StartseiteMagazinGesundheitÖkosystem unter der Gürtellinie

Ökosystem unter der Gürtellinie

Darmgesundheit ist ein Schlagwort, das unseren Grosseltern noch unbekannt war. Herz, Leber, Lunge, Gehirn, Magen, das waren die landläufigen Sorgenkinder. Aber der Darm? Diese Transportschiene, die das, was der Körper nicht verwerten kann, ausscheidet, manchmal etwas grummelt und ab und zu unangenehme Gase absondert?

Diese Haltung hat sich geändert. Gründlich. Wobei die erste Aussage zu relativieren ist. Natürlich wussten bereits die Grosseltern, dass mit Verdauungsproblemen nicht zu spassen ist, dass der Bauch ganz schön weh tun und Schwierigkeiten machen kann. Dann trank man Kamillen- oder Fencheltee, legte eine Bettflache auf den Bauch, ass Leinsamen oder eingelegte Feigen und ging im Notfall zum Arzt.

Aber das Mikrobiom im Darm und dessen Stellenwert rückte erst in neuerer Zeit in den Fokus der Wissenschaft. Auch wenn die Begriffe Darmbakterien und Darmflora in Fachkreisen schon lange zirkulierten, das komplexe Ökosystem im Darm konnte und kann erst dank verfeinerter technischer Möglichkeiten voll erfasst werden. Noch ist nicht genau bekannt, wie das Mikrobiom im Darm – die Gesamtheit aller Bakterien, Pilze und Viren – an der Entstehung von Krankheiten und der Erhaltung von Gesundheit beteiligt sein kann.

Individuelles Innenleben

Studien zeigen, dass zum Beispiel die Darmflora eines Diabetikers Typus 2 sich signifikant unterscheidet vom Mikrobiom einer gesunden Person. Auch bei Menschen mit Depressionen, Schizophrenie, Autismus, Parkinson, Alzheimer oder Übergewicht wurden zum Teil substanzielle Veränderungen in Art und Zahl der Mikroben im Darm festgestellt. Oder anders ausgedrückt: Mit Veränderungen in der Zusammensetzung des Mikrobioms im Darm könnten gewisse Krankheiten ohne Medikamente gelindert, vielleicht sogar in den Griff bekommen werden.

Was allerdings gar nicht so einfach ist. Mit einer Änderung der Essgewohnheiten mit Fokus auf gesundes, frisch zubereitetes Essen und dem zumindest partiellen Verzicht auf Zucker, Fett und rotes Fleisch, aber auch mit regelmässiger Bewegung, wenig Alkohol, Stressabbau und Verzicht auf Rauchen kann die Darmgesundheit gefördert werden. Aber die «bösen» Darmbewohner so einfach ausquartieren oder durch ein gesundes Mikrobiom ersetzen, das geht nicht so einfach.

Empfohlen wird zwar die Einnahmen von «guten» lebenden Mikroorganismen, Probiotika. Diese Nahrungsergänzungen aus Apotheken und Drogerien können da weiterhelfen. In der Medizin bei der Behandlung von chronischen Darmentzündungen eingesetzt wird schon seit längerem ein Probiotikum, mit dem Bakterium Escherichia coli Nissle.

Gesundheitslabor im Bauch

Mikroorganismen – und davon hat es im Darm ziemlich viele – helfen nicht nur, die Nahrung zu verdauen, Giftstoffe schnell abzubauen und nach draussen zu befördern und die Vermehrung krank machender Zellen zu hemmen. Sie unterstützen auch das Immunsystem. Sie können Vitamine und Aminosäuren herstellen. Vitamin B12 zum Beispiel, das zur Bildung der roten Blutkörperchen sowie zur Funktion der Nervenzellen benötigt wird, kann von einer gesunden Darmflora produziert werden ohne Umweg über die Nahrung. Was Vegetarier und vegan Lebende interessieren wird, findet sich das Vitamin doch vor allem in tierischen Produkten.

So sieht es aus, das «zweite Gehirn».

Seit einigen Jahren wird der Darm als «das zweite Gehirn» des Menschen bezeichnet. Dass es Verbindungen gibt zwischen Kopf und Bauch, wird niemand bestreiten, der schon mal vor Aufregung Durchfall bekommen hat oder Bauchweh vor Angst vor einer Prüfung. Von den Schmetterlingen im Bauch gar nicht zu reden. Dass auch der umgekehrte Weg möglich ist, dass der Darm Krankheiten beeinflussen kann, die sich vor allem im Kopf abspielen, psychische Erkrankungen zum Beispiel, Schlafprobleme, ist eine relativ neue Erkenntnis. Dass Darm und Hirn eine gemeinsame «Schaltzentrale» haben, und wichtige Vitalfunktionen gemeinsam, aber auch unabhängig voneinander steuern können, eröffnet der Medizin ganz neue Wege.

Eigenständige Schaltzentrale

Im Gegensatz zum Herzkreislauf, für den im Hirn spezialisierte Zentren verantwortlich sind, agiert der Darm nämlich ziemlich autonom und nicht «kopfgesteuert». Bei der Verdauung der Nahrung wird das deutlich: Die Sensoren im Darm entscheiden eigenständig, welche Stoffe in den Blutkreislauf abgegeben, welche ausgeschieden werden, wann der Blutzufluss verändert werden muss, ob die Darmschleimhaut noch intakt ist, wann Alarm nötig ist. Wenn diese Aufgaben alle zuerst im Kopf durchdacht werden müssten, wären wir wohl die längste Zeit eines Tages bereits beschäftigt.

Fazit: Tragen Sie Sorge zu Ihrem Bauch – nein, nicht zu dem, der vielleicht ein bisschen über den Hosenbund hängt. Essen Sie gesund, gehen Sie sparsam um mit Medikamenten, vor allem mit Antibiotika, bewegen Sie sich etwas und regen Sie sich nicht wegen Kleinigkeiten auf. Denn der Darm meldet allfällige «Sünden» flugs an das Gehirn, und dann …

Rabatt über Seniorweb

Beim Kauf einer Limmex-Notruf-Uhr erhalten Sie CHF 100.—Rabatt.

Verlangen Sie unter info@seniorweb.ch einen Gutschein Code. Diesen können Sie im Limmex-Online-Shop einlösen.

Beliebte Artikel

Mitgliedschaften für Leser:innen

  • 20% Ermässigung auf Kurse im Lernzentrum und Online-Kurse
  • Reduzierter Preis beim Kauf einer Limmex Notfall-Uhr
  • Vorzugspreis für einen «Freedreams-Hotelgutschein»
  • Zugang zu Projekten über unsere Partner
  • Massgeschneiderte Partnerangebote
  • Buchung von Ferien im Baudenkmal, Rabatt von CHF 50 .-

2 Kommentare

  1. Dem obigen Kommentar kann ich mich nur anschliessen. Danke dafür.
    Ich musste mich schon länger mit diesem Thema beschäftigen, da ich immer wieder Beschwerden habe. Nach negativem Befund der Darmspiegelung, probierte ich die ziemlich teuren Probiotika aus der Apotheke, die ja von der Werbung so gepusht werden. Hat bei mir keine Besserung gebracht, leider.
    Ich vermute deshalb, dass das Darmhirn genauso wie das Kopfhirn, von vielen Faktoren beeinflusst wird, die wir nicht so leicht durchschauen, und zudem summiert sich im Alter doch so einiges in unserem Körper. Also greiffe ich zurück auf Kamillentee (ab und zu auch auf Rotwein) und Kohletabletten und ergebe mich meinem Schicksal.

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein