Während 20 Jahren sammelte Ursula Stalder (63) an europäischen Küsten Abfall und formte ihn zu Kunstwerken. Die Ausstellung ist im Betagtenzentrum Viva Rosenberg in Luzern zu sehen.
Die Erleuchtung kam der Luzerner Künstlerin Ursula Stalder bei einem Ferienaufenthalt in Kalabrien bei einer Wanderung am Meer. Unzählig angeschwemmter Zivilmüll erregte ihr Interesse. Da lagen Kinderspielzeuge, Muscheln, Unrat und Dinge herum, die man so wegwirft oder was die Natur halt so anschwemmt.
Fundgegenstände in Südspanien
Damit liesse sich doch etwas machen, dachte sie, die bisher als gelernte Hochbauzeichnerin, Malerin und Illustratorin des Nebelspalters und der Schweizer Illustrierten arbeitete.
Beim zweiten Ferienaufenthalt nahm sie Plastiksäcke mit, später suchte sie in der Laguna von Venedig grössere Gegenstände, ganze liegen gelassenen Boote und transportierte diese in drei Sattelschleppern in die Schweiz.
Während 20 Jahren bereiste sie fast alle europäischen Strände. Inzwischen lagern die gesammelten Fundobjekte in 250 Bananenkisten, archiviert und genau angeschrieben in Luzern. Aus dem Müll wurde Kunst. Ursula Stalder stellte die Gegenstände in Bildern zusammen.
Gegenstände am Strand von Griechenland In Venedig gefunden
„Ich entdeckte in den Funden so viel Poesie, Spuren der Zeit und die nötige Zurückhaltung gegenüber den Sachen. Ich brachte den Abfall in die Zivilisation zurück,“ verriet sie Seniorweb an der Vernissage im Betagtenzentrum Viva Rosenberg in Luzern, die von Toni Zwyssig, dem ehemaligen Mitarbeiter des Schweizer Fernsehens moderiert wurde. Zwyssig hat den Film „Die Lagune, ein Projekt von Ursula Stalder“ für das Schweizer Fernsehen realisiert.
Ex-TV-Mann Toni Zwyssig mit Ursula Stalder Zählrahmen aus Tennisbällen
Sie verstehe sich nicht als Messie, habe kein Messie-Syndrom. „Ich habe einfach alles gesammelt, was mir gefallen hat“, erklärte die begnadete Künstlerin.
Die Ausstellung „Rosinen aus der Sammlung“ wird im Betagtenzentrum Rosenberg in Luzern bis 20. November gezeigt.
Fotos: Josef Ritler
Ursula Stalder *1953 in Horw bei Luzern, lebt in Luzern.
Nach einer Ausbildung zur Hochbauzeichnerin studiert Ursula Stalder an der Schule für Gestaltung in Luzern dreidimensionales Gestalten. Das Sammeln und Aufbewahren steht im Zentrum der künstlerischen Arbeit von Ursula Stalder. Seit über zwanzig Jahren arbeitet die Künstlerin ausschliesslich mit weggeworfenen oder angeschwemmten Dingen, die sie an den Meeresufern findet. Stalder ordnet die Fundstücke in ihren Arbeiten nach Materialien, Ländern und Themen. Durch diese Systematik ergeben sich inhaltliche Querbezüge, die erzählerische und phänomenologische Qualitäten offenbaren. Ding um Ding wird sorgfältig aufgereiht, neben- und übereinander angeordnet, aufgehängt oder eingeflochten. In immer neuen Kompositionen zeigt die Künstlerin, wie die Dinge ihr Wesen im Laufe der Zeit und in neuem Kontext verändern können. Ihr Werk stellt Fragen nach unserem Umgang mit Alltagsdingen und ihrer Verwertbarkeit. Ursula Stalders Arbeiten sind in Ausstellungen in der Schweiz und im Ausland präsent.