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Ganz schön peinlich – und so natürlich

Jede und jeder tut es, muss es tun, aber merken soll es bitte niemand. Weil es so richtig peinlich ist: Blähungen, Flatulenzen oder halt einfach Fürze sind ein Tabuthema. Dabei entweichen dem Darm Gase, manchmal geräuschvoll und, noch schlimmer, oft übelriechend.

Wie kann diese lästige Gewohnheit dem Darm abgewöhnt werden? Leider gar nicht. Blähungen entstehen bei der Verdauung des Nahrungsbreis im Dickdarm. Bakterien spalten die Nahrung auf, Luft, die beim Essen oder Trinken geschluckt wird, hilft bei diesem Prozess. Das so produzierte Biogas besteht zu zwei Dritteln aus Stickstoff, 20 Prozent Wasserstoff, zehn Prozent Kohlendioxid, dazu Methan und Sauerstoff. Für den unangenehmen Geruch ist vor allem Schwefelwasserstoff verantwortlich. Der riecht nach faulen Eiern.

… und der riecht nach faulen Eiern.

Je nach Quellenlage entweichen diese Winde dem Darm zwischen acht und 20 Mal pro Tag. Dabei nehmen sie keine Rücksicht auf gesellschaftliche Normen. Ob in der Sitzung, im Konzertsaal, im Restaurant, beim ersten Tête-a-Tête, oder beim Sport, überall kann es passieren. Und ist ja eigentlich ganz natürlich. Weshalb denn diese Scham, wenns halt mal knattert oder etwas penetrant duftet?

Früher war alles entspannter

Martin Luther und wahrscheinlich viele seiner Zeitgenossen war da weniger geniert. Der Reformator soll festgestellt haben: «Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz» und fragte auch mal «Weshalb rülpst und furzt ihr nicht? Hat es euch nicht geschmeckt?». Auch der übermütige junge Onkel, der mit seinen Flatulenzen eine Kerze ausblasen konnte, war, wenigstens für die Kinder, der Star eines jeden Weihnachtsfestes in der Familie.

Aber ansonsten: Bitte ganz diskret. Starke Blähungen können für Betroffene ein Grund sein, sich sozial zu isolieren. Dabei braucht es, um störende Geräusche und Duftnoten in den Griff zu bekommen, manchmal gar nicht viel. Zuerst mal sollte man stark gasbildende Lebensmittel wie rohe Zwiebeln, Lauch, Bohnen, andere Hülsenfrüchte und Kohlarten im Menüplan reduzieren. Sie enthalten Zuckerstoffe und schlecht verdauliche Kohlenhydrate. «Jedem Böhnchen sein Tönchen» sagt der Volksmund und hat, wie meist, ziemlich recht.

Was falsches gegessen? Stark gasbildende Gemüse, aber auch Milch- oder Vollkornprodukte können zu unangenehmen Blähungen führen. Und Stress.

Aber auch Vollkornprodukte können, besonders wenn man seine Ernährung zügig auf «gesund» umstellt, Probleme machen und kohlensäurehaltige Getränke können die Flatulenzen verstärken. Champagner gehört auch dazu, sorry. Recht häufig wird Milchzucker schlecht vertragen und auch Fruchtzucker kann in grösseren Mengen Beschwerden auslösen, ebenso wie Zuckeraustauschstoffe.

Der Darm hört und leidet mit.

Und dann wäre da noch der psychische Anteil. Wer unter Stress und Anspannung leidet, muss sich nicht wundern, wenn sich auch der Darm unüberhörbar in diese «Kopfsache» einschaltet. Schliesslich besteht zwischen Kopf und Bauch ein direkter Draht. Entspannungsübungen, lange Spaziergänge oder mal eine warme Bettflasche auf dem Bauch können da helfen.

Ja, der kanns auch. Ohne Hemmungen und oft ziemlich penetrant. (alle Bilder pixabay)

Ganz allgemein sollte man sich beim Essen Zeit lassen. Wer hektisch eine Mahlzeit verschlingt, schluckt meist auch viel Luft. Bestimmte Kräuter und Samen wie Pfefferminze, Kamille, Fenchel, Anis oder Kümmel helfen dem Darm ebenso wie Bifidobakterien, die nicht nur in entsprechenden Joghurts zu finden sind, sondern in der Drogerie auch als Kapseln angeboten werden. Dort gibt es zudem Mittel, die dem Darm helfen, sich etwas anständiger zu benehmen. Vor allem in der Öffentlichkeit.

In den meisten Fällen sind Blähungen zwar unangenehm, aber harmlos. Nehmen sie aber signifikant zu, ohne dass Essgewohnheiten geändert wurden, ist der Bauch oft ungewöhnlich hart und aufgetrieben, verändert sich der Stuhlgang oder treten sogar vermehrt Durchfälle auf, sollte das Problem medizinisch abgeklärt werden. Damit aus einem kleinen Pups nicht ein grosses Problem wird.

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2 Kommentare

  1. Guter Artikel: Dieses Problem lässt sich doch einfach lösen: Wenn wieder einmal ein «Abgang ohne die Schriften abzugeben» – oder eben ein Furz – losgegangen ist. Dann unschuldig in die Runde schauen und sagen «das hätte auch mir passieren können». Problem (vielleicht) gelöst.

  2. Dank Ihrer amüsanten Formulierungen und wie immer mit praktischen Tipps versehen, ist ein weiteres Tabu gebrochen und man kann über die Winde, wie der Arzt so schön sagt, reden oder wie Sie schreiben. Allerdings hab ichs mit dem Furzen und Rülpsen in der Öffentlichkeit nicht so und vermeide dies wenn möglich. Auch das Gähnen mit weit aufgerissenem Mund turnt mich ab. Letztens sass mir im öV ein übernächtigter Jugendlicher vis à vis. Dieser konnte nicht aufhören seinen Mund weit aufzureissen und mir direkt ins Gesicht zu gähnen und mir sein schlechtes Gebiss und sein Halszäpfli zu präsentieren. Dazu hatte er noch eine Alkoholfahne, dass einem die Luft wegblieb. Nach dem xten Gähnanfall frage ich ihn, ob er mich eigentlich verschlucken wolle. Keine Antwort, aber von da an war Ruhe im Karton. Wenigstens die Hand vor den Mund, aber eben, Rücksichtnahme und Anstand sind heute leider für viele ein Fremdwort.

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