FrontGesundheitEntschlacken – ein Januarmärchen

Entschlacken – ein Januarmärchen

Jetzt beginnt die hohe Zeit der inneren Säuberung. Die Schlacken, die sich im Laufe des Winters und der Festtage im Körper angesammelt haben, müssen weg. Mit Tee, Pillen, Bädern – Hauptsache, dass der Körper so richtig «dureputzt» wird. Warum nur will die Schulmedizin so gar nichts wissen von solchen Reinigungskuren?

Tee aus Birkenblättern, Brennnesseln oder als Wundermischungen «garantiert schlank in drei Tagen» – wer in diesen Tagen danach sucht, wird schnell fündig. Und weil jetzt die letzten Weihnachtsguetzli und die geschenkt erhaltenen Pralinen vertilgt sind und alle Zeitungen eh voll auf den Veganuary abfahren, könnte man sich ja schon überlegen, seinem Körper mal etwas Gutes zu tun. Also ausser Schokolade natürlich. Dafür mit «detoxen», was aus dem Englischen stammt und entgiften bedeutet. Und viel besser tönt als etwa Frühlingssputz oder Ölwechsel für den Körper.

Entgiften, von oben und unten

Entschlacken, das sagen alle Frauenmagazine und Drogerieratgeber und ganz viele alternative Gesundheitsapostel – gibt es auch Apostelinnen? Ja, sicher! – ist jetzt das Gebot der Stunde. Darm, Blutgefässe, das ganze Kreislaufsystem mal so richtig gründlich putzen, so wie man es später mit Fenster und Böden in der Wohnung vor hat. Selbst in Wellnesshotels werden «Darmspülungen» angeboten, ohne ärztliche Verordnung, dafür mit einem anschliessenden Basenbad, das die restlichen Stoffwechselabfälle via Haut aus dem Körper befördert.

Innere Reinigung mit Kräutertees? Geht nicht, sagt die Schulmedizin. (Bilder pixabay)

Sogar die Weltreligionen stimmen mit ein in diesen Kanon des dringend nötigen Reinigungsprozesses und verordnen Fastenzeiten. Im christlichen Glauben bald schon nach den Fasnachtschüechli und Schenkeli, im Islam zumindest als Intervallfasten während des Ramadan. Die Juden fasten an Gedenktagen, wobei Jom Kippur der wichtigste ist, und die orthodoxe Kirche hat so strenge Fastenregeln, dass man diese gar nicht alle aufzählen mag. Der Buddhismus rät zum Verzicht ganz allgemein, vor allem an hohen Feiertagen. Angefügt werden muss, dass diese Fastenzeiten nicht in erster Linie das körperliche Wohlbefinden anstreben, sondern der inneren, geistigen Reinigung und Einkehr dienen sollen. Für die gibt es auch keinen Tee.

Der Körper hilft sich (oft) selber

Und dann kommt die Schulmedizin. Und sagt: Alles ganz falsch. Im Körper bilden sich gar keine Schlacken, die ja per definitionem Verbrennungsrückstände sind, aus Hochöfen zum Beispiel. Was an nicht verwertbaren Stoffwechselprodukten anfällt, wird vom – gesunden! – Körper ausgeschieden. Über Darm und Nieren vor allem, aber auch Leber, Lunge, Haut und das Lymphsystem helfen kräftig mit. Die Leber etwa ist eine grosse Entgiftungsfabrik, baut zum Beispiel Alkohol innert Stunden ab und kann Gifte aus Nahrung und Medikamenten effizient filtern.

Der menschliche Körper ist ein Wunderwerk und kann sich über weite Strecken selber entgiften. Wenn man ihm Sorge trägt.

Natürlich heisst das nicht, dass uns ungesundes Essen, Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch nichts anhaben können. Die Entgiftungsorgane können, wenn sie überbeansprucht werden, ihre Dienste ganz oder zumindest teilweise einstellen. Das heisst dann Dialyse bei Nierenversagen oder eine medikamentöse Unterstützung der Leber, wenn eine Leberzirrhose droht oder bereits eingetreten ist.

Gifte und Schwermetalle, die mit der Atemluft oder der Nahrung aufgenommen werden, können leider auch nicht einfach so «ausgewaschen» werden. Sie lagern sich im Fettgewebe ab und können, nimmt jemand stark ab, durchaus die Gesundheit belasten. Nur – Tee, eine Detoxdiät oder ein Basenbad helfen da nicht weiter. Da müssen stärkere Medikamente her.

Zum Schluss zum Titel dieses Beitrags: Entgiften, entschlacken also nur ein Märchen? So einfach ist es dann auch wieder nicht. Ein bewusster zeitweiliger Verzicht auf Fleisch, Alkohol, Zucker, Kaffee und all die anderen kleinen Sünden ist nie falsch. Sich seines Körpers wieder mal bewusst zu sein, ihm mit Fastentagen oder -stunden (dazu mehr in einem nächsten Beitrag!) etwas Ruhe gönnen und sich mal in einem duftenden Bad oder einem Wellnesshotel entspannen, schadet ganz sicher nicht. Dazu braucht es auch keine Entschlackungs -Wundermittel: Viel Wasser und Tee trinken, oft Gemüse und Obst essen, genug schlafen und sich an der frischen Luft bewegen, reicht und trägt dazu bei, dass man sich ganz allgemein besser fühlt – so richtig entschlackt.

1 Kommentar

  1. Ganz meiner Meinung
    Je mehr die Schulmedizin angegriffen wird, die Arzneiforschung und Behandlung angegriffen wird, frage ich mich, welche Interessen dahinterstecken.
    Meine Meinung: Einfach das schnöde Geld!

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