StartseiteMagazinGesellschaftAlle reden von der Gebühren-Abschaffungs-Initiative – wir auch!

Alle reden von der Gebühren-Abschaffungs-Initiative – wir auch!

Zahlen und Fakten zur SRG und ihren Radio- und Fernsehsendungen

  • Sind Sie dafür, dass die Billag-Gebühren abgeschafft werden und kennen Sie den Initiativtext genau? Dann müssen Sie nicht weiterlesen, dann wollen Sie, dass alle Radio- und Fernsehsender der SRG in allen Landessprachen und etliche private dazu verstummen.

  • Wollen Sie der Abschaffung der Gebühren zustimmen, damit das Schweizer Fernsehen einen Denkzettel erhält und sich um bessere Sendungen bemüht? Dann lesen Sie bitte weiter, denn mit der Initiative erreichen Sie Ihr Ziel nicht, weil es danach kein Schweizer Fernsehen mehr gäbe.

  • Sind Sie für die Abschaffung der Billag-Gebühren, weil Sie ohnehin nie einen Sender der SRG einschalten – weder den Cupfinal, noch Netz-Natur, weder die Tagesschau, noch die Hitparade auf SRF 3. Wirklich nie? Lesen Sie trotzdem weiter, damit Sie erfahren, dass es Sinn macht, für etwas zu zahlen, das man nicht braucht.

  • Sie stimmen Nein zu No-Billag. Weil Ihnen klar ist, dass ein Kleinstaat wie die Schweiz eigene und (von privaten schweizerischen oder ausländischen Financiers) unabhängige Medien braucht. Mit Nachrichten- und Hintergrundsendungen, aber auch mit Unterhaltungsformaten, welche in der Schweiz für die Schweiz produziert werden. Laut Konzession gehören auch sie zum Service public.

Unabhängig heisst auch vom Einfluss des Staats unabhängig. Daher ist die SRG ein Verein, der sich durch Gebühren finanziert, und kein Staatsfernsehen, auf das Behörden direkt Einfluss nehmen können – je nach politischem Kräfteverhältnis unterschiedlich.

Die Billag-Gebühr beläuft sich zurzeit auf 451 Franken (ab 2019 wird sie für jeden Haushalt erhoben und reduziert sich auf 365 Franken, also einen Franken pro Tag). Neben dem Anteil der Inkassostelle Billag sowie des Bakom (61 Mio Franken), profitieren 34 regionale Fernseh- und Radiostationen – kommerzielle und andere – in allen Regionen (69 Mio Franken) und vor allem die SRG (1‘240 Millionen Franken) von den Gebühren.

Samt den Werbeeinnahmen und weiteren Erträgen von rund 40 Millionen Franken ergibt sich der Betrag, den die SRG ausgeben kann. Die Gebührengelder werden jedoch nicht pro Kopf der Konsumenten verteilt, sondern solidarisch. Ungefähr ein Drittel des Gelds bleibt in der Deutschschweiz bei SRF, auch wenn zwei Drittel der Konsumenten in dem Sendegebiet zuhause sind. Diese Solidarität ist für die in Jahrhunderten gewachsene Willensnation Schweiz grundsätzlich unverzichtbar.

Während manche glauben, dass Twitter, Youtube oder Facebook sowie die Gratiszeitung ihren Bedürfnissen nach Information und Unterhaltung genügen, ärgern sich viele ältere, treue Fernsehkonsumenten über schlechte und unnötige Sendungen, welche den Qualitätsprogrammen Gebührengelder entzögen, und noch mehr über die Werbung, vor allem im Abendprogramm.

