StartseiteMagazinGesundheitImmer diese Krankenkassenangebote!

Immer diese Krankenkassenangebote!

Die genaue Prüfung der bestehenden Krankenkasse-Police kann Einsparungen bringen. Und zwar ohne substanziellen Verlust der Leistungen.

Jeder kennt die Angebote zum Wechseln in eine billigere Krankenversicherung. Auch aus dem Ausland kommen solche Anfragen. Es ist ein einträgliches, grosses und oft unseriöses Geschäft.

Ich hatte dieser Tage so ein Beispiel auf dem PC, es nennt sich «Toppkrankenkasse.ch»– aus Deutschland. Das Unternehmen wirbt mit sämtlichen möglichen Versicherungsangeboten, so auch für eine billigere Krankenversicherung in der Schweiz, die angeblich noch das Fitnessabo übernimmt. Die zuständigen Personen schreiben nicht einmal richtig deutsch – und sie mischen in unserem Krankenkassensystem mit! Sie schreiben von „Franschisse“, oder ( Zitat) «Kontaktieren Sie uns. Wir werden uns bald mit Ihnen schnell antworten!»

Ungebetene Anrufe

Haben Sie auch schon einen Anruf erhalten, zum Beispiel von einem „Schweizer Krankenkassencenter“ wo man Sie fragt, ob Frau Gertrud Fröhlich am Apparat sei? Achtung: Sie sind nicht verpflichtet, Ihre Identität preiszugeben! Man fragt Sie möglicherweise auch, wo Sie versichert sind. Auch das ist Ihre Privatsache! Man offeriert Ihnen Prämien, wo Sie bis zu 1000 Franken pro Jahr sparen könnten. Dazu möchten sie Ihnen gerne einen Berater vorbeischicken.Winken Sie, ab, tun Sie das nie!

Es gibt einen guten Trick, um solche Anrufe abzublocken: Ich weiss von Senioren, die bei solchen Anrufen klagten, wie alt und schwer krank sie seien. Und plötzlich war die Verbindung abgebrochen.

Leere Versprechungen

Bei einem mir vorliegenden Beispiel einer unseriösen Werbung werden Grundversicherung und Zusatzversicherung wild durcheinandergemisch. Es wird zwischen den beiden Versicherungsmodellen laviert und versprochen, was das Zeug hält – bis Sie mit Sicherheit den Durchblick verloren haben. Und letzlich nicht mehr wissen, was Sie wo bekommen könnten und was das kosten würde. Eines ist sicher: Als Senior oder Seniorin können Sie nur die Grundversicherung wechseln. Eine neue Zusatzversicherung ist ab 50 problematisch, ab 60 unmöglich.

Prämienvergünstigungen im Seniorenalter

Als Versicherter jeden Alters haben Sie die Möglichkeit, die Grundversicherung zu wechseln. Das will gut überlegt sein. Die renommierten und teureren Krankenversicherungen bieten in der Regel einen guten Kundenservice, auch mit telefonische Beratung zum Beispiel. Es gibt in einzelnen Kantonen noch Möglichkeiten zum Wechseln, die sich lohnen. Sicher nicht für Einsparungen von 20 Franken im Monat, vor allem dann nicht, wenn Sie eigentlich zufrieden sind oder bei Ihrer angestammten Krankenkasse auch eine Zusatzversicherung haben.

Die Grösste der Billigkassen hat letztes Jahr am meisten Versicherte dazugewonnen. Und bei der Umfrage nach der Zufriedenheit ganz schlecht abgeschlossen!

Bei sogenannten Billigkassen handelt man sich oft auch schlechtere Dienste ein. Hier ein paar Beispiele aus der Praxis:

–   Die Rückvergütung erfolgt erst drei Monate nach Einsenden der Rechnung.

–   Bei einer Kasse wird eine Vorfinanzierung der Medikamente verlangt. Das bringt gerade Senioren mit kleinerem Einkommen und hohen Medikamentenkosten in Schwierigkeiten.

–   Sie haben keinen Ansprechpartner bei der Krankenkasse.

–   Leistungen werden sehr strikte nur nach dem Gesetz übernommen.

–   Sie werden verpflichtet, die normale minimale Franchise von 300 Franken auf 500 Franken zu erhöhen.

Die Krankenkassenprämien sind in den meisten Kantonen sehr teuer. Es ist das Abbild unserer Anspruchshaltung.

Wie sparen bei der Grundversicherung?

Wenn Sie selten zum Arzt gehen, können Sie die Franchise von den obligaten 300 Franken erhöhen, vielleicht auf 1‘500 Franken. Das heisst, dass Sie alle KVG-pflichtigen Leistungen bis zum gewählten Franchisebetrag selber zahlen müssen, erst danach zahlt die Krankenkasse 90 Prozent daran. Und das, bis der maximale Selbstbehalt erreicht ist bei 700 Franken. Danach übernimmt die Kasse zu 100 Prozent die Kosten. Das heisst, bei einer Franchise von 300 Franken beläuft sich Ihre eigenen finanzielle Belastung pro Kalenderjahr maximal auf1000 Franken für sämtliche KVG-pflichtigen Leistungen, auch wenn sie durch zum Beispiel sehr teure medizinische Behandlungen extrem hoch wäre.

