StartseiteMagazinLebensartAusflug in die japanischen Berge

Ausflug in die japanischen Berge

Beim Anflug über Tokyo hat uns der Anblick des Fujiama durch die Flugzeugluken begeistert. Welch ein Empfang bei schönstem Sonnenschein! In den ersten Tagen haben wir die Bergspitze mehrmals von weitem wiedergesehen. Aber nie sind wir nahe an den heiligen Berg herangekommen. Stattdessen stand ein Ausflug zum Fuss der Japanischen Alpen auf dem Programm.

Shirakawa-go: Dorf am Fusse der japanischen Alpen

Auf unserer Reise nutzten wir hauptsächlich die öffentlichen Verkehrsmittel. Die Untergrundbahnen und das ganze Bahnnetz auch mit dem Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen sind gut aufeinander abgestimmt und funktionieren einwandfrei. Verspätungen gab es kaum je. Von Kamakura im Osten Japans brachte uns ein Bus westwärts zum Japanischen Meer.

Unterwegs besuchten wir im Zedernwald in der Nähe von Nagano den Jugokudani Monkey Park. Wenn es kalt wird, kommen die freilebenden Makaken von den Bergen herunter zu den heissen Quellen. Wir hatten Glück, es war kalt genug. Die Affen badeten, reinigten sich oder rannten einander hinterher und liessen sich von den vielen Menschen nicht stören. Voraussetzung war, dass kein Besucher irgendetwas Essbares bei sich führte, ansonsten hätten ihm die Makaken dies sofort entrissen.

Freilebende Makaken im Jugokudani Monkey Park (Nationalpark)

Der Bus brachte uns über einsame, bewaldete Berge und Hügel nach Shirakawa-go (UNESCO Kulturerbe). Die Dörfer in der Region sind bekannt für ihre robusten strohgedeckten Bauernhäuser, die mit ihren spitzen Dächern aussehen wie zu einem Gebet gefaltete Hände. Die steilen Strohdächer lassen im Winter die dicke Schneedecke herabgleiten und brechen dadurch nicht zusammen.

Zu Fuss gelangten wir über eine lange Hängebrücke über das fast ausgetrocknete Flussbett ins touristisch ausserordentlich beliebte Bergdorf. Es regnete und in den inzwischen immer stärker verfärbten Bäumen hingen dichte Nebelschwaden. Wir waren fast die einzigen Fremden und durften das Dorf in der Atmosphäre des ländlichen alten Japans erleben. Es erinnert an unsere Dörfer in den Bergen. Und hier in Shirakawa-go erwartete uns die Übernachtung in einem Minshuku, einer traditionellen Familienpension.

Minshuku, unsere Herberge in Shirakawa-go

In unserem grossen Holzhaus empfing uns die Gastgeberin und wies uns an, die vorhandenen Slippers anzuziehen. Wir verteilten uns zu sechst in den drei Räumen. Da es nicht Platz gab für die ganze Reisegruppe, übernachtete der Rest in einem anderenMinshuku. Die Räume waren mit Reisstrohmatten, den Tatami, am Boden ausgelegt, auf denen man nur mit Socken gehen durfte. Die Wand nach aussen bestand aus dichtem Reispapier über einer Holzstruktur. Ein Elektroofen wärmte den Raum. Auf einem niedrigen Holztisch, standen ein Thermoskrug mit heissem Wasser, Teeschalen und Teebeutel mit Grüntee, den wir sehr gerne tranken.

Um sechs Uhr war Abendessen. Im Esszimmer standen drei niedrige Holztische, darauf kleine Schälchen, gefüllt mit japanischen Spezialitäten: Misosuppe, Fisch, Tofu, eingelegtes Gemüse, Algen, Sushi, Tempura, d.h. in Teig ausgebackene Shrimps oder Gemüse, und natürlich Reis, dazu Grüntee.

Es war spannend, all die kleinen Leckereien auszuprobieren, auch wenn man nicht immer so genau wusste, was es war. Aber geschmeckt hat es und Übung mit den Stäbchen zu essen, hatten wir inzwischen auch. Das grösste Problem war für die Älteren von uns das Sitzen auf den Kissen am Boden, glücklicherweise standen kleine Hocker bereit. Das Frühstück war ähnlich aufgetischt und bot wieder Gelegenheit, zu rätseln, was wir wohl mit den Essstäbchen in unseren Mund balancieren würden.

Das Abendessen mit vielen Leckereien

Während des Abendessens bereitete uns die Familie, drei Frauen, unser Nachtlager vor mit Futonbetten: dünne Matratzen auf den Tatamimatten mit Kissen und wunderbar warmen Bettdecken. Wir schliefen ausgezeichnet und hatten warm, obwohl sich der Ofen nachts automatisch ausgeschaltet hatte. Doch bevor wir in unsere Betten stiegen, besuchten wir das Onsen (japanisch: Heisse Quelle) im Dorf.

Im Onsen ist Fotografieren nicht erlaubt, deshalb eine historische Abbildung von 1811 / commons.wikimedia.org

Früher kannte man in Japan keine Badewannen in den Häusern und Wohnungen, dafür bestand in jedem Dorf oder Stadtteil ein Onsen, ein öffentliches Bad mit natürlich heissem Quellwasser. Da Japan in vulkanisch aktivem Gebiet liegt, findet man diese im ganzen Land. Auch die meisten Hotels haben ein Onsen. Heute sind sie im Gegensatz zu früher nach Geschlechtern getrennt.

Bevor man ins Bad steigt, durchläuft man einen Reinigungsprozess. Man legt die Kleider in ein  Körbchen in ein Fach, seift auf einem Hocker sitzend Körper und Haare ein und duscht sich gründlich ab, damit das Bad sauber bleibt. Kleidungsstücke und Tätowierungen sind nicht erlaubt. Dann steigt man vorsichtig ins Bad, das um die 40 Grad heiss ist. Das Onsen ist auch ein Ort der Entspannung, es wird nicht gesprochen oder nur leise. Wie lang man im heissen Wasser sitzen bleibt, ist individuell. Besonders angenehm sind die Bäder im Freien.

Hightech WC-Spülung

Um den Badebereich nicht zu verschmutzen schlüpft man in bereitgestellte Slipper, die auch im Toilettenbereich extra zur Verfügung stehen. Und Toiletten sorgten immer wieder für Gesprächsstoff in der Gruppe. Die alten japanischen Hock-Toiletten gibt es noch, doch fast überall findet man die uns vertrauten Toiletten mit Wasserspülung.

Bemerkenswert sind die gewärmten Sitze und die zahlreichen Buttons auf der Seite, auf die man je nach Bedarf drücken kann: Wasserrauschen oder Musik, damit einem der Nachbar nicht hört, unterschiedlicher Wasserstrahl für die intime Reinigung. Ob all der Buttons ist es manchmal schwierig, am Schluss die eigentliche Spülfunktion zu finden. Zudem können die Mamas mancherorts ihre kleinen Kinder während des Geschäfts in einen bereitgestellten Hochstuhl setzen.

Der Dorfladen in Shirakawa-go

Teil 1 / Teil 3 / Teil 4 des vierteiligen Reiseberichts

Alle Fotos:  © Ruth Vuilleumier

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