In den USA verwirklichte die Innerschweizer Künstlerin Liselotte Moser (1906-1983) ihren Traum: Sie führte ein Leben als «Nur-Künstlerin». Das Nidwaldner Museum widmet ihr die erste Übersichtsausstellung in der Schweiz.
Liselotte Moser, Selbstportrait 1930, Öl auf Leinwand
Liselotte Moser wird 1906 in Luzern geboren und verbringt ihr Leben zwischen der Schweiz und den USA. Mit 21 Jahren zieht sie in die Staaten, wo ihre Mutter in der Textilabteilung des Detroit Institut of Arts tätig ist. 1965, nach dem Tod der Mutter, kehrt sie in die Schweiz zurück und lässt sich in Stans nieder.
«Sherazade», Textilarbeit von Liselotte Moser
Da über Liselotte Mosers Leben bisher wenig bekannt war, betrieb das Nidwaldner Museum für die Ausstellung einen beachtlichen Rechercheaufwand. Eine erste Spurensuche in Luzern, Detroit und Stans machte es möglich, die Konturen ihres Lebens und Werks zu rekonstruieren und nachzuzeichnen.
(Palmer Avenue in Winter) 1936, Öl auf Leinwand
Ihr Nachlass, im Besitz der Gemeinde Stans und als Leihgabe im Nidwaldner Museum, lieferte erste Anhaltspunkte. Personen, die sich noch an die Künstlerin erinnern, wurden befragt. Ihre Korrespondenz – darunter ein Brief von Thomas Mann – zeugen von Mosers Kontakten zu intellektuellen Kreisen, insbesondere in den USA.
Selbstportrait , 1947
Ebenso geben die von ihr gemalten Portraits heute Einblick in das breite Netzwerk von Mutter und Tochter. Einige zeigen Persönlichkeiten, die aufgrund der Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland in die USA emigrieren mussten, darunter der Verleger Hermann Ullstein. Im Zuge der Recherche wurden unter anderem auch die Tagebücher der Stanser Zeit (1965 bis 1982) auf dem Dachboden einer ehemaligen Nachbarin aufgestöbert.
Portraits von Liselotte Moser
Das Nidwaldner Museum gibt erstmals Einblick in das aussergewöhnliche Leben und Werk von Liselotte Moser. Ihr Schaffen ist geprägt von der Suche nach einer möglichst detailgetreuen Wiedergabe der Wirklichkeit: Liselotte Moser will nur malen, was sie sieht.
Teilweise entfernt sich die Künstlerin aber auch vom Amerikanischen Realismus. In ihren Textilarbeiten setzt sie sich beispielsweise mit mythologischen Themen auseinander. Neben der Detailtreue faszinieren die überraschenden Kompositionen, Bildausschnitte und Blickwinkel, durch die ihr Werk einen ebenso persönlichen wie eigenwilligen Charakter erhält.
Stillleben mit Spiegeln, 1956, Öl auf Leinwand
1964 kehrte Moser in ihre Heimatstadt Luzern zurück und wohnte vorübergehend im Hotel Monopol. Im Juni 1965 zog sie schliesslich nach Stans. Wie schon in Detroit malte sie auch den Bauboom, der in Stans einsetzte und ihr zunehmend die Sicht auf das Stanserhorn nahm.
Die Ausstellung dauert bis 30. Oktober 2022.
Fotos: Josef Ritler