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Vorlesen, Zuhören, Feiern

Die Literaturhauptstadt Solothurn ist wieder offen: Ende Mai am Auffahrtswochenende finden die 44. Solothurner Literaturtage nach zwei Pandemiejahren endlich wie früher vor Ort statt.

Aber die Erfahrungen aus zwei digitalen Ausgaben mit vielen Experimenten sollen nicht einfach auf dem Abfallhaufen der Geschichte landen. Das 44. Festival lädt zum Besuch im Landhaus, im Theater und im Kreuzsaal ein, aber auch zur digitalen Vorstellung einer Lesung, einer Diskussion oder Performance zuhause am Computerbildschirm. Für beide Arten können Tickets online erworben werden. Denn das Echo auf die gestreamten Lesungen und Gespräche war so positiv, dass die Organisation beschliessen konnte, zahlreiche Lesungen und Gespräche auch als kostenpflichtige Live-Audiostreams auf der Webseite literatur.ch zu veröffentlichen.

Das Design der 44. Ausgabe von 2022…

Für all jene, in deren Ferienkalender die Auffahrtstage mit den Literaturtagen gleichgesetzt werden, kann der Computer im Lockdown-Modus bleiben, weil sie nach zwei Jahren Verzicht das ganz besondere Ambiente zwischen Landhaus und Kreuz, den zentralen Veranstaltunsorten, wieder erleben wollen, drei Tage lang die Literatur in allen möglichen Formen – seit längerem gehören auch Spoken-Word-Veranstaltungen und die Verleihung des Jugend- und Kinderbuchpreises dazu. Ein Gespräch mit einem preisgekrönten ausländischen Dichter ist hier durchaus möglich, ohne dass man sich in die Reihe jener stellt, die das beworbene Buch nach der Lesung signiert haben wollen, bevor der Dichter sich zurückzieht.

… und das Allererste von 1979

Alles muss freilich nicht runderneuert werden. Seit eine Autorengruppe um Otto F. Walter, Peter Bichsel mit Buchhändlern wie Arnold Lüthy und Vrony Jaeggi der Literatur eine ähnliche Plattform in ihrer Stadt geben wollten wie die Filmer sie mit den Filmtagen hatten, ist das Herzstück des Anlasses die Werkschau – die Präsentation dessen, was an Literatur hierzulande im vergangenen Jahr geschaffen wurde. Mehr als achtzig Dichterinnen, Schriftsteller, Übersetzerinnen und Sprachperformer werden ihre neueste Arbeit präsentieren.

Ein paar Namen gefällig: Simone Lappert, Zsusanna Gahse oder Dieter Zwicky sind alte Bekannte aus der Deutschschweiz, Ivan Salamanca oder Pierrine Poget schreiben Französisch, Anna Ruchats Poesie ist italienisch, und mit Jachen Andry ist Rätoromanisch vertreten. Neben den vier Landessprachen wird in der Schweiz aber auch auf Türkisch oder Afghanisch geschrieben, oder in Graphic Novels literarisch gezeichnet. Und es sind viele junge und weibliche Stimmen zu entdecken, was Dani Landolf, der Geschäftsführer der Solothurner Literaturtage gern betont.

Auswahl eins vom Büchertisch

Vier der vom Bundesamt für Kultur bei einem festlichen Anlass am Mittwoch vor Auffahrt ebenfalls in Solothurn mit dem Literaturpreis 2022 Ausgezeichnete werden auch lesen: Rebecca Gisler, Yari Bernasconi und Ariane Koch. Sozusagen Hors Concours, weil er für sein Gesamtwerk den Grand Prix Literatur erhielt, hat der Bündner Autor Reto Hänny eine Carte Blanche bekommen.

Und was wären die Literaturtage ohne Gäste aus dem Ausland. Diesmal ist ein Pulitzer Preisträger dabei: Joshua Cohen stellt sein Buch Witz vor, eine jüdische Geschichtssatire, die neu auf deutsch übersetzt wurde. Andere internationale Gäste wie Irene Dische oder Blaise Ndala oder Claudia Durastanti schreiben in «unseren» Sprachen, oder ihre Bücher sind übersetzt, wie beispielsweise Rumena Bužarovskas Mein Mann.

Auswahl zwei vom Büchertisch. Das vollständige Solothurner Sortiment der Neuerscheinungen gibt es online oder vor Ort.

Auch Aussenlesungen gibt es. Diesmal ist die Treppe der St. Ursen-Kathedrale der Zuschauerraum Hier ist zuhören gratis, wer allerdings ein Ticket oder auch eine Tages- oder Dauerkarte (130 Franken, 90 für Studentinnen, Rentner etc.) für Solothurn möchte, dem ist die Online-Reservation auf literatur.ch dringend empfohlen. Mit der Tages- oder Dauerkarte hat man auch freien Eintritt zum Audiostream. Wer zuhause bleibt, zahlt für einen Tag Audiostream 30, bzw. 20 Franken. Die Lesungen werden nicht einfach mit einer Kamera abgefilmt und gestreamt. Das Team hat zweimal unter Lockdownbedingungen geübt und will das neue Medium für Lesungen perfektionieren, wobei der digitale Raum schon beim Planen mitgedacht werden muss.

Mit Campus Solothurn sind Gesprächsrunden unter Profis betitelt, in denen es an die Existenz geht: Wovon leben Dichterinnen hierzulande, wie sorgen unabhängige Verlage für literarische Vielfalt oder auch wohin bewegt sich der Echoraum der Literaturkritik, nachdem die grossen Medien dieselbe praktisch abgeschafft haben. Solothurn ist immer auch ein Ort für politisch-gesellschaftliche Diskussionen, so wird das Identitätsthema mehrmals zur Sprache kommen, und die Ukraine sei ohnehin nicht vermeidbar.

Aufbau im Landhaussaal: Das Dekor und das Licht sollen auch für die gestreamte Lesung oder Diskussion taugen.

Daher wurde am Samstag um 18 Uhr im Landhaussaal eine Gastveranstaltung eingeschoben: Was Russlands Krieg gegen die Ukraine mit uns macht. Nach der Podiumsdiskussion mit Iryna Herasimovich, Olga Shparaga, Marina Skalova,Evgenia Lopata, Halyna Petrosanyak, moderiert von Ulrich Schmid wird eine Kollekte gesammelt, die an den Verlag Meridian Czernowitz geht.

Titelbild: Das Landhaus an der Aare. Foto: © Solothurn Toursimus, Tino Zurbrügg
44. Solothurner Literaturtage vom 27. bis 29. Mai 2022. Auf der Homepage literatur.ch finden Sie die Programmübersicht, die Namen der Teilnehmenden, praktische Hinweise aller Art und den Vorverkauf.

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