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Was bleibt und was kommt

«Frauenleben», vielleicht auch «Lebensentwürfe», könnte der Titel des neuen Romans von Theres Roth-Hunkeler lauten. Heisst er aber nicht. «Damenprogramm» nennt die Autorin ihr neues Buch. Nur: Wo sind diese Damen heute, die sich zum Tee am Nachmittag treffen und sich dabei gepflegt unterhalten?

Man braucht Geduld, bis man im neuen Roman von Theres Roth-Hunkeler – der Seniorweb- Gemeinschaft auch als geschätzte Kolumnistin ein Begriff – zum neuen, heutigen «Damenprogramm» vorstösst. Erst im letzten Drittel des Buches nimmt die Autorin das Thema auf. Kreativ, fast möchte man meinen visionär.

Also müssen sich die Leserinnen durchkämpfen bis fast zum Ende des Buches? Überhaupt nicht! Denn was da als «Einleitung» geboten wird, ist ein von leichter Hand und doch tiefgründig skizziertes Bild zweier nicht mehr ganz junger Frauen von heute. Von Frauen, die gelebt, geliebt, gearbeitet, gelitten haben und trotzdem noch so viel Schwung mitbringen, dass sie dem Älterwerden und seinen Problemen mutig entgegensehen.

Porträts souveräner Frauen

Da ist Anna, die nach zwei Schwestern eigentlich ein Junge hätte werden sollen. Und dann, statt zu einem Benedikt halt zu einer Annabelle wurde. Dieser Name, einer Frauenzeitschrift entliehen, war so schwer, dass aus ihr bald Anna wurde. Mit einer Mutter, die wenig Liebe, dafür eine ganze Liste von Ängsten zu vergeben hatte. Jung wurde Anna selber Mutter einer, so scheint es, ewig brüllenden Tochter. Und musste bald, füllte sie ein amtliches Formular aus, ein Kreuzchen in der Rubrik «geschieden» machen.

Der Mann war weg und Anna sorgte für sich und die kleine Caro allein. Aber ihre Freundin Ruth war verlässlich immer an ihrer Seite. Kennen gelernt hatten sie sich während des Studiums, hatten gemeinsam Florenz und die italienische Männerwelt genossen.

Schmerzhaft ehrlich

Und dann ein Zeitsprung: Caro ist eine dreissigjährige Frau, drogenabhängig und deshalb nicht richtig lebenstüchtig. Anna hat wieder geheiratet, spät allerdings, Arno, den älteren Bruder von Ruth. Er war ihr ein liebender Ehemann und Caro ein guter Vater. Alles gut, also. Bis zur Demenz, Arnos Pflegebedürftigkeit, seinem Tod.

Und Anna schreibt Briefe. An Ruth vor allem, selten auch an Caro oder an Alice, Annas Schwester. Es sind berührende Einblicke, Rückblicke, Ausblicke in ein Frauenleben – und schonungslos ehrlich. So gesteht sie Ruth, ihrer Freundin und Schwägerin, wie sie das langsame Dahinsiechen ihres geliebten Mannes, die ganze unappetitliche Körperlichkeit, nicht mehr ausgehalten habe. Auch wenn sie ihn jetzt unendlich vermisse.

Es treten auch noch andere Personen auf, in kleinen Geschichten, fast wie Anekdoten. Tante Rose zum Beispiel, mit «gewissen Neigungen» aber eine taffe Frau, die später im von Nonnen geführten Altersheim dem abendlichen Tischgebet jeweils laut den Satz anfügte: «Oben klar und unten dicht, lieber Gott, mehr will ich nicht.» Was Anna an ihr eigenes Altwerden erinnert, nicht larmoyant, aber mit klarem Blick.

Lebensfragen aller Frauen

Die Frage, ob die Autorin da Autobiografisches in die Erzählungen habe einfliessen lassen, stellt sich nicht. Sie schildert Gefühle, Ängste und Sorgen, die jede Frau ab einem gewissen Alter befallen. Jede. Nur aufgeben wollen Anna und Ruth noch nicht. Und so entsteht dann das Damenprogramm, das dem Buch den Titel gibt. Es sind im Grunde nicht viel mehr als Entwürfe, Lebensentwürfe, die da ganz langsam und bis zum Schluss nicht ganz konkret Gestalt annehmen. Denn Kaffeekränzchen sind es nicht, die da in Ruths geerbtem Ferienhaus samt Nebengebäude und grosszügigem Umschwung realisiert werden sollen.

Theres Roth-Hunkeler, Autorin des Romans «Damenprogramm» und Seniorweb- Kolumnistin.

Aber zuerst reist Anna mit Caro noch nach Norwegen. Auch das war mal eine Liebesgeschichte, von der nur noch ein leiser Nachklang – und etliche Vorwürfe von ihrer Tochter – bleiben. Aber mit Caro – das wird vielleicht ein kleiner Neuanfang …

Anna hat schon immer gerne gelesen. Schon als Kind fieberte sie jeweils auf den neusten Band dieser Art Jugendliteratur in Serien, die fast nur von Mädchen gelesen werden. Heute sind es eher Arztserien im TV, die sie sich Folge um Folge zu Gemüte führt. So endet dieser Roman auch mit einem Versprechen, mit zwei kleinen Zeichen: Ff. Fortsetzung folgt.

Theres Roth-Hunkeler: «Damenprogramm». 250 Seiten, Verlag Edition Bücherlese. Auch als eBook erhältlich.

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1 Kommentar

  1. Liebe Bernadette Reichlin, herzlichen Dank für die schöne Besprechung von «Damenprogramm» – ich freue mich sehr!

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