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Zu Besuch bei Erika Bögli

Skifahren, Reiten, Segeln: Sport ist der Familienersatz der kinderlosen Erika Bögli. Seniorweb hat die wohl bekannteste Berner Oberländer Privatskilehrerin in Thun besucht

Wir treffen uns im Bälliz, vor der Mühleschleuse. Entlang der Aare: schmucke Altstadthäuser, im Hintergrund die stolze Stadtkirche. Es ist einer der schönsten Orte der Stadt, da hier auch der historische Mühleplatz mit seinen vielen Beizen und Restaurants angrenzt. Durch die Schleuse fliesst die stahlblaue Aare. Im Sommer tummeln sich hier Dutzende von Schleusensurfern, denen man fasziniert zuschaut, wie sie auf den wilden Aarewellen das Gleichgewicht halten.

Als junge Skilehrerin.

Da, wo sonst die Zuschauerinnen und Zuschauer stehen, wartet Erika Bögli auf mich. Wegen den frostigen Temperaturen trägt sie eine schicke Winterjacke mit Pelzkragen. Der rote Schal ist diskret auf die Farbe des Lippenstifts abgestimmt. Ein hellblonder Kurzhaarschnitt, schwarz nachgezogene Augenbrauen, blaue Lidstriche, ein gebräuntes Gesicht: Meine Gesprächspartnerin scheint viel Zeit an der frischen Luft zu verbringen.

Gleich zu Beginn des Treffens vereinbaren wir, nicht über ihr Alter zu sprechen. Ältere Damen fragt man nicht nach ihrem Jahrgang. Viel lieber erzählt die attraktive Thunerin über ihre Jugend, ihre Ausbildung, die spannende Lehrzeit in den USA, ihre Freizeit, in der sie viel Sport betreibt, die 50jährige Funktionärstätigkeit im Reitsport und ihre Skilehrerinnen-Karriere, die noch immer andauert. In Adelboden ist das Gesicht der gepflegten Thunerin bestens bekannt, doch was sie alles unternimmt, woher sie kommt, was sie in ihrem Leben gemacht hat, wissen nur die wenigsten.

Kinderlähmung ohne bleibende Schäden

Geboren und aufgewachsen ist Erika Bögli in Ursenbach, im bernischen Oberaargau. Ihr Vater war Gründer und Besitzer einer Holzbearbeitungs- und Maschinenfabrik. Wegen seiner Nierentuberkulose zog die Familie vorübergehend in den Walliser Kurort Montana. Später baute man in Saanenmöser im Simmental ein Haus, das noch heute steht. Im Alter von sieben Jahren erkrankte Erika an Kinderlähmung. Im Inselspital sagte ihr der behandelnde Arzt, nur der Sport könne sie heilen. Deshalb betrieb sie schon sehr früh Ballett, Tennis, lernte Reiten und Skifahren. Als sie neun Jahre alt war, starb ihr Vater.

Heute als Skilehrerin.

Beruflich machte Erika Bögli die Matura und arbeitete bei einem Anwalt und Notar in Bern. Im Marzli lernte sie einen sehr bekannten Schweizer Eiskunstläufer kennen, der damals im US-Bundesstaat New York das grösste Hotel, das «Grossinger`s Catskill Resort Hotel» führte. Sein Angebot, im Ressort Privatskilehrerin zu werden, nahm sie mit Begeisterung an. Drei Winter lang brachte die junge Frau in den USA prominenten Gästen das Skifahren bei. Zu ihren Schülern gehörte unter anderem der damalige Justizminister Robert Kennedy. In den Sommermonaten vermietete sie in Acapulco (Mexiko) im Auftrag des Bandleaders Teddy Stauffer Pedalos sowie Boote und gab Unterricht im Wasserskifahren. Der Spass am Leben war grösser als der damalige Lohn.

In Ascona. 

