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Am Wochenende notiert

Notizen von der Kindheit, von vielseitigem bewusstem und unbewusstem Leben und dessen Anregungen und Begegnungen, von der Krankheit zum Tode… Brigitta Klaas Meilier legt etwas Kostbares auf unseren Lesetisch.

Die 1947 geborene vielseitige literarische Forscherin und Autorin lebt in Zürich. Aus ihren Publikationen lässt sich schliessen, dass sie sich in ihrer vielseitigen geistigen Arbeit oft von der Gegenwart und von der Realität dazu anregen lässt, in der Geschichte, jedoch auch in Innenräumen des Unbewussten zu forschen, sie zu entdecken und sie zu öffnen, ohne das Geheimnis des Verborgenen hervor zu reissen, es gewissermassen dem grellen Licht des Vordergründigen auszusetzen und es damit zu zerstören.

Vor allem im vorliegenden 125 Seiten umfassenden Band wochen enden. Notizen aus einem Leben ist diese Eigenschaft erkennbar. Dabei ist der Untertitel aufschlussreich. «Aus einem Leben…» Ein starker formaler Aspekt des Werks besteht darin, dass der Text keine Erzählung ist, keine lineare Entwicklung enthält. Es sind echt wirkende Notizen, von einer Frau offensichtlich an den Wochenenden in einer Art Refugium zu Papier gebracht. Absichts- und richtungslose Niederschriften von Impressionen, Erinnerungen, Beobachtungen; Überlegungen zu Biografischem und Autobiografischem, zu Geschichte und Zeitgeschichte, zu Natur und Literatur. Ausgangspunkt ist der Weg von der Krankheit zum Tod. Hinter den Andeutungen und Fakten, dem Gemeinten und dem Nichtgemeinten, spürt man sozusagen hinter den Worten und zwischen den Zeilen, was der Krebs eigentlich so alles bewirkt und verändert – unausgesprochen, ohne Jammern, sogar weitgehend ohne Melancholie. Am klarsten sind die Naturbeobachtungen am Fluss gezeichnet. Möwen, Reiher, Kormorane und Enten. Damit verbunden auch die verschiedenen Stimmungen der Sicht, des Wassers und des Himmels. Und das entsprechende Stimmungsecho bei der Beobachterin.

Schwieriger wird es, wenn es Menschen betrifft. Die Familien- und Freundschaftsverhältnisse erweisen sich als nicht restlos überschaubar. Das ist aber so oder so keineswegs ein Mangel. Es entspricht vielmehr der formalen Konzeption, die das Verinnerlichen, sozusagen das «Bewegen im Herzen» der Notierenden wortlos zeigen soll. Spannend sind auch die zahlreichen Anspielungen an bekannte Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik. Auch diese stehen teils nur mit den Initialen im Text. Man erkennt zum Beispiel die Autorinnen Sarah Kirsch, Christa Wolf – ihr tragischer Roman über Kleist und die Günderode (Kein Ort. Nirgends, 1979) und ihre Briefe werden erwähnt. Noch andere personelle und historische Anspielungen lassen sich trotz ihrer literarisch gewollten Verschleierung erkennen. – Die Notierende steht offenbar mitten auch im geistigen Leben.

Genau so scheint es die Brigitta Klaas Meilier selber zu halten. Ihre Publikationen als Autorin oder Herausgeberin sind in dieser Hinsicht aufschlussreich. Möglicherweise werden wir auf das eine oder andere Werk später noch zurückkommen.

Die gewählte Form der Notizen erlaubt das Aufscheinen lassen verschiedenster Glanzlichter, auch Irrlichter, im Spannungsfeld Kindheit – Familie – Freunde – Umfeld – Krankheit. Die sublime persönliche Intimität und Integrität bleiben dabei gewahrt. Anders als das eine Biografie könnte, die einen Lebenslauf beschreibt, zeugen die Notizen direkt und unmittelbar vom Leben dieser Schreibenden. Die gewollten Unschärfen im Text fördern das Gefühl von authentischem Leben und Erleben von den Kindheitstagen bis zum Sterbenstag. Immer wieder überrascht die Parallele zur Realität, von den Tagen der Wende in Deutschland bis zur Anspielung «…dieser unsägliche Präsident».

Die Wochen enden, das Leben endet, die Notizen enden. Diese legt man mit positiv aufgewühlten Gefühlen und Gedanken beiseite. So lebendig ist das Leben – kann es gestaltet sein, persönlich und als literarische Kostbarkeit.

Publiziert 2018 in der Serie Collection Montagnola, Nr. 49.
BoD – Books on Demand, Norderstedt.
ISBN 968-37528-0648-9

Zu Buch und Verlag

Brigitta Klaas Meilier

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