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Mehr Gelassenheit im neuen Jahr

Das Jahr ist um, Zeit innezuhalten und zurückzublicken. Was beschäftigte uns 2021, was wünschen wir für 2022? Die Seniorweb-Redaktion hält Rück- und Ausblick. Es sind unterschiedliche Sichtweisen, die zum Nachdenken anregen wollen.

Was wünschen wir uns für 2022? Natürlich ein Ende der Pandemie, aber vor allem etwas mehr Gelassenheit im Umgang miteinander. Denn in der Regel verbindet uns trotz aller Differenzen mehr, als uns trennt.

Die Seniorweb-Redaktion dankt allen unseren Leserinnen und Lesern für das im abgelaufenen Jahr entgegengebrachte Vertrauen. Wir blicken zuversichtlich in die Zukunft und freuen uns, Sie auch im neuen Jahr mit unseren Beiträgen begleiten zu dürfen. Bleiben Sie uns treu!

Wir wünschen allen unseren Leserinnen und Lesern für das neue Jahr alles erdenklich Gute, Gesundheit, Erfolg, Glück und die nötige Gelassenheit und Zuversicht.

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Linus Baur: 2021 endet, wie es begann: Corona bestimmt unseren Alltag. Immer wieder Kontaktbeschränkungen, Einschränkungen für Handel, Tourismus, Sport und Kultur. Wir haben neue Abkürzungen gelernt: 2G, 3G, 2G+. Und auch neue Worte – wie «Boostern» und «Impfdurchbruch». Der Sommer brachte ein Aufatmen und die trügerische Hoffnung, die Pandemie könnte überstanden sein, dank der Impfung. Umgekehrt sind die Geimpften immer mehr vom Starrsinn der Impfverweigerer genervt und wollen nicht weiter auf ihre Freiheit verzichten. Corona ein Lehrbeispiel für die Spaltung einer Gesellschaft?  Am Ende des zweiten Coronajahres sind die Menschen müde von der Pandemie. Das Coronavirus interessiert das leider wenig. Omikron droht, eine neue und vielleicht noch heftigere fünfte Welle aufzubauen. Und so beginnt 2022 wie 2021 – mit Kontaktbeschränkungen und Einschränkungen. Doch die Hoffnung bleibt, die Zuversicht auf ein baldiges Pandemie-Ende möge im neuen Jahr obsiegen.

Jürg Bachmann: Welche sind die schönsten Tage im Jahr? Ferien? Geburtstag? Weihnachten? Fasnacht? Nein, keiner davon. Die schönsten Tage sind jene zwischen den Jahren. Das alte Jahr ist sozusagen passé. Was gelang, freut; was misslang, ist heuer ohnehin nicht mehr zu retten. Kein Grund also, einen Gedanken daran zu verlieren. Und das neue Jahr ist noch weit weg. Sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ist am 2. Januar noch früh genug. So sind die Tage zwischen den Jahren die entspanntesten. Tage, die man mit guten Gewissen träge und geruhsam vorbeiziehen lassen kann, an denen man nichts muss, sondern nur kann. Solche wünsche ich unserer Leserschaft auch!

Eva Caflisch: „Gib mir die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“ (Reinhold Niebuhr (1892-1971). Das alte Jahr geht zuende – im Zeichen der Pandemie, das neue beginnt – ebenfalls im Zeichen der Pandemie. Unser Alltag ist seit Corona einem Regelwerk unterworfen. Wir lernen, damit umzugehen, uns anzupassen, oder neue Wege zu gehen, und sei es nur, uns mit der Digitalisierung anzufreunden. Aber manchmal kommen Wut und Enttäuschung hoch, und die Nostalgie lähmt uns. Da nützt das Gelassenheitsgebet als Krisencoach.

