StartseiteMagazinKolumnenDie Botschafterinnen und Botschafter der Schweiz

Die Botschafterinnen und Botschafter der Schweiz

Wie stolz waren wir 1969, als Meta Antenen als 20-Jährige im damaligen Fünfkampf der Leichtathletik bei den Europameisterschaften eine Silber-Medaille für sich, für uns, die Schweiz erkämpfte. Diese Woche war es dem Tagesanzeiger nicht einmal einen Hinweis auf der Frontseite wert und nicht einmal einen Aufmacher auf den Sportseiten, als Annik Kälin das fast Gleiche im weit schwereren 7-Kampf erreichte, eine Bronze-Medaille. So sehr haben wir Sattsamen uns bereits, auch die Medien, an den Medaillen-Segen an den Europameisterschaften in München und an die Erfolge unserer Sportlerinnen und Sportler gewöhnt, erinnert sei nur mal an Roger Federer. Es brauchte schon Gold von Mujinga Kambundji (30) über 200 Meter, dass wir, auch die Medien jubilierten, die Redaktionen zu etwas grösseren Lettern griffen und von einer Leistung schrieben, die ihresgleichen suchen würde, eine Leistung, die in den Geschichtsbüchern verankert werde.

Da gingen die brillanten Leistungen, die Silbermedaillen des 10-Kämpfers Simon Ehammer (22) und die von Ricky Petrucciani (22) über 400 Meter gar etwas unter. Von den beiden Goldmedaillen, die Marlen Reusser (30) und Stefan Bissegger (23) bei den Rad-Zeitfahren herausstrampelten, schon gar nicht zu reden. Beides aussergewöhnliche Leistungen, die noch mit dem zweiten Rang, der Silbermedaille von Stefan Küng (28) ergänzt wurden.

Ja, es waren ganz tolle 10 Tage an den «European Championships» in München. Unsere Schweizer Sportlerinnen und Sportler brillierten, setzten Zeichen für unser kleines Land, liessen aufhorchen. Auf den internationalen TV-Kanälen fanden Reporter mehr als anerkennende Worte für die jungen Schweizerinnen und Schweizer im Olympia-Stadion, lobten – gar etwas neidisch – die Nachwuchsförderung in unserem Land.

Und es war tatsächlich eine bunte Truppe, die unser Land in Deutschland, damit auch in allen Ländern über die TV-Kanälen verbreitet, repräsentierte: jung, frisch, unverkrampft und vor allem entschlossen und damit erfolgreich. Und auch ganz anders als das Auftreten unserer Politprominenz auf der politischen Bühne, vor allem in Brüssel: Die verkrampft, ohne Perspektiven, und vor allem, und das ist ganz schlimm, unentschlossen in der Europapolitik ihre Runden drehen und damit erfolglos agieren. Warum sind die Generationen der Mannen und Frauen, die unser Land politisch zu führen, international zu repräsentieren haben, so behäbig, so ohne Inspiration? Wieso ist unserer Politik so paralysiert? Für Michael Hermann (51), Geograf und Politwissenschaftler, sei es die «Generation SVP», die heute das Sagen habe. Mehr als zwei Jahrzehnte habe sich in der politischen Schweiz fast alles um das Phänomen SVP und deren Erfolge gedreht.

Heisst: um eine restriktive Ausländerpolitik, um einen schwachen Staat mit tiefen Steuern, um eine Abwehrhaltung zur EU, um die Neutralität. Die verbleibende Stärke der SVP liege heute primär in ihrer Macht über die Köpfe dieser Generation der Politikerinnen und Politiker, welche in dieser Zeit Verantwortung trugen und noch tragen, urteilt Herman in seiner Kolumne im Tagesanzeiger. Kurz: Stillstand statt Aufbruch.

Der deutsche grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck, weit an der Spitze in Umfragen, wer der kompetenteste Politiker in Deutschland ist, schreibt in seinem Buch «Von hier anders» im Nachwort: »Wohlstand und Frieden sind nicht durch zu viel Veränderungen bedroht, sondern vor allem von zu wenig Veränderungen.» Gefährdet von zu wenig Mut und Entschlossenheit.

