In kaum einem Land der Welt ist das das Angebot an Museen so hoch wie in der Schweiz. Aktuell sind es 2019. Zu den neusten Museen der Schweiz zählt das Freimaurer Museum Schweiz in Bern. Das Museum ist für den renommiertesten Europäischen Museumpreis nominiert, der am 6. Mai 2021 verliehen wird.
Der Besuch von Museen gehört zu den regelmässigsten Aktivitäten der Schweizerinnen und Schweizer jeden Alters. Auch die Touristen aller Länder schätzen die einmalige Museumslandschaft unseres Landes. Museen tragen wesentlich dazu bei, das Kulturerbe und die Historie aller Länder und Bereiche zu bewahren, zu erforschen, auszustellen und kompetent und wahrheitskonform bekannt zu machen.
Zu einem der neuesten Museen gehört das Freimaurer Museum Schweiz an der Jupiterstrasse 40 in Bern, das auf ein stets zunehmendes Besucherinteresse stösst. Der Begriff «Freimaurer» wird umweht von Verschwörungstheorien, Mythen und Geheimnissen. Doch nach über 300 Jahren ist man auch in Kreisen der Logen und ihrer Mitglieder aller Länder zunehmend motiviert, die breite Öffentlichkeit über Herkunft, Geschichte, Philosophie, Gedankengut und Wirken der Freimaurerei – übers Computernetz und die Literatur hinaus – kompetent und aufschlussreich zu informieren.
Die Schweizerische Grossloge Alpina (SGLA), Dachorganisation der Schweizer Logen, befasste sich im Trend der Zeit und dem immer zunehmenden Kommunikationsbedürfnis zielführend mit der Absicht, dass die SGLA und mit ihr die Schweizer Freimaurerei in der Öffentlichkeit faktenkonform ins korrekte Licht gestellt werden muss. Im Sommer 2009 fand der damalige Grossmeister Bruno Welti (Loge Labore Virtus, Zürich) eine Lösung und schlug seinem Direktorium vor, Möglichkeiten zu evaluieren, wie man der Grossloge ein «Gesicht» geben könnte und sowohl die internationale wie auch die nationale Freimaurerei in der Schweizer Öffentlichkeit zeitgemäss zu erklären. Die Gründung der «Stiftung Haus der Freimaurer Bern» am 8. Oktober 2010 war ein entscheidender Schritt.
Am Samstag, 3. November 2018 fand im Haus der Freimaurer in Bern schlussendlich die Krönung der Idee statt: Die offizielle Einweihung des «Freimaurer Museum Schweiz»! Bruno Welti, Präsident der Museums-Gesellschaft SGLA, die das Museum eingerichtet hat und betreibt, und Dominique Juilland, der Grossmeister der Schweizerischen Grossloge Alpina SGLA, zeigten sich zurecht erfreut, dass es nun, nach langen Vorarbeiten und dank der Hilfe grosszügiger Sponsoren, Donatoren und Leihgeber, angemessene Räumlichkeiten gibt, in denen sich die Schweizer Freimaurerei der Öffentlichkeit zeigen und erklären kann. Das «Freimaurer Museum Schweiz» im «Haus der Freimaurer» in Bern bietet einen einzigartigen Einblick in die historische und heutige Freimaurerei. Seit über drei Jahren erfreut sich das Museum einer zunehmenden Besucherzahl.
Geschichte der Freimaurerei
Freimaurerei, ist ein Thema das seit jeher polarisiert. Das Brauchtum, die Rituale der Freimaurer, schliesst an die Tradition der mittelalterlichen Gilden und Zünfte an, besonders an die der Dombauhütten. Inzwischen bauen die Freimaurer nicht mehr «Kathedralen» oder «Dome», sondern gestalten mit am symbolischen «Tempel der Humanität». Seit über drei Jahrhunderten wirken in über 130 Länder der Welt Freimaurerlogen. Aktuell sind es insgesamt etwa 40‘000 Logen mit rund sechs Millionen Mitglieder. Ein beachtliches Potential für freiheitlich-humanitäres Gedankengut. Im Jahre 1737 wurde in der Schweiz die erste Loge gegründet. 1844 formierte sich die Schweizerische «Grossloge Alpina» als Dachorganisation der schweizerischen Freimaurerei. Die Mitgliedschaft steht im Prinzip jedermann offen. James Anderson formulierte als erster Grossmeister 1723 die erste freimaurerische Verfassung. Dieses Grundgesetz der Freimaurer, die «Alten Pflichten», regelten das Verhältnis der Mitglieder untereinander und die Verhältnisse zu Politik, Gesellschaft und Religion. Anderson schloss Frauen von der Teilnahme aus. Heute gibt es weltweit auch Frauenlogen und gemischte Logen.
Was ist eigentlich Freimaurerei?
Im Rahmen dieser Kolumne kann nur in geraffter Form darlegt werden, was Freimaurerei überhaupt ist. Ansatzmässig nur einige Aspekte, wie das Gedankengut der Freimaurerei in Öffentlichkeit und Gesellschaft Wirkung hat und auch positiven Einfluss nimmt. Freimaurerei ist eine kosmopolitische, internationale Bewegung, die sich den Werten der Aufklärung verpflichtet fühlt und sich auf Werte wie Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Menschenwürde, Toleranz und Humanität beruft. Freimaurerei ist ein philosophisches Lehrgebäude, welches das Streben nach einer Menschheit, die in Frieden und gegenseitiger Achtung lebt, zu ihrem Ziel erklärt. Freimaurerei stellt den Menschen, das Individuum, in den Mittelpunkt seiner Tätigkeit. Die Freimaurer setzen sich für Brüderlichkeit, Grundrechte und Würde aller Menschen ein. Obschon die Logen im Detail unterschiedlich arbeiten, bleibt das Ziel in allen Logen das gleiche: Es geht um die Veredelung des Menschen, oder wie es die Symbolik der Freimaurer ausdrückt, um das Bestreben, «aus einem unbehauenen rauen Stein einen behauenen kubischen Stein zu fertigen». Die modernen Freimaurer sind weltweit als eingetragene Vereine tätig. Ihre Organisationsstrukturen sind keineswegs geheim, so dass man die Freimaurer auch nicht als Geheimbund betrachten kann. Satzungen der Freimaurer sind in Archiven, Bibliotheken und nun auch im «Freimaurer Museum Schweiz» für jedermann frei zugänglich.
