Dankbar zu sein, tut uns gut. Es hilft, schwierige Situationen besser zu meistern und fördert unsere Gesundheit und Kreativität. Dankbarkeit lässt sich auf einfache Art und Weise trainieren.
Wie das geht, erklärt Dr. Mathias Allemand (Bild), Forscher am Universitären Forschungsschwerpunkt (UFSP) Dynamik Gesunden Alterns der Universität Zürich:
Ältere Menschen sind häufig mit besonders belastenden Situationen konfrontiert: Sie müssen mit Krankheiten, Einschränkungen oder dem Verlust von nahestehende Menschen einen Umgang finden. Wie können sie in solchen Situationen ihr Wohlbefinden stärken?
Mathias Allemand: Indem sie die sozialen Beziehungen aktivieren. Gerade nach einem Todesfall ziehen sich Menschen oft zurück. Da kann es helfen, Schritt für Schritt wieder auf andere Personen zuzugehen. Um das Wohlbefinden zu stärken, empfiehlt es sich zudem, Dinge zu machen, die einem guttun. Bei den einen ist das vielleicht kochen, bei anderen schwimmen, wandern, lesen, Sprachen lernen oder malen.
Und wenn eine Person gewisse Dinge nicht mehr machen kann, weil zum Beispiel die Mobilität eingeschränkt ist?
Wenn eine Person nicht mehr alles machen kann, wird der Spielraum zur Lebensgestaltung kleiner. In dieser Situation ist es hilfreich, Wege zu suchen, diesen Spielraum anders zu nutzen. Man kann sich die Frage stellen, was einem in der aktuellen Situation Freude bereiten könnte. Oder welchen Beschäftigungen man früher gerne nachging und was davon man wieder aufnehmen könnte.
Wie schafft man es grundsätzlich, eine positive Einstellung zu seinem Leben oder zu einer Situation zu erreichen?
Dankbarkeit zu üben, hilft, mit schwierigen Situationen besser umzugehen und eine positive Einstellung zum Leben zu erlangen – trotz schwierigen Ereignissen und Übergängen.
Was ist Dankbarkeit eigentlich genau?
Dankbarkeit ist eine emotionale Reaktion auf eine Situation, die man als Geschenk deuten kann. Diese Geschenksituationen muss man erst einmal wahrnehmen. In belastenden Situationen ist das nicht einfach. Da ist der Fokus meist stark auf das negative Erlebnis gerichtet. Dankbarkeit heisst, dass man nebst dem Negativen auch Begebenheiten erkennt, die man als Geschenk bewerten kann. Dankbarkeit ist etwas Aktives, das Menschen trainieren können, um mit schwierigen Situationen besser umzugehen.
Wie kann man Dankbarkeit trainieren?
Indem man beispielsweise jeden Tag drei Dinge aufschreibt, über die man dankbar ist: Ein gutes Essen, den Austausch mit einer Person, ein guter Befund oder ein Erlebnis in der Natur zum Beispiel. Eine weitere Möglichkeit ist es, einen Dankbarkeitsbrief zu verfassen. Vielleicht gibt es eine Person, der man schon lange Dankbarkeit ausdrücken wollte. Nur schon das Schreiben des Briefes kann einen positiven Effekt auf das eigene Wohlbefinden haben. Noch besser ist es, diese Person zu besuchen und ihr diesen Brief vorzulesen.
Was bringt es, die Dankbarkeit zu trainieren?
Mathias Allemand: Menschen, die Dankbarkeit trainieren, betrachten die Dinge mit der Zeit aus einer anderen Perspektive. Sie sehen die positiven Ereignisse beziehungsweise die Geschenke im Leben. Dies wirkt wie eine Verstärkung und steigert ausserdem die Kreativität.
Sind dankbare Menschen glücklicher?
Ja. Verschiedene Forschungsbefunde haben gezeigt, dass dankbare Menschen zufriedener und glücklicher sind mit ihrem Leben. Dankbarkeit wirkt sich auch auf die Gesundheit positiv aus.
Auf der Website www.gesund-zh.ch finden Menschen 65+ aus dem Kanton Zürich Angebote, die das Wohlbefinden steigern – von Kursen über Beschäftigungen für zu Hause bis zu Möglichkeiten der Freiwilligenarbeit.
Das Interview führte Franziska Herren, Prävention und Gesundheitsförderung Kanton Zürich.
Es braucht weder eine Forschung noch universitäre Ergebnisse um sich darüber im Klaren zu sein, dass Dankbarkeit, auch für das kleinste Gute, das einem im Leben widerfährt, zufriedener macht, als nur immer das Negative zu sehen. Der Wille zur Dankbarkeit wird in einem positiven Umfeld bereits einem Kind vorgelebt. Aber auch vom Leben belastete ältere Menschen werden merken, dass Dankbarkeit für ein Lächeln, für ein nettes Wort, für das neue Grün im Frühling usw. jeden Tag ein Aufsteller sein kann.