Erkundigen Sie sich bei Ihrer Kasse nach Modellen wie HMO, Hausarztsystem oder ähnlich. Diese Varianten bringen Ihnen einen Rabatt von 10 bis 15 Prozent – ohne Einschränkung der Leistung. Hausarztsysteme gibt es flächendeckend, HMOs in Städten und grossen Agglomerationen. Aber sicher ist: Am meisten sparen Sie, wenn Sie selber entscheiden, ob und in welchem Umfang Sie ärztliche und andere medizinische Hilfe beanspruchen wollen.

Drum prüfe, wer sich bindet: Ein Wechsel der Krankenkasse kann im Alter teuer werden – oder ist gar nicht mehr möglich. (Bild UG)

Ich habe kürzlich die Krankenversicherungspolice einer betagten Dame analysiert – nun zahlt sie 80 Franken im Monat weniger Prämie, und zwar ohne jegliche Einbusse. Wie das? Für ihre medizinischen Belange ist ihr Hausarzt von jeher zuständig. Er arbeitet in einem HMO-Center. Die Dame wusste nicht, dass sie unter diesen Umständen eine massive Reduktion der Prämie zu gut hat. Weiter zahlte meine Bekannte noch immer monatlich eine kleine, völlig unnütze Taggeldversicherung und war sich dessen gar nicht bewusst. Dank der Kulanz ihres Versicherers konnten beide Teile per sofort geändert, beziehungsweise sistiert werden.

Die erwähnte Taggeldversicherung gehört zum Teil der versicherbaren, nicht obligatorischen Zusatzversicherungen. Viele Senioren sind hier überversichert. Ein prüfender Blick auf die Police lohnt sich alleweil. Für viele Zusätze finden sich auf der Police nur rudimentäre Angaben über deren Zweck. Verlangen Sie bei Ihrem Versicherer eine Broschüre mit den Detailangaben. Dann wissen Sie zum Beispiel exakt, wieviel und welcher Art von Spitex Sie im Bedarfsfall zugute haben. Oder wieviel Ihre Zusatzversicherung ans Fitness-Abo beisteuert. (Nur aus der Zusatzversicherung werden Beiträge daran bezahlt!)

Wichtig zu wissen ist, dass jeder Versicherungsanbieter seine Produkte selber zusammenstellt. Deshalb ist es fast unmöglich, die einzelnen «Päckli» zwischen den Anbietern zu vergleichen.

Wie und wo sparen?

Nun zum Sparen bei der Zusatzversicherung: Der grösste Brocken ist die sogenannte Spitalzusatzversicherung, 1.Klasse, Halbprivat oder Allgemein ganze Schweiz.

Ich weiss von alleinstehenden Senioren, die lieber nicht mehr in die Ferien fahren, als sich von den exorbitanten monatlichen Versicherungsprämien für 1.Klasse Privat zu trennen. Vor mehreren Jahren habe ich Monatsprämien von über 1000 Franken nur für diesen Teil der Versicherung erlebt: Alleinstehend, Senior, mehrfache Spitalaufenthalte.

Wie können Sie die Prämie für die Spitalzusatzversicherung senken? Es gibt drei Möglichkeiten:

–    In die nächst tiefere Versicherungsstufe wechseln. Das heisst, zum Beispiel, von Privat auf Halbprivat.

–    Einen Selbstbehalt wählen. Prinzipiell wählen Sie ab 1000 und bis 10’000 Franken, und dadurch reduziert sich die Prämie substanziell. Fragen Sie bei Ihrer Versicherung nach.

–    Sie entschliessen sich, die Spitalzusatzversicherung ganz aufzugeben.

Wichtig dabei ist zu wissen, dass es dann kein Zurück gibt!

«Allgemein» hat auch Vorteile

Wenn Sie die Spitalzusatzversicherung ganz aufgeben, haben Sie zwar in den meisten Fällen nicht mehr die Möglichkeit, in einer Privatklinik verwöhnt zu werden. Aber sie haben in der Schweiz eine grosse Anzahl öffentlicher Spitäler, aus denen Sie wählen können, die nicht minder gute ärztliche Behandlungen leisten. Sie selber bieten auch weniger Angriffsfläche für nicht wirklich indizierte Eingriffe.

Schauen Sie sich Ihre Krankenversicherungs-Police genau an. Holen Sie sich Informationen bei Ihrer Kasse. Und falls Sie Teile davon kündigen möchten: Die Obligatorische Krankenversicherung kann bis Ende November gekündigt werden (dies nur, wenn die Prämien erhöht werden), die Zusatzversicherungen oder Teile davon in den meisten Fällen vor Ende September. Vorher unbedingt beim Versicherer nachfragen!

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