Die erste Blütezeit der Freimaurer war sicher das 18. Jahrhundert
Die Zeit der Aufklärung, wo in den meisten anderen europäischen Ländern Freimaurerlogen gegründet wurden, denen viele namhafte Persönlichkeiten aus Politik und Kultur angehörten. Auch zahlreiche Nobelpreisträger gehören dazu. Es sind dies alles Persönlichkeiten, die mit ihrer kosmopolitischen und freigeistigen Einstellung, ihrem Engagement für Toleranz und Humanität in den Augen konservativ- reaktionärer Kreise gelegentlich suspekt waren. Das Motto der Französischen Revolution «Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit» schien geradezu ein Rückgriff auf freimaurerische Parolen zu sein.
Wirken der Freimaurerei in Öffentlichkeit und Gesellschaft
Indem wir die Geschichte der Freimaurerei Revue passieren lassen, kommen wir zwangsläufig zur Schlussfolgerung, dass die Freimaurerei seit Beginn ihres Bestehens in Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit grosse Wirkung zeigte und bedeutenden und nachhaltigen Einfluss nahm. Es würde den Rahmen dieser Kolumne jedoch sprengen, die politischen Tätigkeits- und Einflussgebiete der weltweit funktionierenden Freimaurerei aufzuzeigen. Fakt ist, dass überall dort auf der Welt, wo Freiheit und Rechtstaatlichkeit herrschen, es auch einflussreiche Freimaurerlogen mit herausragenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gab und immer noch gibt.
Die Logen waren letztlich die Keimzellen und der Hort der grossen Bewegung der Aufklärung, der geistigen Selbstbefreiung des Menschen, seines Aufbruchs aus der nach Kant selbstverschuldeten Unmündigkeit. Von den Gedanken der Aufklärung begeisterte Männer trafen sich also in Logen. Kaiser, Könige, Fürsten, politische Führer, Bischöfe gehörten und gehören dem «Weltbund der Menschlichkeit» an, genauso wie Männer des Geistes aus Musik, Literatur und Kultur, der Wirtschaft und der Politik. Ihren wohl augenfälligsten Beitrag mit Signalwirkung haben Freimaurer bei der Erarbeitung der nordamerikanischen Verfassung. Das Gedankengut der freimaurerisch geprägten amerikanischen Verfassung widerspiegelt sich in fast allen Nationalverfassungen, die es in der freien Welt gibt. Am 4. Februar 1789 wurden der Freimaurer George Washington zum Präsidenten und John Adams, ebenfalls Freimaurer, zu seinem Vizepräsidenten gewählt.
In Frankreich traten zur selben Zeit unter dem Einfluss der Freimaurer die Leader der Nation in Versailles zusammen und bildeten am 17. Juni 1789 eine Nationalversammlung. Die Idee der Freimaurer breitete sich flächenbrandartig in der Welt aus, und freimaurerische Persönlichkeiten waren in den meisten Ländern in Politik und Gesellschaft an einflussreicher Stelle zu finden.
Schweizerischer Bundesstaat und die Freimaurer
Ein paar abschliessende Gedanken zur Freimaurerei in der Schweiz. Rund 3500 Mitglieder sind in 84 Logen der SGLA derzeit aktiv. Zudem gib es heute auch Logen ohne Zugehörigkeit zur SGLA, gut besuchte Frauenlogen und gemischte Logen. Aktenkundig ist, dass auch der moderne schweizerische Bundesstaat von Freimaurern nachhaltig geprägt und mitgestaltet wurde. Der Wandel vom Staatenbund zum schweizerischen Bundesstaat im Jahre 1848 und dessen nachfolgende Konsolidierung haben sich aus den Wurzeln freimaurerischen Gedankengutes entwickelt. Nachdem dem Sonderbund kein Erfolg beschieden war, waren der Freimaurer Heinrich Zschokke von der «Loge zur Brudertreue Aarau» und der Zürcher Freimaurer Jonas Furrer die treibenden Kräfte für die Schaffung und Gestaltung des neuen Bundesstaates.
Die Verfassung der Vereinigten Staaten von Nordamerika galt als Vorbild für die Bundesverfassung der modernen, föderativ organisierten Schweiz mit ihrem bewährten Zwei-Kammer-System. Am 12. September 1848 nahmen Volk und Stände die neue Verfassung an und am 16. November 1848 wählte das Parlament den ersten Gesamtbundesrat. Zum ersten Bundesratskollegium gehörten drei Freimaurer: Jonas Furrer als erster Bundespräsident, Stefano Franscini und Friedrich Frey-Herosé. Die Geschichte lehrt uns also, und auch die hier lückenhaft aufgeführten Beispiele, dass sich die wahren Freimaurer nie – auch in der aktuellen Zeit – aus der politischen Verantwortung gestohlen haben. In der weiten Welt genau so wenig wie in der Schweiz.
Titelbild: Freimaurer Museum Schweiz
Mehr unter: https://freimaurermuseum.ch