Unsere erfolgreichen Sportlerinnen und Sportler sind anders geprägt als unser politisches Personal: Sie sind entschlossen, sie wollen den Erfolg, den ihnen unser Land ermöglicht. Sie gehören zu der multikulturellen Gesellschaft, die die Schweiz zunehmend ausmacht. Mujinga Kambundji hat einen Vater aus dem Kongo, Ricky Petrucciani eine Mutter aus Brasilien, Simon Ehammer einen Vater aus Österreich, Roger Federer eine Mutter aus Südafrika. Und unsere Fussball-Stars? Granit Xhaka (30) hat kosovo-albanische Wurzeln und Xherdan Shaqiri (31) stammt aus dem Kosovo. Sie gehören liebend gern zu uns. Und unsere Herzen schlagen höher, wenn sie, eingewickelt in die Schweizer National-Flagge, ihre Erfolge in den Stadien dieser Welt feiern – und wir immer auch ein wenig mit dabei sein können.

Sie sind die Botschafterinnen und Botschafter der Schweiz. Auf diese Generation dürfen wir stolz sein, genauso wie damals auf Meta Antenen, als die Schweiz in der Frauen Leichtathletik noch lange nicht so erfolgreich war wie heute. Von einer Goldmedaille im Sprint hätten wir damals nicht einmal zu träumen gewagt. Und es ist ja nicht auszuschliessen, dass sich unsere künftige Politprominenz ähnlich entwickeln wird.

Weil auch eine kleine Hoffnung zuletzt stirbt, trat überraschend noch ein, was Ditaji Kambundji (20) schaffte, die *kleine“ Schwester der grossen Mujinga Kambundji (30): Sie schloss die denkwürdige Woche der Leichtathletik-Europameisterschaften in München sensationell mit Bronze über 100 Meter Hürden ab.  Unbekümmert stürmte sie los, elegant nahm sie die Hürden, liess bis ins Ziel nicht nach. Im Gegenteil. Sie reihte sich damit ein in die Reihe unserer Botschafterinnen und Botschafter. So darf sie hier nicht unerwähnt bleiben.

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1 Kommentar

  1. Der Sport. Ich habe nie verstanden, wieso gerade ein Wettkampf, also der Bessere, die Schnellere etc., so einen signifikanten Stellenwert in der menschlichen Gesellschaft hat. Ich vermute, es ist ein Stellvertreterkampf für das Ego eines Landes und seiner Bevölkerung und ein Relikt aus der Zeit, als wir Menschen noch mit dem Einsatz unseres Körpers überleben mussten.
    Obwohl, besonders bei den Populär-Sportarten, ausgenommen die schweizerische Schwinger-Szene, oder die Sumo Ringer in Japan, die die Stärke männlicher Überlegenheit kolportieren und damit zementieren, geht es eigentlich nur darum, wer sportlich die anderen hinter sich lässt. Daraus zu folgern, dass diese Mann -Frauschaft oder diese Einzelpersonen, die für ein Land antreten, damit einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft haben, als die anderen, ist ein Trugschluss. Genau wie an der Börse, geht es im Sport um ein Spiel um Geld, Macht, Gewinn und Prestige.
    Wie alle Spiele können die sportlichen Zusammenkünfte die Menschen einander näher bringen; man kann sich besser kennenlernen und wird vielleicht etwas toleranter gegenüber anderen. Aber der Sport hat noch nie weder Kriege noch die alltäglichen Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten verhindert, die wir Menschen uns antun, noch regelt es ein friedvolles Zusammenleben, schon gar nicht ändert es die Politik der Herrschenden.
    Also, warum investieren wir unseren Tatendrang nicht vermehrt in unsere menschlichen, beruflichen, finanziellen und medialen Ressourcen, die weltweit sichtbar und für die Menschheit weitaus nutzbringender als der Sport sind, zum Beispiel in nachhaltige Friedensprojekte?

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