StartseiteMagazinKulturKeiichi Tanaami am Fumetto-Festival

Keiichi Tanaami am Fumetto-Festival

Keiichi Tanaami, einer der einflussreichsten Künstler Japans, stellt in Kooperation mit dem Fumetto Comic-Festivals seine Werke im Luzerner Kunstmuseum aus.

 

Noch nie hat das Luzerner Kunstmuseum eine so farbenprächtige und skurrile Ausstellung gezeigt. Die Aussteller hatten alle Hände voll zu tun, um die Wände mit schrillen Farben anzumalen. Nur so kommen die Werke des Künstlers voll zur Geltung. Die Bilder, Zeichnungen, Drucke und Skulpturen, die von der Mitte der 1960-er bis in die 90er-Jahre entstanden sind, verstärken den Eindruck eines aussergewöhnlichen Künstler, der in seinem Leben viel erlebt hat.

Space Walkin 2018, Courtesy of the artist and Nanzuka 

Keiichi Tanaami wurde im Jahre 1936 in Tokio geboren. 1941 brach der Pazifikkrieg aus, und Tanaamis Geburtsort in der Nähe Tokios wurde im April 1942 bombardiert. Tanaami floh mit seiner Familie in das Haus seines Grossvaters. Aus dem Luftschutzbunker sah er die über hundert Bombenangriffe auf Tokio, die bis zum Kriegsende am 15. August 1945 andauerten.

Fragment of Time, Digitalprint, Tusche, Filzstift, Acrylfarbe und Collage auf Leinwand 

Bilder, die sich in seinem Kopf einbrannten und zu wichtigen Motiven seiner Kunst wurden: tosende amerikanische Bomber, japanische Suchscheinwerfer, Brandbomben und Fackeln, die aus Flugzeugen fallen, die Stadt ein Feuermeer, fliehende Massen, und die Blitze der Bomben, die sich in den Schuppen der Koi-Goldfische seines Grossvaters reflektieren.

Keiichi Tanaami an der Vernissage im Luzerner Kunstmuseum

 

Der Künstler, der an der Vernissage am Samstag 6. April im Kunstmuseum anwesend war, erinnerte sich vor allem an das Fischbecken seines Grossvaters. «Es ist eine groteske Form der Schönheit. Das Fischbecken, das dort inmitten des hellen Lichts der Bomben erscheint, stark wie die Mittagssonne. Im Aquarium befindet sich ein Koi, dessen Schuppen das Licht einfangen, funkeln und leuchten, flattern und schwanken, während er schwimmt. Ich hatte Angst, aber ich spürte  auch diese Aufregung, die durch meinen ganzen Körper lief, als ich das Aquarium sah. Bis heute glaube ich, dass die Erfahrung intensiver war als jede meiner Halluzinationen.»

Cut Up Momemt 2019, Body and Mind’s Eye 2018, Ephemerality and Eternity 2019, Dgitaladruck, Tusche, Filzstift Acrylfarbe,und Collage 

 

Der erste Eindruck der Ausstellung geht in Richtung Halluzination und man fragt sich: Stand der Künstler unter Drogen, als er die Bilder schuf? Wenn man sich in die Details der Bilder verliert, kommen unbewusst die Erlebnisse seiner Kindheit zum Vorschein. Ein Militärflugzeug, aus einem amerikanischen Comics entnommen, und eine Bombe sind äusserst bedeutsame Erinnerungen an den Krieg.

 

Träume tauchen in vielen seiner Werke auf kreative Weise wieder auf. Ein Bild entstammt einer Illustration in seinem Tagebuch, die eine Halluzination im Alter von 44 Jahren festhält, als er tuberkuloskrank zwischen Leben und Tod schwebte.

 

Sexualobjekte wie etwa nackte Frauen kommen häufig in seinen Werken vor und verkörpern in erster Linie furchterregende Momente im Zusammenhang mit dem Krieg.Das wundert kaum, wenn man festhält, dass Tanaami im Jahre 1975 als erster Art Director der japanischen Ausgabe des Playboy eingestellt wurde und nach Amerika ging, um die Zentrale des Playboy Magazine zu besuchen. Der Redakteur brachte ihn in die Andy Warhols Studio The Factory. Da erlebte er einen explosiven Kulturschock, den er in seine Werke einfliessen liess.

 

In einem verdunkeltem Raum kann man die visuellen Werke des Künstlers bewundern. Stile von Giorgio de Chirico, Andy Warhol und anderen schwingen dabei mit. Der Erfolg von Osamu Tezuka und Wald Disney, den Tamaai seit seiner Kindheit glühend verehrt, prägt seine Begeisterung für Animation.

Eine Szene aus dem Video

Ein weiterer Faktor, der Tanaami stark beeinflusste, war der Film. In einem aus Sperrholz umgebauten Kino sah der Japaner damals fast jeden Tag amerikanische B-Filme an und erklärt heute: «Wenn man sich jährlich über 500 Filme ansieht, verschwimmt die Grenze zwischen Fiktion und Realität und man gerät in einen Zustand der Verwirrung, in dem Wahrheit und Falschheit miteinander vermischt sind, als ob man aus einer Lücke in der Traumwelt auf die Realität blickt. Ich überlegte sogar ernsthaft, ob ich einfach in dieser gemütlichen Dunkelheit leben könnte.»
Die Ausstellung dauert bis 26. Mai 2019

Fotos: Josef Ritler

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