aufmerksamkeit verspricht, verhärten sich die Fronten zusehends. Wie zielführend es ist, mit schrillen Parolen in männerfeindlicher Manier den Beelzebub (der oberste Teufel ist natürlich männlich) an die Wand zu malen, wird sich weisen.  

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6 Kommentare

  1. Vielen Dank! Die von Jahr zu Jahr stärker und lauter werdende Männerfeindlichkeit, die z. B. in T. Funiciello eine glühende, ja bisweilen recht unverschämte Vertreterin hat, geht mir langsam auf den Sack …

  2. Auch mir gehen diese linken und grünen Frauen auf den Geist, und ich fühle mich von ihnen gar nicht vertreten. Ich war immer eigenständig, mit und ohne Mann.

  3. Lieber Herr Auchter
    sicher fühlen Sie sich zurecht verletzt, wenn Frauen der Männer überdrüssig sind. Vermutlich haben Sie in Ihrem Leben sehr viel unternommen, um die Benachteiligung der Frauen in Ihrem Umfeld zu korrigieren. Deshalb bitte ich Sie, uns zu verraten, was alles Sie unternommen haben, damit Frauen auf Augenhöhe mit Ihnen zusammenarbeiten konnten. So können Sie den Tatbeweis antreten, dass die von Ihnen zitierten Frauen unrecht haben.
    Gespannt auf Ihre Antwort
    akz

  4. Liebe Frau Zweidler, vielen Dank für Ihren Leserbrief. Sie haben recht mit ihrem Wunsch nach einem Tatbeweis. Ich blende zurück in die Primarschule, wo ich fuchsteufelswild wurde, wenn Grobiane ihr feiges Mütchen an Mitschülerinnen ausliessen. Später als Lehrer und Dozent förderte und forderte ich die Schülerinnen im Bewusstsein, dass sie gegen lautstarke Machos und Prahlhanse oft dankbar waren, wenn sie von mir humorvolle Unterstützung erhielten. Die Schule war mir immer wichtig für den gesellschaftlichen Konsens. Seither haben die jungen Frauen an Selbstbewusstsein so erfreulich zugelegt, dass sie auch an Folgeschulen bis zur Universität den männlichen Durchschnitt überholt haben und ihnen an Reife und Souveränität meistens überlegen sind. Der Einsatz für Gleichberechtigung auf allen Ebenen war mir immer ein wichtiges Anliegen. Das heisst aber nicht, dass ich nun feministische Exzesse, aus welchem Lager auch immer, gutheissen kann. Qui ne dit, consonne. Wer schweigt, stimmt zu.

  5. Sehr geehrter Herr Auchter,

    herzliche Gratulation zu Ihrem Artikel. Ich habe mich schon lange gefragt, wie lange es geht, bis sich Männer dieses Schlechtmachen ungestraft anhören wollen. Auch «vornehmes» Schweigen hilft nicht weiter. Ich möchte Ihre Argumente voll und ganz unterstützen und habe ähnliche Bemühungen auch schon vor 50 Jahren angewandt. Ich war nämlich auch im Lehrberuf tätig. Also, nochmals herzlichen Dank Irma Haefliger.

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