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Farbenfrohe Burleske

Im Luzerner Theater präsentiert die neue Operndirektorin und Regisseurin Lydia Steier mit dem Dirigenten Hermann Bäumer die Schweizer Erstaufführung von Pascal Dusapins Oper «Perelà – Uomo del Fumo» – ein künstlerisch beeindruckender und unterhaltsamer Abend.

Die Luzerner Produktion ist nicht neu, Dusapins «Perelà» wurde 2015 im Staatstheater Mainz als deutsche Erstaufführung gegeben und war überraschend erfolgreich. Sie wurde sogar für den Deutschen Theaterpreis «Der Faust» nominiert.

Hermann Bäumer ist in Mainz seit zehn Jahren Generalmusikdirektor, er hat das dortige Staatstheater mit originellen Produktionen und gutem Gespür für die Moderne zu einem Begriff gemacht. Dieser offene Mainzer Geist ist nun auch in Luzern tätig, Ina Karr, Intendantin des Luzerner Theaters, war in Mainz Chef-Dramaturgin.

Gerade bei modernen Stücken machen solche Ko-Produktionen Sinn. Kommt dazu, dass Dusapins «Perelà» in jeder Hinsicht aufwändig besetzt ist. Der Komponist verlangt – typisch Franzose – ein grosses, farbenreiches Orchester, fünfzehn Sängerpartien sind zu besetzen, dazu der Chor und die Statisterie einzukleiden.

Ein federleichter Rauchmensch

Die Geschichte dreht sich um Perelà, der als Rauchmensch wie ein «reiner Tor» auf die Erde kommt und neugierig ist auf die Menschen. Dabei trifft er auf eine Hofgesellschaft, die ihn als federleichten Rauchmenschen zuerst bestaunt, dann vergöttert. Die Marquise Bellonda verliebt sich sogar in ihn. Doch als Alloro dem Angebeteten nacheifern will und sich anzündet, um wie Perelà zu Rauch zu werden, verbrennt er und stirbt – man beschuldigt Perelà und stempelt ihn zum Mörder.

Wichtig ist, wer oben steht. Im Vordergrund der «Rauchmensch» Perelà.

Die Geschichte beruht auf dem futuristischen Roman «Il Codice di Perelà» von Aldo Palazzeschi, der 1911 in Italien erschien. Dusapin hat diese Burleske auf hohe Amtsträger und ihre Willkür zu einem Libretto eingerichtet, das zehn Kapitel aufweist. In jedem Kapitel werden Grundfragen unserer Existenz reflektiert: Woher kommen wir? – Gott – Materie – Macht – Liebe – Weisheit – Tod.

Drehbühne ermöglicht schnelle Szenenwechsel

Das erfordert viele schnelle Szenenwechsel, die in Luzern dank der Drehbühne fliessend möglich sind. Bühnenbauer Flurin Borg Madsen hat zwei dreieckige Kuben gebaut, die man einzeln verschieben kann. Auf der Aussenseite dieser Kuben führt schief nach oben eine Treppe, die ins Nichts verläuft, darunter ist der Innenraum mit verschiedenen «Räumen» – für den Erzbischof, den Philosophen, den Minister. Je weiter oben eine Figur ist, desto mächtiger ist sie.

Die Hofgesellschaft ist, im Gegensatz zum nackten, weisslichen Rauchkörper Perelàs, nach barocker Manier pompös gekleidet: weite Reifröcke, wilde Hutkreationen, struppige Perücken und plastische Gesichtsmasken, die die Nase oder das Kinn spitz nach vorne verlängern. Die kurrligen Kostüme von Gianluca Falaschi sind eine Augenweide, sie tragen viel zum Erfolg dieser Produktion bei.

Ein ruhiger, farblich schillernder Klangraum

Für diese kuriose Geschichte hat Pascal Dusapin einen Klangraum geschaffen, der in ruhigen Tempi und schillernden Farben die Szenen plastisch mitprägt. Darin können sich die Sängerinnen und Sänger gut entfalten, auch wenn ihre Partien sehr anspruchsvoll sind: Oft werden rhythmische Gegenakzente zur Sprachbetonung verlangt, heikle Intervalle müssen a cappella, also ohne instrumentale Unterstützung intoniert werden, und die weit aufgefächerten Vokalpartien werden in hoch expressive Arien und ergreifende Cantilenen gesteigert.

Grossartige Ensembleleistung

Dass vor allem die Hauptpartien in Luzern von Ensemblemitgliedern bewältigt werden können, ist erstaunlich. Der Tenor Ziad Nehme singt die alles fordernde Hauptrolle mit einer gewinnenden Natürlichkeit, als wäre nicht nur er, sondern auch seine Partie «federleicht». Diesem «reinen Tor» verleiht er aber auch Wärme und Irritation, er entrückt ihn subtil und weiss dann im zweiten Teil dramatisch auszubrechen.

Die opulenten Kostüme von Gianluca Falaschi Tragen viel zum Erfolg der Produktion bei. (Bilder Theater Luzern/Ingo Hoehn)

Um ihn herum scharwänzeln allerlei Würdenträger. Hier seien nur einige erwähnt; Sebastià Peris gibt einen stattlichen Zeremonienmeister mit strahlender Stimme, den der Countertenor Georg Bochow als Erzbischof köstlich konterkariert. Auch die Figur des alten Dieners hat ihr ganz eigenes Profil, Christian Tschelebiew verkörpert sie mit starker Bühnenpräsenz und ruhiger Cantilene.

Als unglücklich nach der grossen Liebe suchende Marquise Bellonda weiss Marcela Rahal mit dunklem Timbre und wunderbarem Legato zu überzeugen. Wie sie bei der Verteidigung Perelàs über weite Strecken a cappella rein intoniert und expressiv aus sich herausgeht, ist grosse Klasse.

Der Dirigent Hermann Bäumer kennt die Partitur gut, er spielt die koloristischen Effekte im Orchester genüsslich aus und spannt die Steigerungsbogen weit. Auch den Chor, der hoch virtuos böse Kommentare zu Perelàs Verhalten abgeben muss, führt er rhythmisch präzise. Diese vielstimmigen Chor- und Ensembleszenen gehören zu den interessantesten Stellen in Dusapins Partitur.

Weitere Vorstellungen: Do, 19. 5./ Mi, 25. 5. / Fr, 10. 6. jeweils 19. 30-22 Uhr
So, 12. 6. 13.30-16 Uhr.

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