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Frauen bezahlen fürs Gleiche mehr als Männer

Ein bisschen rosa Kinkerlitzchen und schon kostet das Shampoo viel mehr als das praktisch gleiche Produkt für Männer. Gender Pricing und Pink Tax heissen die Fachausdrücke. Auf deutsch: Bäuerinnenfängerei.

Ein Deo-Roller für Männer kostet im Schnitt Fr. 3.60. Wenn Frauen den Schweissgeruch bekämpfen wollen, müssen sie für die gleiche Menge Fr. 5.35 hinlegen, 49 Prozent mehr. Seniorweb hat die Preisunterschiede zwischen Männer- und Frauenprodukten untersucht. Das Ergebnis: Frauen bezahlen für vergleichbare Waren und Dienstleistungen durchwegs deutlich mehr.

Nicht immer riecht die Differenz derart nach Bäuerinnenfängerei wie bei den Deodorants. Für Rasierklingen erhöhen die Anbieter die Preise bloss um 20 Prozent, für Shampoos um 23 Prozent. Diese Durchschnittsangaben beruhen auf Vergleichen zwischen je zehn zufällig ausgewählten Produkten. Zugegeben: Die Methode ist statistisch nicht einwandfrei, zumal anzunehmen ist, dass die Waren nicht absolut identisch sind. Die Anbieter argumentieren denn auch gerne, dass die Frauen-Produkte höherwertig und anders verarbeitet sind. Der Umkehrschluss entkräftet allerdings diese Begründungen: Die Männer-Produkte wären dann ja minderwertig und schlechter verarbeitet.

Kein Mädchen zu klein, um teurer zu sein

Kleiner als bei der Kosmetik, aber gut vergleichbar und dadurch ein besonderer Aufreger, sind die Differenzen bei den Kindern. Seniorweb hat bei mytoys.de die T-Shirts verglichen. Für Mädchen kosten sie im Schnitt umgerechnet Fr. 13.70, für Buben Fr. 12.10. Die Textilien unterscheiden sich bloss in der Farbe und allenfalls durchs Bildchen. Mädchen mögen Flamingos, Knaben die Feuerwehr. Nun kann man darüber streiten, ob das wirklich so ist und warum. Die Marketing-Abteilungen indessen haben keine Zweifel: Geschlechterunterschiede gibt es, und sie sind da, um sie auszunützen, zum Beispiel bei den Rucksäcken. Für Mädchen (gerne pink) bezahlen die Eltern bei mytoys im Schnitt Fr. 29.00, für Buben (gerne mit Autos) sind es bloss Fr 27.00.

Zwei Berner Agglo-Ortschaften als Symbole: Wenn Frau draufsteht ists teurer als wenns für Herren bestimmt ist. Bild: Peter Steiger

Der Corona-Virus hat das Coiffeurgeschäft vorderhand gestoppt. Die Haare wachsen trotzdem. Wir hoffen, dass wir uns bald wieder auf den Stuhl sitzen können. Die Damen werden dann ordentlich tiefer in die Tasche greifen müssen. Die in der ganzen Schweiz tätigen Orinad-Filialen verrechnen den Frauen für einen Kurzhaarschnitt 62 Franken, die Männer müssen bloss 42 Franken hinlegen, Unterschied 48 Prozent.

Frauen sind bereit, mehr auszugeben

Haarwerk, eine Kette mit Standorten vor allem im Bernbiet, schneidet mit 45 Prozent Unterscheid nur ganz wenig besser ab. Ähnlich hoch sind die Differenzen bei den Wäschereien. Die Mittelwerte aus drei Kleiderreinigungen: Ein Herrenhemd, von Hand gebügelt, kostet Fr. 9.30; für eine handgebügelte Damenbluse ohne Rüschen verrechnen die Anbieter Fr. 12.80, Unterschied 38 Prozent.

Sowohl Coiffeure wie Wäschereien begründen den Unterschied mit dem Aufwand. Frauen haben längere Haare, kompliziertere Frisuren und wünschen mehr Beratung, sagen die Friseure. Das leuchtet zwar ein, ist aber noch nicht die ganze Wahrheit. Nämlich: Frauen sind bereit mehr auszugeben. Dafür gibts hübsch aufstachelnde Fremdwörter: Gender Pricing und Pink Tax.

