StartseiteMagazinKolumnenDie Solidarität läuft aus dem Ruder

Die Solidarität läuft aus dem Ruder

Es gibt zunehmende Anzeichen schwindender Solidarität hierzulande, ein ernsthafter Prüfstein für den Zusammenhalt unserer Willensnation, damit es nicht zur Zerreissprobe kommt.

Dass jede Partei, jeder Staatsbürger, jede soziale Gruppe, jede Frau und jeder Mann ihre privaten Interessen vertreten, ist absolut legitim, darüber brauchen wir uns nicht zu streiten. Wenn Partikularinteressen aber auf Teufel komm raus überhand nehmen und das Gemeinschaftswohl sich mit 1. Augustreden begnügt, dann sollten nicht nur die Kirchen-, sondern auch die Alarmglocken läuten.

Was meine ich damit, wo liegt das Problem? Sie erinnern sich an die leidige Streitfrage, ob die nachfolgende Generation nach wie vor eine zweite Landessprache lernen sollte oder ob dem Englischen Tribut zu zollen ist. Die Schweiz hat es bis heute im Gegensatz zu allen umliegenden mehrsprachigen Ländern geschafft, den Sprachenfrieden hochzuhalten, indem die deutschsprachige Mehrheit die Minderheiten aus der Romandie, dem Tessin und aus rhätisch Bünden nicht nur respektiert, sondern staatspolitisch als gleichwertig anerkannt hat. Mittlerweile ist nach den Drohungen von Bundesbern wieder etwas Ruhe eingekehrt und die Anglophilen sind noch einmal der Staatsraison gefolgt. Aber wie lange noch?

Die gescheiterte Rentenreform ist ein weiteres Indiz für die abnehmende Bereitschaft, sich zu einem vertretbaren Kompromiss durchzuringen und über den Tellerrand zu blicken. Nach dem Motto „ich nicht, du auch“ waren dem einen die kritisierten 70 Franken das Alibi, ein Nein in die Urne zu legen, vielen Frauen die Idee, ein Jahr länger zu arbeiten, Affront genug, ins gleiche Horn zu stossen, und ein vorab linkes welsches Spektrum traute dem perfiden FDP-Slogan „Die Jungen verraten – die Rentner bestrafen“ offenbar mehr als dem gesunden Menschenverstand. Alle wissen, dass die AHV in absehbarer Zeit in ernste Schieflage gerät, aber eine Mehrheit war nicht bereit, einem fairen Kompromiss zuzustimmen. „Nach uns die Sintflut“ gilt nicht nur für den gefährdeten Klimaschutz, sondern für die meisten Zeitbomben, die wir mit den Stöpseln in den Ohren und den hechelnden Smartphones schon gar nicht mehr ticken hören.

Und jetzt kommts knüppeldick: Die No-Billag-Initiative will nichts Anderes, als der SRG den Gnadenstoss zu versetzen. Die vorwiegend aus der SVP-Küche stammenden Argumente sind dermassen kurzsichtig und hanebüchen, dass man sich fragen muss, ob da immer noch mit dem Milchbüchlein gerechnet wird. Man schüttet das Kind mit dem Bade aus, man ist verärgert über Billag und pinkelt der SRG ans Bein. Die einen wollen keine Autorennen, die anderen finden „Glanz und Gloria“ Schwachstrom-Glitter, wieder andere plappern irrlichtern das Credo nach, die SRG sei schon immer ein linkes Journalistennest gewesen. Dabei wird gerne ausgeblendet, dass die Nachrichtensendungen unserer Radio- und Fernsehstationen ein international anerkanntes Flaggschiff mit hoher Kompetenz und für unser Demokratieverständnis unabdingbar sind. Es kommt doch auch niemandem in den Sinn, unseren Stadttheatern oder Orchestern die Subventionen zu streichen, weil uns eine bestimmte Autorin oder ein Komponist ärgert.

Leider wird von den Scharfmachern auch die staatspolitische Maxime verschwiegen, dass sich nur dank der finanziellen Solidarität der Deutschschweiz die sprachlichen Minderheiten gleichwertige  Medienangebote leisten können. Ein Volk von 8 Millionen leistet sich in allen 4 Landessprachen den Luxus der Zugehörigkeit zu allen Medien. Ist das nicht ein grossartiges Bekenntnis zur kulturellen Identität in ihrer Verschiedenartigkeit? Die Deutschschweiz generiert 73% der Einnahmen und nimmt für sich nur 43% der Mittel in Anspruch. 30% wandern also in die Romandie, ins Tessin und in die romanische Minderheit. Wir hängen das nicht an die grosse Glocke, weil es bislang zu unserem Selbstverständnis und zu unserer Solidarität gehört hat – weiterhin gehören muss, wenn wir uns davon nicht verabschieden wollen. Mit unabsehbaren Konsequenzen.

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