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Konfrontation und Grenzen

In der neuen Ausstellung im Kunsthaus Zürich wird eine Schlüsselfigur der Schweizer Malerei – ja, was denn eigentlich? Demontiert, fragmentiert, hinterfragt oder aktualisiert? Ferdinand Hodlers Schaffen wird in mehr als 60 Werken Bildern zeitgenössischer Kunstschaffender gegenübergestellt. Ein ziemlich überfrachtetes, aber spannendes Unternehmen.

Dass eine konventionell aufgebaute Retrospektive des Werks von Ferdinand Hodler (1853–1918) nicht mehr zeitgemäss ist, liegt auf der Hand. Die grossen Ausstellungen in Genf, Bern und vor 20 Jahren im Zürcher Kunsthaus sind Geschichte, viele von Hodlers Gemälden – Holzfäller, Wilhelm Tell, die Seen und Bergbäche, und seine an Eurhythmie-Vorführungen erinnernden grossformatigen Frauenbilder – sind im Gedächtnis der an Malerei interessierten Bevölkerung schon längst fest verankert.

Dass Hodlers Werk aber immer noch neu gesehen werden kann und deshalb einen Ausstellungsbesuch wert ist, wird sich in den nächsten Wochen und Monaten – die Ausstellung dauert bis zum 30. Juni – zeigen. Die Kuratorinnen Sandra Gianfreda und Cathérine Hug haben Kunstschaffende von heute eingeladen, sich mit der Werkliste Hodlers auseinanderzusetzen, sie neu zu interpretieren und in Kontext zu setzen zum eigenen Schaffen. Entstanden ist so eine Ausstellung mit überraschenden Konfrontationen, neuen Sichtweisen, vielen Fragen und einigen Kuriositäten.

Blick in die Ausstellung «Apropos Hodler» im Kunsthaus Zürich. (Kunsthaus Zürich)

Da das Kunsthaus neben dem Musée d’art et d’histoire in Genf die grösste öffentliche Sammlung an Gemälden von Ferdinand Hodler besitzt, konnte aus dem Vollen geschöpft werden, zumal dieser Bestand noch ergänzt werden konnte mit Leihgaben aus wichtigen privaten und öffentlichen Sammlungen der Schweiz. «Apropos Hodler –  Aktuelle Blicke auf eine Ikone», so der Titel der Ausstellung, lehnt sich, zufällig, wie die Kuratorinnen festhalten, an die gleichnamige Hommage von Félix Vallotton an, die dieser 1920 posthum seinem Künstlerfreund widmete.

Wasser als Leinwand und auf Leinwand

Empfangen wird das Publikum beim Eingang, wie könnte es anders sein, von einer der berühmten Seeansichten Hodlers. Diese ruhigen Wasser, umrahmt von so richtig malerischen Schweizer Landschaften, gehören zu Hodlers DNA. Hinter dem Bild bauscht sich eine subtil bemalte Leinwand «The Fall, Mountain View from Lausanne, 2020» der französischen Bildhauerin und Installationskünstlerin Latifa Echakhch. Parallelen? Kaum. Ein Dialog? Auch nicht. Aber eine andere Interpretation von Wasser.

Kein Hodler, aber eine zeitgenössische Video-Adaption von Susan Schuppli. (Kunsthaus Zürich)

So geht es durch die ganz Ausstellung. Im Mittelpunkt steht ein monumentales Bergmassiv in perspektivisch langsam verblassenden Blautönen, das als Hintergrund für Hodlers Frauenfigur «Lied in der Ferne» (1914) dient. Mit ihrer weit ausholenden Geste dominiert sie, so scheint es, die Berge. Eine sehr gelungene Komposition.

Eine Gegenüberstellung, keine Konfrontation: «Gated Landscape), Lithografie von Relax, 2024 und eine typische Bergbachidylle von Hodler. (b.r.)

Die Kuratorinnen gliedern die Ausstellung in verschiedene Bereiche: Zugehörigkeit, Körperlichkeit, Rätselhaftigkeit. Mit den in verschiedenen, aber immer satten Farben an den Wänden und der verwinkelten Raumaufteilung öffnen sich sehr organisch immer wieder andere Bilderwelten, andere Sichtweisen. Wenn der «Holzfäller» auf David Hockneys «Felled Trees of Woldgate» trifft, ergeben sich auch witzige Bezüge. Andere Gemälde Hodlers stehen für sich allein, müssen das auch, weil sie dominant sind. Das Bild «Der bewunderte Jüngling», wo für einmal ein frontal zu den Betrachtenden stehender nackter junger Mann von vier anmutigen Frauen verstohlen gemustert wird, spricht für sich allein.

Eine von Hodlers starken Frauen. Interessant: In der Gesellschaft Schweizerischer Maler, Bildhauer und Architekten (GSMBA) sprach sich der Künstler 1907 dezidiert dagegen aus, auch Frauen aufzunehmen. (Kunsthaus Zürich)

Alles in allem ist es eine interessante, in Bezug auf das Schaffen des grossen Schweizer Malers auch aufschlussreiche Werkschau, die gerade wegen ihrer Konfrontation mit dem heutigen Kunstschaffen ganz neue Sichten erlaubt. Der umfangreiche, textlastige Katalog ist eine ideale Ergänzung, um Hodler in einen ganz neuen Kontext zu stellen, der auch Klimawandel und politische Strömungen nicht ausklammert.

Bis 30. Juni 2024
«Apropos Hodler. Aktuelle Blicke auf eine Ikone», im Kunsthaus Zürich

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