In die Schweiz zurückgekehrt, bildete sich Erika Bögli zur Treuhänderin weiter, arbeitete als Buchhalterin und Büroleiterin, war tätig für internationale Firmen und erledigte weltweite Controlling-Arbeiten für KMU`s. Beim Segeln lernte sie ihren späteren Mann kennen, der leider schon mit 57 Jahren starb. Die Ehe blieb kinderlos. Fortan konzentrierte sich die Thunerin neben ihrem Beruf auf ihr grösstes Hobby, das Reiten.

Nach einer aktiven Karriere als Springreiterin wurde Erika Bögli eine wichtige Botschafterin und Funktionärin für den Schweizerischen Verband für Pferdesport (SVPS). Auf die Mitgliedschaft im Kavallerie-Verein Thun folgte die Gründung des Reitclub «Ben Hur», welchen sie zwölf Jahre lang präsidierte. Für ihren Club organisierte sie auf der Thuner Allmend Turniere: viermal regional, viermal national und dann beim Thuner Strandbad viermal Schweizer Meisterschaften Elite.

Als aktive Springreiterin.

Zwölf Jahre lang war Erika Bögli Ausbildungschefin beim SVPS, und dann zwölf Jahre lang Prüfungsexpertin. Viele Jahre gehörte sie der Richterkommission an. Ihr ganzes Leben lang war sie irgendwo in der Schweiz, sei es regional oder national, für den Verband unterwegs, unter anderem auch als Jurypräsidentin. Nach ihrem Rückzug aus den Verbandsfunktionen wird die zierliche Frau nach wie vor zu nationalen und internationalen Reitturnieren eingeladen, zum Beispiel an den CHI Genf, CHI Basel, an den CSI Ascona, CSIO St.Gallen und an den SCI Humlikon.

Privatskilehrerin in Adelboden

Auch mit Adelboden bleibt die Rentnerin eng verbunden: Hier besass sie 25 Jahre lang eine Ferienwohnung, dann 25 Jahre eine Eigentumswohnung. Sie erwarb das bernische Skilehrerdiplom, dann in der Zeit des US-Aufenthalts den amerikanischen Skilehrerausweis. Im Anschluss machte sie in der Schweiz den Eidgenössischen Skilehrerausweis (Schneesportlehrer). Im Skigebiet Adelboden / Lenk unterrichtet sie bis heute langjährige Freunde, Stammgäste, ehemalige Kundinnen und Kunden. Wer Erika Bögli auf der Piste, beim Après-Ski oder im Dorf begegnet, trifft auf eine charmante, stets aufgestellte, vielseitig interessierte Dame von Welt.

Happy Birthday.

Mehrere Jahre lang gehörte sie dem OK des Adelbodner Weltcups an. Dutzende Male durfte sie am Chuenisbergli den stolzen Gewinnern als Ehrendame die Preise übergeben. Skigrössen wie Heini Hemmi, Edi Bruggmann und Jos Minsch, Walter Tresch, Didier Cuche etc. kennt sie persönlich. Einige Bilder aus alten Zeiten hängen in ihrer Wohnung in Thun.

Von der Kinderlähmung ist glücklicherweise nichts geblieben. Primär dank den vielfältigen sportlichen Betätigungen der Thunerin. Der Arzt in der Insel hatte recht behalten. Für die kinderlose Witwe ist die Sportwelt Familienersatz. Sie trifft sich gerne mit Freunden und plaudert über die Vielfalt des Lebens, den Sport oder das heutige Geschehen, aber nur ausnahmsweise sowie selten aus ihrem Privatleben.

Segeln auf dem Thunersee.

Erika Bögli ist dankbar, dass sie gesund bleiben durfte. Ihre Knie – rechts wie links – sind zwar am Spital Interlaken mit sehr gutem Erfolg mehrfach operiert worden. Das hindert sie aber nicht am Skifahren. An den eigenen Tod denkt sie nicht, denn rechtlich hat sie alles geregelt: Patientenverfügung, Vorsorgeauftrag, Testament sind verfasst und abgelegt. Dies ermöglicht es ihr, die verbleibende Zeit mit viel Lebensfreude aus vollen Zügen zu geniessen.

 

Titelbild:  Erika Bögli vor der Thuner Mühleschleuse. Foto PS. / Alle übrigen Fotos privat.

 

 

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