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Lucerne Festival glanzvoll eröffnet

Nach drei Jahren Pause ist es nun endlich wieder soweit: Das von Corona arg gebeutelte Lucerne Festival kann wieder stattfinden. Am Freitag wurde dieses grösste Musikfestival der Schweiz von Bundespräsident Ignazio Cassis feierlich eröffnet.

Das Festival-Motto «Diversity» hat gesellschaftspolitische Brisanz In der Klassikszene sind «People of Color» jedoch nur randständig vertreten, aber es gibt sie. Lucerne Festival bietet ihnen nun eine grosse Plattform – ein risikofreudiges Unterfangen. Bundespräsident Cassis verglich in seinem Grusswort die «diverse» Schweiz mit einem kleinen Orchester, in dem die Suche nach Harmonie mit viel Arbeit verbunden sei. Das Erfolgsgeheimnis liege im Miteinander, im gegenseitigen Respekt.

Das farbige Chineke! Orchestra

Mit welchen rassistischen Vorurteilen dunkelhäutige Musikerinnen und Musiker  zu kämpfen haben, schilderte Chi-chi Nwanoku CBE, Gründerin und Leiterin der Chineke! Foundation, in ihrer Eröffnungsrede eindrücklich. Meist war sie die einzige Farbige in einem Orchester. Heute setzt sie sich mit ihrer Foundation und dem Chineke! Orchestra, das auch am Lucerne Festival auftritt, für mehr Präsenz der «Musicians of color» in der Klassikszene ein.

Mitglieder des Chineke!Orchestra, das am diesjährigen Lucerne Festival ein Gastspiel geben wird. (Lucerne Festival/Patrick Hürlimann)

Als markantes Beispiel für eine erfolgreiche schwarze Künstlerin nannte Chi-chi Nwanoku CBE die afroamerikanischen Komponistin Florence Price, geboren 1987. In Luzern wird nun ihre 1. Sinfonie aufgeführt, am 9. September im Konzert mit dem Philadelphia Orchestra unter Yannick Nézet-Séguin. Dort tritt übrigens auch die bekannte schwarze Sopranistin Angel Blue auf.

Der schwarze Mozart

Bereits im Eröffnungskonzert konnte man einem hochbegabten farbigen Komponisten begegnen. Die Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter, welche neuerdings auch im Stiftungsrat von Lucerne Festival mitwirkt, spielte das Violinkonzert A-Dur op.5 Nr. 2 von Joseph Bologne, Chevalier de Saint-Georges (1745-1799), der auch als «Schwarzer Mozart» bezeichnet wird.

Eröffnungskonzert des Lucerne Festival Orchestra mit Riccardo Chailly am Pult und der Solistin Anne-Sophie Mutter. (Lucerne Festival/Peter Fischli)

Der Sohn eines adligen französischen Plantagenbesitzers und einer Sklavin kam als Kind mit seinen Eltern nach Frankreich und erhielt eine privilegierte Erziehung. Er war ein ausgezeichneter Fechter und befehligte während der französischen Revolution als Oberst eine Legion von etwa 1000 Soldaten. Zudem war er ein virtuoser Geiger und komponierte seine Violinkonzerte hauptsächlich für den Eigenbedarf.

Star-Geigerin Anne-Sophie Mutter

Anne-Sophie Mutter verlieh diesem technisch kniffligen Violinkonzert echt französischen Charme. In allen drei Sätzen werden Passagen in höchster Flageolett-Lage gefordert, auch Doppel- und Akkordgriffe, die Mutter virtuos und elegant zugleich präsentierte. Überraschenderweise findet sich die Solo-Kadenz in keinem schnellen Satz, sondern im anmutigen Largo, dessen lyrische Qualitäten gehaltvoll ausmusiziert wurden.

Das Lucerne Festival Orchestra unter der Leitung von Riccardo Chailly wechselte an diesem Eröffnungskonzert von der Kammerbesetzung in der Begleitung von Saint-Georges Violinkonzert zur Riesenbesetzung für die 2. Sinfonie e-Moll von Sergej Rachmaninow und dem einleitenden Orchesterstück «Verwandlung 4» von Wolfgang Rihm

Wuchtige Orchestermusik

Rihm, Jahrgang 1952, einer der erfolgreichsten deutschen Komponisten unserer Zeit, leitet die «Lucerne Festival Academy» und wird in Luzern auch mit einem Konzert zu seinem 70. Geburtstag gefeiert. Sein Orchesterstück «Verwandlung 4» lebt von kunstvollen Variationen eines Viertonmotivs und abrupten Wechseln zwischen laut und leise, zart und aggressiv, träumerischen Soli und wuchtigen Blech-Akkorden.

Riccardo Chailly und Anne-Sophie Mutter erhielten viel Applaus. (Lucerne Festival/Peter Fischli)

Chefdirigent Riccardo Chailly, bekannt für seine zupackende Art, akzentuierte mit dem Lucerne Festival Orchestra die heftigen Kontraste dieser Musik zusätzlich und gestaltete dramaturgisch sehr stringent. Gar laut und kompakt geriet dann auch die 2. Sinfonie von Rachmaninow, die ganze 60 Minuten dauerte. Deren organisch sich fortspinnender Struktur hätte etwas mehr Transparenz gut getan. Zu bewundern waren hier vor allem die grossartigen Bläsersoli, allen voran das russisch-volkstümliche Klarinettensolo im Kopfsatz.

Lucerne Festival, 9. August bis 11. September, KKL Luzern
www.lucernefestival.ch

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