Allergien und Frühling gehören zusammen wie Meringue und Schlagrahm. Immer mehr Leute leiden bereits im Winter unter den ersten Pollen von Haseln und Weiden. Wird es erst Frühling, kommen sie nur noch mit Medikamenten über die Runden. Es gibt indes auch pflanzliche Heilmittel, die Beschwerden lindern können.
«Siehst Du diesen Hauch von Gold in den Sträuchern am Bach? Es riecht nach Frühling!» «Gar nichts rieche ich. Und Dein Gold am Bach, das sind die Hasel, die mir mit ihren Pollen schon seit Januar das Leben schwer machen!» Für Allergiker ist dieser fiktive Dialog bitterer Alltag: Nur ein, zwei trockene und mildere Tage im Winter und schon schniefen und husten sie und schauen mit entzündeten Augen in die Welt.
Frühling, das heisst für viele von Allergien Geplagte eine laufende Nase und entzündete Augen.
Rund 1,8 Millionen Pollenallergikerinnen und -allergiker sollen es in der Schweiz bereits sein – und es werden immer mehr. Allergien nehmen laufend zu. Das muss, wird angenommen, auch mit unserer Umwelt, mit Klimawandel, Umweltverschmutzung und Essensgewohnheiten zusammenhängen. Wobei die Pollenallergie, die zur Zeit gehäuft auftritt, nur ein Teil eines ganzen «Allergiekatalogs» ist. Es gibt Lebensmittelallergien, Tierallergien, Kontaktallergien – kaum gegen unliebsame Nachbarn oder Kollegen, aber gegen bestimmte Metalle, Duftstoffe oder Latex. Man kann auf Hausstaub allergisch sein, ebenso auf bestimmte Medikamente oder Insektengifte.
Kreuzallergien verschärfen das Problem
Allergisch können sowohl Kinder wie auch Erwachsene reagieren. Ja, sogar im Seniorenalter kann man sich unvermittelt eine Allergie zulegen. Und Achtung: Es gibt zudem ganz fiese Kreuzallergien: Pollenallergiker reagieren plötzlich auch auf gewisse Nahrungsmittel allergisch, weil bestimmte Eiweisse in Pollen in der Struktur denen in Lebensmitteln ähneln. Häufig sind Kreuzreaktionen bei Birkenpollen- Allergikern, die auch zahlreiche Obstsorten und Nüsse nicht mehr vertragen. Allergien können sich aber in jedem Lebensabschnitt auch abschwächen oder sogar verschwinden.
Längst sind es nicht mehr nur die blühenden Wiesen, die Heuschnupfen verursachen.
Jetzt aber fokussieren wir auf die Pollenallergie. Heuschnupfen ist ein gängiger Begriff. Der Name ist ein Indikator für die starke Ausbreitung der Allergien: Waren es früher vor allem die Wiesen vor dem ersten Schnitt im Juni, die durch die Menge an blühenden Gräsern dafür anfälligen Personen Beschwerden machten, nahmen die Allergene – oder die Überempfindlichkeit der menschlichem Immunsysteme auf bestimmte Substanzen – im Laufe von zwei, drei Generationen immer mehr zu. Heute beginnt die «Heuschnupfensaison» oft bereits im Dezember und endet mit den Blüten der Ambrosia und des Beifuss bestenfalls im September.
Wie kann dem Niesen und Husten, den tränenden Augen oder den Asthmaanfälle vorgebeugt werden? Eine Hyposensibilisierung, bei der Kleinstmengen von allergieauslösenden Stoffen unter die Haut gespritzt werden, so dass sich der Körper langsam an die Allergene gewöhnen kann, sollte Monate vor Beginn der Pollensaison angegangen werden. Was, wenn die Pollensaison zehn Monate dauert, eher schwierig wird.
Histamin kann überreagieren
In der Schulmedizin werden Antihistaminika als Augen- oder Nasentropfen oder als Tabletten oder Spritzen verschrieben. Antihistaminika sind Stoffe, die die Wirkung des körpereigenen Histamins, das im Immunsystem an der Abwehr körperfremder Stoffe beteiligt ist, abschwächt. Denn dieses Gewebshormon neigt, aus noch nicht ganz geklärten Gründen, zu Überreaktionen und reagiert mit Entzündungen auslösender Abwehr auf an sich harmlose Eiweissbaustoffe in den Pollen. Auch Kortisonpräparate können, richtig dosiert und begrenzt eingesetzt, in schweren Fällen Symptome lindern.
Die Alternativmedizin bietet ebenfalls einige Heilmittel an. Diese sind vielleicht nicht ganz so schnell wirksam, haben dafür nur selten Nebenwirkungen. Spezifische Spagyrik-Sprays können lindernd wirken, fördern aber in erster Linie die Selbstheilungskräfte des Körpers. Spagyrik ist eine Methode, Wirkstoffe aus Pflanzen zu bearbeiten, um den Organismus wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Hervorgegangen aus diesem uralten Wissen mit Wurzeln in vorchristlicher Zeit ist die Homöopathie. Aus dieser Ecke kommen die aktuell viel diskutierten «Chügeli», die Globuli, die von der Liste der kassenpflichtigen Medikamente gestrichen werden sollen.
Bienen sind ganz sicher keine Pollenallergikerinnen. Sie baden förmlich im Blütenstaub. (Alle Bilder pixabay)
Um einiges weniger alchemistisch sind Extrakte aus Schwarzkümmel, dessen Öl im Orient ein traditionelles, das Immunsystem stärkendes Heilmittel ist und Pestwurz-Extrakte, die, wie der Name sagt, bereits bei den Pestepidemien verwendet wurden und bei Allergien lindernd und auch krampflösend wirken. Beide sollten nur als standardisierte Fertigpräparate verwendet werden. Auch Magnesium, das in Leinsamen und Haferflocken reichlich vorhanden ist, kann die Produktion von Histamin hemmen.
Ganz praktische Tipps
Das erste Gebot ist aber, die Allergene möglichst zu meiden. Masken – kennen wir ja seit Corona alle – sind ein guter Schutz. Es gibt auch spezielle, fast unsichtbare Nasenfilter sowie Nasengels, die die Pollen abfangen. Gegen entzündete Augen helfen diese «Barrieren» leider nicht und Brillen nur marginal. Oft hilft es ein wenig, im Freien getragene Kleider im Haus zu wechseln. Ebenso sollten die Haare am Abend mindestens gut ausgebürstet oder sogar gewaschen werden. Für die Fenster gibt es spezielle Pollennetze, die allerdings auch die Luftzirkulation in der Wohnung behindern. Wichtig ist deshalb, bei Regen ausgiebig zu lüften. Auch für die Autos gibt es Pollenfilter.
Und zu guter Letzt bietet auch Akupunktur, Teil der traditionellen chinesischen Medizin, Therapien an, die abschwellend und immunstärkend sein sollen. Und Hypnose, das habe ich in meiner Familie sehr direkt erfahren, kann schwere Allergien, besonders Heuschnupfen, so lindern, dass Betroffene über Jahre (!) zwar nicht ganz symptomfrei sind, aber mit weit weniger Einschränkungen in den Frühling starten können.
Das Allergiezentrum Schweiz aha! bietet auf seiner Webseite viele Informationen und Angebote für Betroffene.