Maja Petzold: Aufs vergangene Jahr zurückschauen oder nach vorne blicken? Alten Erinnerungen nachhängen oder das Kommende herbeisehnen? Was immer wir betrachten, tun, bedenken, es geschieht immer mit allen Sinnen, mit all unseren Erfahrungen. – Unser Verhältnis zur Welt ist geprägt von unseren bisherigen Wahrnehmungen. Manchmal sind daraus Gewohnheiten geworden. So fährt die eine im Zug vorzugsweise vorwärts und schaut, was auf sie zukommt; die andere lieber rückwärts, um dem nachzuschauen, was an ihr vorbeigezogen ist. Dazu ein Lied von Mani Matter: «Ir Ysebahn». Zwei Reisende sind sich uneins, was besser sei, vorwärts- oder rückwärtsfahren: «Itz schtellet nech vor, Jede bhouptet eifach, So win ärs gseht sigs richtig. Und scho hei si Krach. Si gäbe enander mit Schirme ufs Dach.» – Der Kondukteur lässt sich nicht beeindrucken, er ruft den nächsten Halt aus: «S isch Rorschach».

Bernadette Reichlin: «Wirds besser, wirds schlimmer, fragt man alljährlich. Seien wir ehrlich: Leben ist immer lebensgefährlich.» Dieser Aphorismus von Erich Kästner bringt (auch) das Leben im zweiten Pandemiejahr auf den Punkt: Leben ist nie, zu keinem Zeitpunkt, in keiner Lebensphase absehbar. Das relativiert all die Einschränkungen des vergangenen Jahres. Und birgt auch eine Portion Gelassenheit: Ich bin dank Impfung virengeschützt wie mein TV-Gerät, geniesse das Leben auch ohne Langstreckenflüge, treffe Freunde notfalls virtuell, konnte Sport treiben im Freien und kann jetzt maskiert Konzerte besuchen. Und ich freue mich über ein kreatives Umfeld: Glühwein trinken vor dem Haus, warm eingepackt um eine Feuerschale herumsitzen und diskutieren, gemeinsam wandern. Das alles ist hoffentlich auch 2022 möglich.

Josef Ritler: Das Jahr war wieder voller eindrücklicher Ereignisse. Dankbar bin ich, dass ich mit 82 Jahren immer noch jeden Tag in der Früh vier Kilometer am Vierwaldstättersee laufen und mein Morgenbild auf Facebook veröffentlichen kann. Wunderbar war es, dass ein Enkel die Photografenlehre beginnen durfte und unser Sohn und unsere Tochter beruflich äusserst erfolgreich waren. Der Auftritt mit der Kunstturnerin Ariella Käslin in der Radio- und Fernsehsendung «persönlich» in Hochdorf LU war sicher der Höhepunkt des Jahres. Und da wäre noch unser Zio Aurelio im Verzascatal TI, der mit 104 Jahren eine Akku-Kettensäge kaufte und schwärmte, das schönste daran sei die Garantiezeit von drei Jahren. Eindrücklich war der Besuch im Gardemuseum in Naters VS und der Besuch von 600 Frauen mit den Bundesrätinnen Viola Amherd und Simonetta Sommaruga auf dem Rütli. über die ich auf Seniorweb berichtet habe.

Peter Schibli: Die Covid-Pandemie fordert ihren Preis. Die Zahl der Todesfälle hat 2021 in meiner Wohngemeinde Muri-Gümligen einen neuen Rekordstand erreicht. Auch ich habe mehrere liebe Freunde und Bekannte durch Covid verloren. Darüber spricht man nur ungern. Der Tod ist ein Tabuthema. Viel lieber geniessen wir das Leben, solange dies möglich ist. Die Sehnsucht nach Harmonie und Anerkennung steckt in uns allen. Gerade die Pandemie wäre jedoch Anlass, uns mit der eigenen Endlichkeit zu beschäftigen und das Nötige vorzukehren. Mit einer Patientenverfügung, einem Vorsorgeauftrag, einem Testament, einem selbst verfassten Lebenslauf dokumentieren wir unseren Willen und nehmen unseren Angehörigen schwierige Entscheidungen ab. Vorlagen für Patientenverfügungen und Vorsorgeaufträge gibt es im Internet. Ein Testament muss handschriftlich verfasst, datiert und unterschrieben sein. Wer diese Formalitäten erledigt hat, der lebt leichter, sorgloser, entspannter.

