StartseiteMagazinKulturJos Näpflin – The Black Box Box

Jos Näpflin – The Black Box Box

Jos Näpflin (71) versteht und praktiziert Kunst als tägliche Arbeit. Im Nidwaldner Museum Winkelried in Stans werden seine neusten Werke gezeigt.

Seine neue Einzelausstellung versieht Jos Näpflin mit dem Titel «The Black Box Box». Ein dunkler Raum, ein Datenspeicher, ein komplexes System, Ungewisses, Unsicherheit, aber doch oder zumindest vermeintlich Kontrollierbares. Die Black Box meint in der Systemtheorie allgemein ein Objekt, dessen innerer Aufbau oder Funktionsweise nicht bekannt oder nicht von Interesse ist. Im Flugwesen dient die «schwarze Kiste» als Speichergerät, das die verschiedenen Daten eines Flugs aufzeichnet und gerade bei der Aufklärung von Flugzeugunglücken wichtig ist.


Im Pavillon das baumähnliche Gebilde mit Götter, an der Wand die Wolkenfotos

Kurzerhand erinnert der Titel auch an den bedeutenden Satz der amerikanischen Schriftstellerin, Verlegerin und Kunstsammlerin Gertrude Stein (1874–1946) «Rose is a Rose is a Rose…». Stein beschäftigte sich mit den Funktionen und der Symbolik von Wörtern. Sie glaubte, diese verwiesen auf nichts Anderes als auf sich selbst, die Wortwiederholung liesse sich unendlich fortführen.


Die auf dem Holzgerüst befestigte Buddha-Figur

Seit den frühen 1980er Jahren geht Jos Näpflin  weitab von jeglichen Moden und Trends beharrlich seinen eigenen Weg. So schafft er ein reichhaltiges Werk, das sich in bildhaften, skulpturalen und installativen Anordnungen in unterschiedlichen Medien mit Raum, Wahrnehmung, Welt(-geschehen) und letztlich mit der Suche nach Identität auseinandersetzt.


Splitten spricht formal einen möglichen Grenzzaun an

Stets greift der Künstler gegenwartsnahe brisante Themen auf, die im Lauf der Zeit noch an zusätzlicher Aktualität gewinnen können. Es sind grosse, allgemeine Fragestellungen, die aber bis ins Private reichen. In seiner aktuellen künstlerischen Praxis setzt sich Jos Näpflin insbesondere mit der Diskrepanz zwischen den Wörtern «Barmherzigkeit» und «Unbarmherzigkeit» auseinander.


Die aus Papier ausgeschnittenen Figurenköpfe auf dem molekülähnlichen Gebilde

«Barmherzigkeit» – der Begriff scheint laut dem Künstler etwas aus der Zeit gefallen – gilt als eine der wichtigsten Tugenden in verschiedenen Weltreligionen. Dem Glaubenskontext entnommen, setzt Jos Näpflin mit den beiden Termini einmal mehr ein grosses Fragezeichen zum aktuellen Zeitgeschehen. Alle Arbeiten, die jüngst entstanden oder fertiggestellt wurden und in der Ausstellung in Stans zum ersten Mal zu sehen sind, kreisen um diese zwei Begriffe.


The Black Box Box, eine Holztransportkiste mit Heftpflaster

Wer den Pavillon betreten möchte, muss zuerst einen Bückling machen und hat damit bereits die erste Arbeit durchschritten. Dann öffnet sich der Blick auf den Ausstellungsraum und die darin installierten Werke.

In der Mitte des Raums steht ein baumähnliches Gebilde. An Balken sind Götter, Heiligenfiguren und weitere religiöse Symbole befestigt und scheinen sich zu umkreisen. Die elf Fotografien an der Wand mit dem Titel Vermessen sind mit der Hand erstellte Momentaufnahmen. Sie versuchen, den Himmel einzufangen. Bei näherem Herantreten tauchen feine Perforierungen auf, die das Blatt in Gebiete teilen. «Wir wissen alle um die Lufthoheit eines Staates – und doch, ist es nicht vermessen, den Himmel zu begrenzen», wie es in der Ausstellungsbeschreibung steht.


Die sich bewegenden Strichfiguren auf den Smartphones

Wie auf einem Altar aufgebahrt, präsentiert sich die Arbeit The Black Box Box, eine Holztransportkiste, darin eine rote «Black Box». Deren Innenleben besteht bei Jos Näpflin aus fein säuberlich angeordneten Heftpflastern. Mit dem Pflaster greift er – wie so oft in seiner künstlerischen Praxis – zu einem Abfallprodukt.

In der Kapelle stehen zusammengesteckte Holzstäbe, die ein molekülähnliches Gebilde darstellen. Zuoberst an zwei Stabspitzen tauchen fotografierte, aus Papier ausgeschnittene Figurenköpfe auf.

Wie auf einer Spielwiese, die hier auf verschiedene Gummibällen balanciert, stehen sich im Spiel Rekonstruktion (Diskrepanz 1956-2020) zwei Generationen gegenüber, und Jos Näpflin fragt mit bewegenden Strichfiguren auf fünf mit Kabel verbundenen Smartphones: Was hat sich verändert seit 1956? War die Jugend von damals «besser» als die Jugend von heute?

Jos Näpflin weigerte sich, vor einem Objekt fotografiert zu werden. Er liess nur ein Portrait zu.

 

 

Jos Näpflin ist erster Preisträger des Werkjahres der Frey-Näpflin-Stiftung. Das Stipendium beinhaltet im Anschluss an das Werkjahr eine Einzelausstellung im Nidwaldner Museum, die das künstlerische Schaffen und die im Laufe des Jahres entstandenen Arbeiten abbilden soll.

Das Werkjahr der Stiftung wird in der Regel alle zwei Jahre an einen Künstler oder eine Künstlergruppe aus den Zentralschweizer Kantonen vergeben.

Fotos: Josef Ritler

Die Ausstellung dauert bis 8. August 2021.

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