StartseiteMagazinGesundheit„Mensch und Krankheit“

„Mensch und Krankheit“

Der Publizist und Schriftsteller Alfred A. Häsler würde anfangs nächsten Jahres wie Friedrich Dürrenmatt seinen 100. Geburtstag begehen. Er ist uns insbesondere durch sein Engagement in der Schweizer Flüchtlingspolitik in Erinnerung, aber auch durch zahlreiche Aufsätze zum Zeitgeschehen und zu ethischen und gesellschaftspolitischen Fragen.

Sein Buch „Das Boot ist voll“ diente  Markus Imhof als literarische Vorlage zum gleichnamigen Film. Als seinerzeitiger Redaktor der „Tat“ und der „Weltwoche“, aber auch als Kolumnist des Magazins „Ex Libris“, dem damaligen Markenzeichen für erschwingliche Literatur, Musik und Kunst, mag er der älteren Generation noch in prägender Erinnerung sein. 

Am 5. Mai 1981 äusserte er sich dort unter dem Titel „Mensch und Krankheit“ zu persönlichen Erfahrungen, wurde er doch als Kind Opfer einer verirrten Pistolenkugel, die in seiner rechten Schläfe stecken blieb und ihm beinahe das Leben kostete. Er erinnerte auch daran, dass in seiner Jugendzeit „jedes Jahr Hunderte junger, hoffnungsvoller Menschen an Tuberkulose, an Diphterie, Hirnhautentzündung, aber auch an Keuchhusten, Lungen- und Brustfellentzündung starben.“ Auch die verheerende Grippeepidemie am Ende des Ersten Weltkriegs, die zwischen 27 und 50 Millionen Virusinfizierte dahinraffte, waren für ihn ein Mahnmal. 

Die Fortschritte in Medizin und Hygiene, denen Häsler sich dankbar erweist, haben ihn aber auch nachdenklich gestimmt: „Sind wir nicht gerade dank des unerhörten Fortschritts der Medizin zu sehr dem Aberglauben erlegen, es seien schliesslich alle Krankheiten besiegbar? Sind wir nicht immer noch allzu sehr vom Rationalismus und Materialismus der 18. und 19. Jahrhunderts  geprägt, der alles Irrationale, alles Transzendente mehr oder weniger als Hirngespinst abtat und uns glauben machen wollte, der Mensch sei wirklich das Mass aller Dinge? Er werde eines Tages auch das letzte Geheimnis lüften und alles machbar machen und die letzten Fragen beantworten, eben auch in den Bereichen der Gesundheit und der Krankheit?“

In Anlehnung an die heutigen kontroversen Diskussionen, gar Verschwörungstheorien, folgert der Kolumnist: „Sind wir nicht gleichzeitig dem Wahn verfallen, wir seien jetzt, dank diesen Fortschritten, in der Lage, den babylonischen Turm  doch noch bis in den Himmel hineinzubauen und uns dann nicht nur die Erde, sondern auch den Himmel untertan zu machen, etwa so, wie wir respektlos und ausbeuterisch uns die Erde unterwerfen?“ Und weiter: „Hat das beweisbare Wissen uns wirklich nur mehr Freiheit oder vielleicht mehr Hilflosigkeit, mehr Abhängigkeit gebracht? Hat die Überbewertung der technischen Errungenschaften nicht auch das menschliche und soziale Klima erkalten lassen? Hat uns das hektische, ameisenhafte Bauen am babylonischen Turm nicht auch wieder, wie zu biblischer Zeit, eine babylonische Sprachverwirrung  gebracht?“ 

Als politisch hellhöriger Zeitgenosse fügt Alfred A. Häsler noch an: „Müsste es uns nicht zu denken geben, dass heute in fast allen Bereichen, in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur, ja selbst in der Kirche, kaum noch persönliche Verantwortung auszumachen ist, wenn irgendwo etwas schief geht?“ 

Was der hellsichtige  Mahner vor bald 40 Jahren zu Papier brachte, zeigt einige Parallelen zu heutigen Irritationen, ja Teufelsbeschwörungen und Heilsverkündungen. Die Rechthaberei, vorab extremer Kreise, Bundesrat Berset, das BAG und sämtliche Epidemiologen und Virologen seien nur darauf aus, ihnen die Lebensfreude zu vergällen, die privaten Freiheiten zu vermiesen, uns alle zu «Covidioten» zu machen, zu Impfungen zu zwingen und die Demokratie in eine Autokratie zu verwandeln, sind so verstiegen wie sachfremd. Es kann einem bange werden, wie wir die sich verschärfenden Herausforderungen gemeinsam und solidarisch bewältigen könnten. Ob uns die Krise eventuell doch noch zur Vernunft bringt (oder zwingt)? Die konfrontativen Zeichen bei gegensätzlichen Meinungsmachern stimmen nicht allzu optimistisch.

Teaserbild © Wikipedia 

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