SRF darf weder in den Radios noch online Werbung machen, also bleibt allein das Fernsehen. Schon lange wandern Millionen von Werbegeldern ab, nicht zu den einheimischen Printmedien, sondern nach Deutschland zu Sendern mit Schweizer Fenster. Dieser Drain würde sich massiv verstärken, wenn SRF ganz auf Werbung verzichtete. SRF-Sprecherin Andrea Wenger begründet, warum in ZDF und ARD der Hauptabend frei von Werbespots ist, das Schweizer Fernsehen aber nicht darauf verzichten kann: „In Deutschland ist man mit 80 Millionen Einwohnern und Deutsch als einziger Landessprache nicht von Werbung abhängig. Im Budget von ZDF und ARD machen die Werbeeinahmen gerade mal fünf Prozent aus,“ und erklärt, dass die „Vollfinanzierung“ aller Sender über Gebühren bei uns mit nur 8 Millionen Einwohnern und vier Landessprachen zu teuer wäre: „Darum beschloss der Gesetzgeber eine Mischfinanzierung durch Gebühren und Werbung. So bleiben die Gebühren im Rahmen.“

Bleibt noch die Frage nach den seichten Sendungen, die den wichtigen Informationssendungen eines Qualitätsfernsehens angeblich Mittel entzögen. Zitiert wird dabei oft Glanz und Gloria. Viele Sendestunden lassen sich mit Wiederholungen oder eben „seichten“, eingekauften Serien füllen, die für das kleine Sendegebiet sehr bescheidene Lizenzgebühren (ab 2000 Franken jährlich) kosten. Was Eigengewächs ist, kommt teurer, auch wenn das Schweizer Fernsehen Vergleichbares mit weniger Aufwand produzieren und senden kann als beispielsweise das ZDF. Details und ein Kostenvergleich ZDF-SRF finden Sie in einer pdf-Datei zum downloaden hier.

So kostet eine Talksendung wie Aeschbacher 50‘000 Franken jährlich, eine Magazinsendung wie die Rundschau 108‘000 Franken, Glanz und Gloria 14‘000 Franken, die Serie Der Bestatter 705‘000 Franken im Jahr. Eigenproduzierte Sendungen sind für das Schweizer Fernsehen wichtig. Dabei geht es nicht allein um Politik und Information, aber auch um die Besonderheiten des Lands, die Volksmusik, urbane und alpine Menschen. SRF bi de Lüt kostete 2016 120‘000 Franken.

Für Information in Radio und Fernsehen hat die SRG im Jahr 2016 über 600 Millionen Franken ausgegeben, das sind 39 Prozent der gesamten Ausgaben. Dazu gehören neben den täglichen Newssendungen in allen Landesteilen auch Magazine wie A bon Entendeur oder die Rundschau und Radiosendungen wie dasEcho der Zeit, oder die Samstagsrundschau. Ausführliche  Zahlen und Fakten zu Billag-Gebühren und SRG-Finanzen finden Sie auf interaktiv.tagesanzeiger.ch.

Sollte die Kahlschlag-Initiative, erfunden von jungen Freisinnigen am Biertisch, eine Mehrheit finden, so würde nicht nur die SRG mit all ihren Fernseh- und Radiosendern auf der Strecke bleiben, auch die meisten gebührenunterstützten privaten Veranstalter müssten schliessen. Der Direktor des Medienausbildungszentrums MAZ, Diego Yanez, früher Chefredaktor des Schweizer Fernsehens, hält die von den No-Billag-Befürwortern propagierte Idee, eine Tagesschau über Pay-TV zu finanzieren, für eine Bieridee: «Es gibt in ganz Europa und soviel ich weiss auf der ganzen Welt nicht ein einziges Beispiel, wo eine Fernseh-Nachrichtensendung als Pay-TV angeboten wird. Der Grund: Es wäre viel zu teuer.»

Fragen Sie sich, ob Sie für Tennis mit Roger Federer, für den Spengler-Cup oder das Lauberhornrennen speziell zahlen möchten, denn wer immer die Senderechte dafür ersteigern sollte, würde Geld verdienen wollen, während die SRG keine Profitabsichten hat. Darum sind wir für einszwanzig im Tag dabei – egal ob Tennis in Wimbledon oder Ski auf der Streif in Kitzbühel oder auch eine Opernübertragung. Wird die Initiative am 4. März abgelehnt, bleibt das so.

Und verabschieden Sie sich von der Idee, dass es der Bund schon richtet und die SRG irgendwie rettet – der Initiativtext ist so formuliert, dass eine solche Lösung verfassungsmässig verhindert wird.

Alle Bilder: SRG und SRF

Zum Nachhören: die Arena vom 5. Januar 2018

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