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Der Garten als Lebensraum

Der Garten im März. Wer jetzt sät und pflanzt, der reiht sich ein in eine lange Linie von Gartenbegeisterten. Schliesslich besass ja bereits Eva einen Apfelbaum.

Der Garten wird seit alters her als Lebensraum genutzt, als Rückzugsmöglichkeit von der Hektik des Alltags, als ein grüner Ort der Stille. Gärtnern heisst, mit seinen eigenen Händen etwas erschaffen, hegen und pflegen.

Deshalb ist Gartenarbeit, und sei es das Kartoffelpflanzen im Nutzgarten, immer auch ein kreativer Akt. Und ein Symbol der Hoffnung: Die Samen sollen aufgehen, der Rosenstock blühen, der Baum oder Strauch Früchte tragen.

Gärten fürs Gemüt und für den Magen

Daneben aber ist der Garten auch Erholungsraum. Nicht nur die parkähnlichen Herrschaftsgärten, auch ein nur handtuchgrosser Reihenhausgarten oder ein Balkongarten kann so ausgestaltet werden, dass man sich darin wohlfühlt und sich erholen kann.

Kohl, soweit das Auge reicht. Auch das ist Garten.

In Nowgorod, eine der ältesten Städte Russlands, traf ich vor einigen Jahren auf kleine Datschen – das sind Wochenendhäuser – deren Gärten von ihren Bewohnern mit Ausnahme eines schmalen Weges zur Haustüre, flächendeckend mit Kartoffeln, Zwiebeln, Gurken oder Kohl bepflanzt waren. Hier wurden Stadtbewohner zu Selbstversorgern. Blumen hatten in ihrer Gartenphilosophie kaum Platz. Und doch: Wer am Gartenhag stehen blieb, der wurde mit einem Lächeln begrüsst, auch wenn eine Hand den schmerzenden Rücken stützen musste.

Ein Garten gehört nie uns allein; er ist auch Lebensraum für viele «Mitbewohner».

Gärtnern war auch dort eine, wenn auch auf Ertrag ausgerichtete Freizeitbeschäftigung. Diese Menschen hätten Gärten nur mit Rasenflächen, ein paar dekorativen Buchskugeln und höchstens noch einem Rosenbeet wohl genau so absonderlich gefunden wie wir ihre hundertprozentigen Nutzgärten.

Garten ist auch Natur

Es macht keinen Sinn, Gartenformen gegeneinander auszuspielen, aber eines sollte jedem Gartenliebhaber bewusst sein: Ein Garten ist kein exklusiver Lebensraum für die Menschen, die ihn gestalten, sondern ein Stück Natur, in dem auch Insekten, Vögel, Amphibien und weitere Tiere Platz finden sollten. Natürlich regt sich jeder auf über die Schnecken, die nach Regentagen gleich in Marschkolonne in die Gartenbeete einfallen.

So hässlich und im Garten ein unerwünschter Gast: Die Maulwurfsgrille oder Werre.

Wenn eine stolze Staude plötzlich welkt und sich unter ihrem Stengel ein fingerdicker Gang auftut, dann ist meist eine Werre, eine Maulwurfsgrille am Werk. Wer dann, ein altes Hausmittel, reichlich Öl in den Gang giesst und mit Wasser nachhilft, der erlebt, wie dieses urtümlich anmutende, hässliche Tier mit den Schaufelhänden ölverklebt und damit todgeweiht, an die Oberfläche kriecht. Natürlich fragt man sich dann, weshalb die Schöpfung so grausliche Tiere geschaffen hat, die unter der Erde nicht nur Larven und Würmer fressen, sondern sich leider auch an Wurzeln vergreifen.

Garten ist auch Geborgenheit

Aber wer jedes Unkraut radikal eliminiert, jede Blattlaus sogleich totspritzt, der bringt sich um das Vergnügen, sein Stück Garten als lebendige Natur zu erleben. Nur schon einen Haufen Äste, irgendwo in einer abgelegenen Gartenecke aufgeschichtet, kann ein wahres Biotop werden. Da verkriechen sich Blindschleichen und Kröten und im Winter findet vielleicht sogar ein Igel darin Schutz.

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