StartseiteMagazinGesundheitSitzt das Glück im Darm?

Sitzt das Glück im Darm?

Darm ist Trend. Wo vor Jahren beim Thema Gesundheit noch die Meisten an Herz, Gefässen, Bronchien und allenfalls Magen gedacht haben, da steht heute der Darm im Zentrum.

Weihnachten ist vorbei und damit auch die kulinarischen Festtagsfreuden. War alles ein bisschen viel, mag sich mancher gedacht haben und das nicht nur nach Konsultation der Waage. Man nimmt sich vor, ab jetzt massvoller und gesünder zu essen und so Leber und Magen zu entlasten. Dann klappt hoffentlich auch die Verdauung wieder besser, hört das lästige Bauchweh auf.

Der Darm leidet mit

Nun, diese Überlegungen waren gestern. Heute weist die Wissenschaft mittels modernen molekular- und neurobiologischen Methoden nach, dass der Darm auf viel mehr reagiert als nur auf zu fettes Essen, zuviel Alkohol oder Zucker. Der Darm denkt mit, leidet mit und kann auf psychische Störungen mit Krankheiten reagieren. Aber, und das ist ein relativ neues Forschungsgebiet, der Darm reagiert nicht nur, er agiert auch, kann psychische Veränderungen und Krankheiten beim Menschen nicht nur beeinflussen, sondern auch auslösen.

Bauchweh vor Angst oder vor einer Prüfung kennen bereits Schüler. (Bilder Bernadette Reichlin)

Der Volksmund kennt diese Phänome schon lange. Wer sich vor einem Gespräch oder einer Prüfung fürchtet, der hat Bauchweh vor Angst. Wer Lampenfieber hat, braucht eine Toilette in der Nähe. Wer verliebt ist, hat Schmetterlinge im Bauch. Wer nicht loslassen kann, kleinlich, pingelig oder überaus sparsam ist, der ist ein Korinthenkacker oder ein Tüpflischiesser. Und manchmal fällt es schwer, gewisse Vorkommnisse, Verletzungen oder Zurückweisungen zu verdauen.

Das Bauchgefühl

Was doch sehr viel aussagt über die komplexen Zusammenhänge zwischen Darm und Charakter. Oder vom Zusammenspiel zwischen Darm und Gehirn. Jeder kennt das Bauchgefühl, das oft diametral entgegen dem rationalen Denken und der logischen Erwägung steht. Und von dem auch vom Intellekt gesteuerte Personen oft sagen, es sei der bessere Ratgeber.

Heute ist bewiesen, dass nicht nur Millionen von Darmbakterien die Nahrung verarbeiten und transportieren, dass im Magen-Darm-Trakt ebenso viele Nervenzellen sitzen, viel mehr als im (über-)lebenswichtigen Rückenmark. Und diese Nervenzellen reagieren auf Stress, Angst oder Depressionen. Sie können Durchfälle auslösen oder im Gegenteil die Darmaktivitäten lahmlegen.

Wenn der Darm krank macht

Neuere Forschungen haben nun bewiesen, das auch das Gegenteil der Fall sein kann: Die Darmflora kann auch Emotionen steuern, kann verantwortlich sein für Hyperaktivität bei Kindern, für depressive Schübe und psychische Erkrankungen.

Nicht nur äussere Einflüsse können Darmprobleme verursachen, der Darm selber kann Störungen auslösen.

Angenommen wird, dass in der Darmwand Rezeptoren sitzen, Proteine, die wie Antennen angst- oder stressauslösende Faktoren von aussen empfangen, wie auch Signale aussenden können zum Gehirn, wo damit Prozesse angeschoben werden.

So zeigen Forschungen, dass das «Glückshormon» Serotonin, das Seelenleben und Persönlichkeitsstruktur eines Menschen massgeblich beeinflussen kann, grösstenteils in der Darmflora produziert wird. Ein ausgeglichener Serotoninspiegel macht einen Menschen ruhig und zufrieden – und liebenswert.

Darmprobleme, seien das jetzt simple Verdauungsstörungen, ein Reizdarm oder eine chronische Colitis ulcerosa mit schmerzhaften entzündlichen Geschwüren oder Morbus Crohn hängen fast immer mit Einflüssen von aussen zusammen, mit psychischen Störungen oder Problemen in Beruf oder Beziehung, auf die der Darm mit Überforderungssignalen reagiert.

Das «Gehirn im Bauch»

Dabei findet sich im Gehirn, anders als für Herzkreislauf oder Atmung, keine «Abteilung», die speziell für die Verdauung zuständig wäre. Der Darm arbeitet quasi autonom, steht aber über das Nervensystem und den Blutkreislauf, über Hormone und weitere Botenstoffe in ständigem Kontakt mit der «Chefetage» ganz oben.

Alexander Kiss, Chefarzt der Abteilung Psychosomatik im Universitätsspital Basel empfahl denn auch anlässlich einer Fachtagung in Rheinfelden, «Patienten mit anhaltenden Bauchschmerzen oder Durchfällen, welche nicht durch die Krankheitsaktivität bzw. Krankheitskomplikationen erklärt werden können, sollten auf das Vorliegen (…) einer depressiven Störung untersucht werden.»

Psychotherapie hilft heilen

Daraus folgt: Patienten mit schwerwiegenden oder immer wiederkehrenden Darmprobleme sollten eine psychosomatische Abklärung ins Auge fassen. Und sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass der Darm nicht nur ein Durchgangsbahnhof zur Verarbeitung von Nährstoffen und ein Schlauch zur Entsorgung unverdaulicher Substanzen ist, sondern viel mehr: Ein zweites Gehirn, das die körperliche und psychische Gesundheit massgeblich beeinflussen kann.

Am nächsten Samstag, 16. Januar wird in der TV-Sendung «gesundheitheute» um 18.10 Uhr mit Fachärzten und Betroffenen zum Thema «Psychosomatik und Gastroenterologie» informiert.

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