Simpler Trick: Männerprodukte kaufen

Die Recherche von Seniorweb beruht auf zufällig ausgewählten Werten. eine Studie der Verbraucherzentrale Hamburg stützt allerdings diese Zusammenstellung. Für die Schweiz liegen keine systematischen Untersuchungen vor, die Ergebnisse dürfen jedoch nicht viel anders ausfallen. Die deutsche Organisation hat Einwegrasierer, Rasierschaum und -gel sowie Eau de Toilette untersucht und Unterschiede zwischen 8 und sagenhaften 109 Prozent festgestellt. Gemäss der Verbraucherzentrale seien die Differenzen in den letzten fünf Jahren bei einigen Produkten zwar etwas kleiner geworden. Im Ganzen gesehen habe sich die Situation jedoch wenig verändert.

André Bähler vom Schweizer Konsumentenschutz glaubt ebenfalls, dass die Situation in Deutschland und in der Schweiz vergleichbar sei. „Hier wie dort schöpfen insbesondere die Hersteller von Kosmetikprodukten die höhere Zahlungsbereitschaft der Frauen ab.“ Bählers einleuchtende Empfehlung an die Konsumentinnen: „Je nach Produkt das günstigere Angebot wählen, zum Beispiel Einwegrasierer für Männer.“

www.vzhh.de/themen/lebensmittel-ernaehrung/einkaufsfalle-supermarkt/pink-tax-frauen-zahlen-mehr

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5 Kommentare

  1. Haben Sie mal beobachtet, wieviel Mühe es heutzutage einem Coiffeur macht, einem jungen Mann, der gern modisch und gepflegt aussehen will, eine Frisur zu verpassen. Das ist höchstkompliziertes und aufwendiges Styling, bis jedes Haar am richtigen Platz liegt. Und kosten tut es weniger, als wenn ich meine glatten Haare mal wieder im gleichen Salon gekürzt werden, was dafür weniger lang dauert. In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts mag der Preisunterschied aufgrund des Aufwands wohl noch gerechtfertigt gewesen sein.

    • Genau das, was Eva Caflisch schreibt, habe ich auch beobachtet. Die Zeiten haben sich geändert, die Preisanpassungen für Frauen für die gleiche Arbeit jedoch immer noch nicht überall.

  2. Ja, Peter, Du hast recht, leider! Trotzdem gibt es löbliche Ausnahmen: Meine Coiffeuse berechnet für Waschen, Haareschneiden und Trocknen (ohne Styling über die Rundbürste) für Herren soviel wie für Damen: 46 Franken. – Und sie schneidet wirklich gut! Allerdings, sorry, Eva, gibt es diese Salons (insgesamt drei oder vier) nur im Raum Bern. – Und jede halbe Stunde einen neuen Kopf bearbeiten zu müssen, den ganzen Tag lang, muss ganz schön anstrengend sein!

  3. Ich geb ja zu, dass meine altersbedingte Kürzesthaar-Frisur wenig Aufwand macht. Meine Partnerin schafft das spielend und mit Geschick.
    Nachzutragen ist noch, dass auch der Staat Gender Pricing macht. Der reduzierte Mehrwertsteuersatz für so genannt lebenswichtige Güter beträgt 2,5 Prozent. Darunter fallen auch Blumen und soviel ich weiss Tiernahrung. Von diesem Sortiment ausgeschlossen sind Damenhygiene-Artikel. Tampons werden damit zu 7,7 Prozent besteuert, Whiskas Deluxe-Lachshappen oder so bloss zu 2,5 Prozent. Tönt lustig, ist aber ärgerlich. Jetzt sind politische Vorstösse hängig, um das zu ändern.

  4. Besuche einen relativ teuren Salon, heute nur noch zum Haare schneiden. Aber, gehe dorthin schon seit Jahrzehnten. Und vergesse dem früheren Inhaber nie, dass er mir seinerzeit während eines ersten Wahlkampfes sagte: » jetzt müssen Sie aber immer eine gute Frisur haben», und mir Rabatt gab!
    Dann hat eine Coiffeuse die Meisterprüfung gemacht, den Salon übernommen, bildet Lehrlinge aus, bietet jungen Coiffeusen Teilzeitpensen, wenn sie Kinder bekommen, und es herrscht immer eine heitere, aufgestellte Atmosphäre.
    «Meine» Coiffeuse Franca kennt meine Haare, die sehr fein sind, meine «Wirbel», was da überhaupt möglich war, aus dem ff .
    Leider kann ich mich jetzt nicht mit ihr unterhalten. Würde mich interessieren, was ihre Angehörigen in Italien machen ???
    «Meinem» Salon bleibe ich treu. Franca hat mir auch versprochen, sie würde dann zu mir nachhause kommen, wenn ich es einmal gar nicht mehr schaffen würde, den Salon zu besuchen und doch noch das Bedürfnis nach einem guten Haarschnitt hätte!

    NB Unterschiede in der Lohn- und Preisgestaltung: da gilt nur: steter Tropfen höhlt den Stein!

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