Judith Stamm: Was hat mich das vergangene Jahr eindrücklich gelehrt? Dass das höchste Gut, das uns geschenkt werden kann, menschliches Entgegenkommen ist. «Banal, banal» mögen jetzt einzelne schreien. Oder, etwas weniger liebenswürdig: «hat sie so viele Jahrzehnte gebraucht, um das zu erkennen?»  Solche Kommentare kümmern mich nicht. Ich erlebe einfach, dass Liebenswürdigkeit, Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft in diesen beschwerten Zeiten einen ganz neuen Stellenwert bekommen. Sie sind wie Muscheln am Sandstrand, die wir völlig unerwartet finden. Das ist die positive Seite dieser Pandemie. Wir lernen wieder, «was wir aneinander haben». Und alle, die genügend Zeit und Kraft aufbringen können, sind gebeten, diese Erfahrungen zu pflegen und weiterzutragen, weit ins Jahr 2022 hinein!

Beat Steiger: Im Jahre 2021 versuchten wir in Zeiten der Pandemie, des Klimawandels, der Migrationskrise, der Hungersnöte dem Gefühl der Ohnmacht zu entgehen durch Hilfeleistungen, gut umgesetzte Ideen, Katastropheneinsätze, langfristig wirkende Massnahmen, Schaumschlägereien, blinden Aktivismus, Profitmaximierung, hohle Selbstinszenierung, Fake News, nationalistische Abpanzerungen usw. Gut, wenn wir im nächsten Jahr 2022 klarer erkennen, was tatsächlich hilft, wer konstruktiv mitarbeitet und wer Not egoistisch ausnützt. Gut, wenn wir (wer?) nüchtern, sachkundig und problemlösungsorientiert an einer besseren Welt für alle mitarbeiten und Phrasendrescher und skrupellose Profiteure in Schranken weisen. Gut, wenn wir (also wer?) im privaten Kreis helfen, aber auch Hilfe annehmen können, genau da, wo wir (wer genau?) wirken und leben. In diesem Sinne: Allne es guets Nois!

Peter Steiger: Als Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate taugt das Wort des Jahres zum Anknüpfen: „Impfdurchbruch“. Blicken wir weiter zurück. 2020 gelangte „stosslüften“ auf den dritten Rang. Da steht ebenfalls Corona auf dem Etikett. Die „Flugscham“ von 2019 hingegen erscheint uns heute als Kritik an einer weit entfernten allzu reiselustigen Welt. Wieso 2013 „Stellwerkstörung“ obenaus schwang weiss ich nicht mehr. Wars das absolute SBB-Pannenjahr? 2005 belegten die „erlebnisorientierten Fans“ den zweiten Rang. Damit sind wir wieder beim bald verflossenen Jahr 2021 angelangt. „Impfdurchbruch“ ist gut und recht. „Erlebnisorientierte Massnahmenkritiker“ ist leider nicht gängig geworden, wäre aber ebenfalls ein träfer Ausdruck gewesen.

Ruth Vuilleumier: «Prendre un enfant par la main», das Chanson von Yves Duteil war Ende der 1970er Jahre ein Radiohit. Ein einfühlsames Lied, das die Herzen der Menschen berührte. Wir kehrten im Winter 1982 von unserem dreijährigen Afrikaaufenthalt zurück. Dreizehn Jahre waren wir verheiratet, aber es fiel mir schwer, mich für ein eigenes Kind zu entscheiden. Die Welt erschien mir so hoffnungslos, dass ich sie keiner neuen Generation zumuten wollte. In Afrika sind Kinder omnipräsent und gehören selbstverständlich zum Leben. Sie brachten mich zur Einsicht, dass sie sich nicht intellektuell planen lassen, sondern allein mit dem Herzen. Warum erzähle ich das? Eine neue Generation ist im Anflug, die Welt erscheint mir heute noch hoffnungsloser als früher. Und doch freue ich mich, mein Enkelkind an der Hand zu nehmen und es wie im Lied «l’emmener vers demain» in ein Zukunftsland zu führen.

Titelbild: Josef Ritler

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