Zeit und Kunst

Im Zürcher Kunsthaus eröffnet heute eine Ausstellung zum Thema Zeit. Ein Thema, das kaum fassbar, eines der grossen Rätsel ist. Zeit kann unendlich sein und dauert manchmal doch nur einen Augenblick. Kuratorin Cathérine Hug hat mit der Suche nach «Zeitzeugen» in einer Zeit begonnen, als die Welt fast stillstand – während der Pandemie.  

Zeit ist relativ, das wissen alle. In fröhlicher Runde oder beim innigen Zusammensein verfliegen die Stunden im Nu, aber mit Handschellen angekettet können 30 Minuten unendlich lang sein. Wieso gerade Handschellen? Weil in der aktuellen Ausstellung im grossen Saal des Kunsthauses genau solche Dinger hängen, an einer langen Kette. Die italienische Künstlerin Monica Bonvicini –  sie ist im Untertitel zur Ausstellung «Zeit. Von Dürer bis Bonvicini» aufgeführt – will mit der Möglichkeit, sich anzuketten aufzeigen, wie Zeit ganz direkt erlebt werden kann.

Ein Beitrag von Monica Bonvicini zum Thema Zeit. (b.r.)

Es ist nicht das einzige Überraschungsmoment in dieser facettenreichen, tiefgründigen und dann wieder fast verspielten Präsentation von Leihgaben aus ganz Europa und den USA, ergänzt durch Werke aus eigenen Beständen. Es sei, wird im Pressetext festgehalten, «eine interessante Option, die das Kunsthaus vor dem Hintergrund bietet, dass im Zeitalter des Anthropozäns vermehrt darüber spekuliert wird, wie viel Zeit nicht nur dem Individuum, sondern der ganzen Menschheit bleibt, um das Überleben auf und mit dem Planeten Erde zu sichern.» Anmerkung: Das Anthropozän ist quasi die Jetztzeit, also die Epoche, seit der Mensch in die Entwicklung der Welt sehr direkt  – und nicht nur zu ihrem Nutzen – eingegriffen hat.

Blick in die Ausstellung zum Thema Zeit. (René & Elisabeth Bühler)

Empfangen werden die Museumsbesuchenden von einer Videoinstallation von Monica Ursina Jäger, «Liquid Time – An Earthly Archive of Weathering Thoughts». Wasser, Erosion, Sedimente schaffen im Laufe der Zeit neue Welten. Wobei Zeit hier in Millionen Jahren gemessen werden muss. Im Gegensatz zu diesem «Zeitgeschehen» stehen die zahlreichen Vitrinen mit den verschiedenen und immer wunderschönen Uhren, die allein einen Besuch lohnen würden – die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Musée internationale d’horlogerie in La Chaux-de-Fonds konzipiert.

Albrecht Dürers «Melencolia» ist das älteste Exponat in der neuen Ausstellung. (Sammlung Kunsthaus Zürich)

Von Albrecht Dürer (1471-1582) stammt das älteste Werk in der Ausstellung, ein Kupferstich auf Papier aus der Sammlung des Kunsthauses mit dem Titel Melencolia. Von einer Sanduhr abgesehen wird das Thema Zeit zwar nicht thematisiert, der dominante Polyeder hat eher einen mathematischen Bezug. Ausser man betrachtet das Bild philosophisch als melancholischen Blick in die Vergänglichkeit. Würde zu all den Werken passen, wo mit Schädeln auf das «Memento mori» aus dem antiken Rom verwiesen wird, ein Symbol der Vanitas.

Cuno Amiets dreiteiliges Monumentalgemälde «Der Jungbrunnen» nimmt einen alten Menschheitstraum auf. (b.r.)

Leichter verständlich ist Cuno Amiets monumentales Triptychon «Der Jungbrunnen», wo direkt auf die Zeit und den ewigen Wunsch der Menschen, diese anzuhalten oder sogar umzukehren, verwiesen wird. Das ist ja auch ein Paradox der Zeit: Alte Bauten, alte Musik, alte Dinge, werden bewundert, beim eigenen Körper aber soll der Zahn der Zeit bitte ferngehalten werden. Fazit: Zeit lässt sich nicht fassen, lässt sich nicht festlegen. Sie rinnt einen wie Sand durch die Finger und ist zugleich eine Konstante. Zeit umfasst Millionen Jahre und Sekundenbruchteile, wie Alicja Kwades goldene Ringe, die aufgefächert sich in 57 Sekunden am Boden zu einem einzigen Ring ordnen. Zeit lässt sich nicht aufhalten und will manchmal nicht vergehen. Zeit ist Emotion, Mathematik, Philosophie und voller Facetten. Diesen Ansatz setzt die Ausstellung im Kunsthaus mit viel Fantasie in Bildern um.

Die Ausstellung zum Thema Zeit ist im Kunsthaus Zürich bis zum 14. Januar 2024 zu sehen. Geboten wird zudem ein umfangreiches Rahmenprogramm. Erschienen ist auch ein informativer Katalog. Infos unter www.kunsthaus.ch

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