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Die Stadt-Oase neu entdecken

Zum 150jährigen Jubiläum des Zoo Basel hat der Christoph Merian Verlag ein wunderbares Buch herausgegeben: mit historischen Exkursen, informativen Infos sowie einer Vielzahl an sensationellen Tieraufnahmen. Das Autorenteam lässt Zoo-Mitarbeitende erzählen und Besuchende in den Erinnerungen graben.

Mit sechs durfte ich zum ersten Mal in den «Zolli», damals mit den Eltern und meiner jüngeren Schwester. Die Elefanten beeindruckten mich, die Pinguine brachten mich zum Lachen, vor den Löwen fürchtete ich mich. Viele Male habe ich seither den Zoo Basel besucht, allein, mit den eigenen Kindern, mit Freunden und Bekannten. Genau wie der Zürcher Zoo ist auch der «Zolli» eine Bildungsinstitution, ein Ort des Entdeckens, des Vergnügens, der Entspannung. Und zwar für jedes Alter. So wie mir, dürfte es hunderttausenden von Schweizerinnen und Schweizern ergangen sein und ergehen.

Fresspakete aus der Basler Bevölkerung mussten früher im Garten isoliert werden, bevor sie geöffnet werden konnten. Quelle: Buch Seite 55, Foto Walter Leuthard.

Nun hat der renommierte Christoph Merian Verlag zum 150jährigen Bestehen eine Liebeserklärung an den «Zolli» publiziert, einen Bildband mit vielen spannenden Texten. Autoren sind Jennifer Degen und Lukas Meili. Umwerfende, zum Teil noch nie publizierte Tieraufnahmen geben Einblick in den Zoo und in seinen Alltag. Auf 255 Seiten erfährt man, was in den Gehegen, Vivarien, auf Plätzen in den Terrarien, Werkstätten und Büros passiert. Erzählt wird die Geschichte der legendären Institution, von den Anfängen bis heute. Damit verbunden ist eine ausgewogene Auseinandersetzung mit den Veränderungen in der Tierhaltung, über sich wandelnde Ausstellungskonzepte, die Zoo-Philosophie.

Kalifornischer Seelöwe macht aus der Fütterung einen Balance-Akt. Quelle: Buch Seite 58. Foto Jörg Hess.

Optisch ist das Buch als Rundgang konzipiert: Mit einer Karte des Zoos als Inhaltsverzeichnis. Nach dem Besuch des Vivariums besichtigt man zusammen mit dem «Zolli»-Gärtner die Aussenanlagen. Spannend sind die Ausführungen über Umzüge von Tieren aus und in andere zoologische Gärten. Wie Kinder den Umgang mit Tieren erlernen, was es sich mit Ausreissern und ungebetenen Gästen auf sich hat, erfährt man ebenfalls. Von der Maul- und Klauenseuche im Jahr 1937 ist die Rede. Und von vielen Zuchterfolgen.

Der Pinguinspaziergang findet im Winter bei Temperaturen unter 10 Grad statt. Er ist vor allem bei Kindern beliebt. Quelle: Buch Seite 13. Foto: Jörg Hess

Einblick erhalten Lesende in die Futterlogistik, in die Arbeit des Zootierarzts, die Beschäftigung der Tierpfleger und Wärter, die Werkstatt, den Erfolg des Zoo-Restaurants und die sich wandelnde Werbung. Spannend sind die historischen Kapitel, illustriert mit Fotos aus dem Basler Staatsarchiv. Gerne erinnere auch ich mich an den Ritt auf dem Rücken eines Elefanten, an die Fütterung der Pinguine, an den Löwenkäfig und das Elefantenhaus. Neu war für mich, dass Pediküre bei Tieren unter Vollnarkose gemacht wird, dass auch Menschenaffen einen Knigge kennen und wie sehr der Tod von Zoo-Tieren uns Menschen berühren kann.

Der Elefantenritt war ab den 1950er Jahren eine Publikumsattraktion. Pro Ritt konnten bis zu fünf Kinder auf dem Dickhäuter Platz nehmen. Quelle: Buch Seite 146. Foto BSL Paul Steinmann.

Erfreulicherweise beschäftigt sich der Jubiläumsband auch mit tiefgründigen Fragen: Welche Aufgaben erfüllt ein moderner Zoo? Wie hat die Tierhaltung früher ausgesehen, wie heute? Wird dem Tierwohl entsprochen, und ist Kolonialismus noch ein Thema? Diese und weitere Aspekte erläutert das Buch gezielt in Info-Boxen. Auch bei der Entdeckungstour durch den Zoo, zu der dieses Buch mit einem aufklappbaren Faltplan einlädt, finden sich vielfältige Antworten aus der Sicht von Experten und den Mitarbeitenden.

Die Futterbeschaffung erfordert die Logistik einer Grosskantine. Schimpansen haben ganz besondere Wünsche. Quelle: Buch Seite 61. Foto: Jörg Hess.

Aufschlussreich und sehr unterhaltsam sind auch die persönlichen «Zolli»-Erinnerungen von Besucherinnen und Besuchern. Der Basler Zoo geht heute, wie viele Zoos und Tierparks, neue Wege im Wissen um seinen Wert als städtische Erholungsoase und als Schutzraum für eine bedrohte Natur- und Tierwelt. Er schöpft aus einem reichen Erfahrungsschatz, beleuchtet sich kritisch, betreibt Wissenstransfer und vernetzt sich aktiv.

Blick in die Zukunft

Aus diesem Selbstverständnis heraus richtet das neue «Zolli»-Buch den Blick innovativ in die Zukunft und freut sich über die Wertschätzung seiner Besucherinnen und Besucher. Selbst treuen Fans bietet der Band überraschende Einblicke und Spannendes zum Alltag des Zoos, zu seiner Geschichte und seiner Verwurzelung in der Stadt Basel.

Jedes Zebra hat ein einzigartiges Streifenmuster, ähnlich einem menschlichen Fingerabdruck. Quelle: Buch Seite 212. Foto Jörg Hess

Im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes wurde das Werk bewusst nach hohen ökologischen Aspekten und mit lokalen Dienstleistern produziert. Alle benutzten Papiere sind nachhaltig produziert: Vom Graspapier im Inhalt der Publikation bis zum Bezugsmaterial Toile Ocean, welches Garne enthält, die aus im Meer gebundenem Plastik gewonnen werden. Ein gelungenes Buch, das man gerne verschenkt und selber immer wieder gerne zur Hand nimmt.

Titelbild: Löwenhaltung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Quelle: Buch Seite 119, Foto: Staatsarchiv Basel.

Zoo Basel – Die Stadt-Oase neu entdecken! Jennifer Degen, Lukas Meili, Christoph Merian Verlag, 2024,  ISBN 978-3-03969-022-0  

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Zoo Basel  

 

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