StartseiteMagazinLebensartFreitagsbummler (I): Sparen oder ausgeben?

Freitagsbummler (I): Sparen oder ausgeben?

Wieder einmal haben es die alten Kumpel der früheren Männerriege geschafft, sich für einen sogenannten «Freitagsbummel» zu treffen. Wenn schon keine sportliche Betätigung mehr möglich ist, dann wenigstens ein frohes Beisammensein, so die Idee dahinter.

Immer am dritten Freitag im Monat um 18 Uhr trifft man sich zunächst beim Dorfbrunnen. Wenigstens in der warmen Jahreszeit; in der Wintersaison ist der Besammlungsort direkt im «Storchen». Sind mutmasslich alle da, setzt sich der Zug zaghaft in Bewegung. Der gemächliche Rundgang durch ein paar örtliche Gassen wird von Jahr zu Jahr kürzer. Dafür sind es immer mehr Rollatoren, die mitrollen. Bei jeder Ruhebank legt der Bummel eine gut zehnminütige Pause ein. Schon bald erreichen die Jungs ihr Ziel – den Stammtisch im «Storchen».

Heute sind immerhin fünf Mannen und zwei Rollatoren mit von der Partie. Heinz Hitz (83), der quasi als Obmann fungiert, begrüsst und gibt die gesundheitsbedingten Absenzen von Schorsch, Hampe und Kudi bekannt. Sepp sei beim Tauchen auf den Malediven und Armin an einem Golf-Weekend in Sörenberg.

Wie so häufig ist es Paul Pfaff (84, gewesener Bahnhofvorstand), der ein Thema zur Sprache bringt, das die Runde dann je nachdem gesittet diskutiert oder sich heftig die Zähne daran ausbeisst. Er habe kürzlich seinem Grosskind, der Chiara Anna (24; Jusstudentin), sagen müssen, sie müsse halt sparen, wenn sie sich ein «luxuriöses Designer-Handtäschli von Guggi» kaufen wolle. Erstens tue es doch auch eine ganz normale Handtasche und zweitens habe man früher ja auch nicht einfach den Grossätti bezirzen können. Wie zur Bestätigung seiner Aussage lässt er seine Faust auf die Tischplatte sausen, sodass die Gläser nur so tanzen.

«Recht so, Päuli!», sagt zu seiner Rechten Gottlieb Graf (80, Ex-Coiffeurmeister und früher lange Jahre Vorturner) und klopft diesem auf die Schulter. «Lasst uns doch über das Thema Sparen sprechen», schlägt Godi vor. «Ich zum Beispiel habe meinen Lebtag nie etwas auf die Seite legen können – mit vier gefrässigen Kindern am Tisch.»

«Das glaube ich dir gerne», sagt nun Urs Detlev Uhlmann (79), genannt «Flitzer». Uhlmann war früher dipl. Reputationsverteidiger in einer global tätigen Reputations-Management-Agentur. «Also ich habe mir damals mit 25 während des Studiums schon vorgenommen, mit 40 einmal finanziell unabhängig zu sein. Deshalb habe ich viele Jahre auf Beizenbesuche, Ferien und teure Freundinnen verzichtet und habe das Gesparte gewinnbringend in Aktien angelegt.» Beim Stichwort teure Freundinnen wirft er seinem Busenfreund Heinz Hitz einen vielsagenden Blick über den Tisch. An dieser Stelle sollte man wissen, dass Hitz, der ehemalige Sportlehrer, seit jeher überzeugter Single war mit einem Hang zu gelegentlichen, häufig kostspieligen Abenteuern, vor allem mit russischen Internetbekanntschaften. «Und heute», fährt «Flitzer» fort, kann ich es mir gutgehen lassen.

«Ja ja, schon gut, Flitzer, aber älter geworden bist du trotzdem – und beim Kugelstossen könntest du vermutlich nicht einmal mehr die Kugel richtig anheben…» Emil «Miggel» Eggenschwiler (85), ehemaliger Verleger von Wissenschaftswerken und emeritierter Privatdozent für Glücksforschung, hält seine Zeit nun gekommen, um seinen allseits bekannten Lieblingsspruch «Carpe diem» in die Runde zu werfen. Es sei doch viel sinnvoller, das Hier und Jetzt zu geniessen statt alles auf später zu sparen. «Bei dir ist dein Plan glücklicherweise aufgegangen, lieber Flitzer. Was aber, wenn du mit 40 oder so von einem Bus zu Tode gekommen wärst…» Nach einer kurzen Pause fährt Miggel fort: «Dann hätte dein ganzer Sparfimmel herzlich wenig gebracht, mein Lieber.»

Heinrich Hufschmid (85, alt Metzgermeister) – der es als Nachzügler auch noch an den «Storchen»-Stammtisch geschafft hat, kugelt sich vor Lachen über Miggels Replik auf Flitzer. Doch weil er gleichzeitig an einem Stück Brot knappert, wird er von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt. Während Heiri durch die Hust-Attacke immer röter im Gesicht wird, werden die anderen Freitagsbummler immer bleicher. Sitznachbar Godi fasst sich als Erster wieder; nun klopft er Heiri ebenso entschlossen und kräftig auf den Rücken.

«Aber aber, meine Herren!», klingt es nun mit rauchiger Stimme über den Tisch. Sonja Schütz (40), Teilzeit-Serviceangestellte im «Storchen», stellt den grossen Teller mit gemischtem Aufschnitt, Käse und Gürkli in die Mitte des Tisches und reicht dazu Brot im Körbli, eingepackt in einen Cellophanbeutel. «Ich spare übrigens auch», sagt sie. «Nämlich all das hoffentlich grosszügige Trinkgeld, das ich von euch später erhalte. Dann kann ich mir vielleicht auch mal ein schönes Handtäschli leisten…».

Cartoon: Ernst Feurer

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