StartseiteMagazinKolumnenSind Sie gläubig – oder gläubiger?

Sind Sie gläubig – oder gläubiger?

Es ist ein Jammer: Im Duden sind Wörter aufgelistet, die nichts miteinander zu tun haben. Andere Begriffe sind beleidigend oder unkorrekt oder beides. Wer blickt da noch durch?

Feiern Sie Pfingsten? Dann sind Sie sicher gläubig, ein Gläubiger, gehören einer Kirche oder einer kirchlichen Vereinigung an. Oder sie sind einer, dem Geld geschuldet wird. Das ist auch ein Gläubiger. Der glaubt halt einfach, dass der Schuldner ihn nicht hängen lässt. Im Plural wird der Unterschied deutlich: Die, die in die Kirche gehen, sind Gläubige, die, denen Geld geschuldet wird, Gläubiger. Eine kleine Endung macht den Unterschied. Wer da stolpert, dem sei verziehen. Ausser den Journalisten. Bei denen gehört der korrekte Gebrauch der Sprache zum Handwerk. «Die Gläubiger treffen sich zum gemeinsamen Gebet» geht deshalb gar nicht.

Geschlechtersensibilität

Ein neuer Beruf: der oder die Ausbildende. Die oder der Auszubildende kennen wir ja schon seit (der!) Lehrling ein generisches Maskulinum ist und deshalb alle Frauen ausschliesst. Deshalb ist die geschlechtersensible Sprache immer auf der Suche nach neutralen Begriffen: Die Mitarbeitenden, die Studierenden, das Helferteam, die Betreuungspersonen, die Lehrkräfte. Und jetzt halt auch die Ausbildenden. Dabei ginge es wesentlich eleganter: Statt: «Ausbildende, die Auszubildende ausbilden, müssen sich durchsetzen können», könnte elegant umschifft werden mit «Auszubildende zu unterrichten, ist keine leichte Sache.»

Es ist mittlerweile eine lange Liste von Begriffen, die als politisch unkorrekt angesehen werden. Neger geht schon seit Langem gar nicht mehr, die Putzfrauen wurden auch zu Raumpflegerinnen oder geschlechtsneutral zur Reinigungskraft umpoliert. Kinder sind nicht mehr schwererziehbar sondern verhaltensauffällig oder sogar verhaltensoriginell und Behinderte sind neu Beeinträchtigte.

Wörterkosmetik

Was bei Letzteren sensibler sein soll, erschliesst sich nicht auf den ersten Blick. Wenn dann in einem Zeitungstitel steht «Gemeinde will Beeinträchtigte nicht mehr behindern», fragt man sich schon, was diese ganze Wörterkosmetik soll. Ändert sich dadurch das Verhalten gegenüber anderen Ethnien oder Berufsgruppen? Machen verhaltensoriginelle Kinder in der Schule weniger Schwierigkeiten und haben Behinderte weniger mit ihren Defiziten zu kämpfen? Menschenwürde sollte doch in erster Linie gelebt und nicht «schöngeschrieben» werden.

Jetzt ist aber Schluss mit Kritisieren. Jetzt wird gedankt. Nämlich der neuen Zürcher Kantonsratspräsidentin Karin Egli-Zimmermann, die nach ihrer Wahl sagte, sie nehme diese «Useforderig» gerne an. Danke, danke, danke. Sonst wird nämlich immer der unsägliche Hochdeutschzwitter «Herusforderig» verwendet – und tut jedes Mal in den Ohren weh.

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