Der Bär explodiert. Er sprengt sich selbst und sinkt in sich zusammen. Das Luzerner Theater zeigt eine Produktion der belgischen Künstlerin Miet Warlop.
Die Premiere am Dienstag war ohrenbetäubend. Mehr als 20 Schulklassen rund um Luzern haben sich zur Premierenvorbereitung mit dem Thema Angst auseinandergesetzt und als Endergebnis Mobiles zum Thema hergestellt.
Dem Gebiss fällt ein Zahn aus und es beginnt zu sprechen
Und sie sind alle gekommen. Das Theater war voll, laut, fröhlich und ohrenbetäubend. Die Kids wurden aufgefordert, nicht leise zu sein und aus sich heraus zu gehen, was sie dann auch in voller Lautstärke taten.
Ganz im Sinne der Regisseurin Miet Warlop. In einer schrägen bunten Mischung aus Theater und bildender Kunst schafft die Künstlerin ein ganz besonderes Erlebnis für jung und alt. Wenn plötzlich Kinderphantasien in ungewöhnlichen Objektwelten lebendig werden, steht die Welt Kopf und nichts ist, wie es scheint.
Rollende Augen
In “Grosse Bären weinen auch” geht es um die Sinnlosigkeit des Menschen in diesem grossen und unverständlichen Universum. Eine Reihe von Objekten fliegen buchstäblich auf die Bühne. Jedes Objekt erzählt dabei etwas über die Individualität in der Welt. Da gibt es zum Beispiel ein grosses Plastikherz, das nur dadurch im Zaum gehalten werden kann, indem man ein wenig Luft rauslässt.
Da füllen Tischtennisbälle den Raum, ein übergrosses Gebiss verliert einen Zahn und fängt an zu sprechen, Luftballone werden bedrohlich gross, dann werden spielerisch gängige Ängste ausgetrieben.
Der aufblasbare Bär wird zum Leben erweckt, explodiert und zerfällt schliesslich in seine Einzelteile, weil er zu süss ist; eine Tatsache, von der er denkt, dass sie wahnsinnig komisch sei. Es dauert Minuten, bis er wie ein Ballon im Raum die Luft ausatmet. Und wenn er endlich zusammenbricht, wird er in seine Einzelteile zerlegt und seine Ohren, seine Schnauze und sein Rumpf werden in den Zuschauerraum geworfen.
Das Kreischen der Kinder erreichte den Höhepunkt. Manch erwachsener Zuschauer hielt sich die Ohren zu.
Es regnet Tennisbälle
Warlops Universum lebt von der Lust am Chaos, von einer schrillen Niedlichkeit, von schaurigen Momenten und von unzähligen Überraschungen. Da stellt sich eine Waffe als harmlose Wasserpistole heraus.
Die Regisseurin philosophiert:” Es ist eine Überdosis an Niedlichkeit. Es ist wie ein Puffer gegenüber dem, was wir nicht zeigen wollen: die Verwundbarkeit unserer Seelen… Wir müssen Kindern beibringen, mit ihren Ängsten umzugehen, und ihnen helfen, sie zu rationalisieren.”
Weitere Spieldaten: 21.,25., November, 9.,19.,23.,24.,26.,27.,30. Dezember. 2.,6. Januar 2019
Fotos: Reinout Hiel, Josef Ritler (Teaser)