In Zürich soll es ab Mitte des 19. Jahrhunderts mehr als 100 Fotoateliers gegeben haben. Sie fielen im Stadtbild durch ihre Glasdächer auf. Da und dort verrät die Architektur noch deren frühere Existenz. Eine Foto-Ausstellung im Haus zum Rech erinnert daran.
Das Baugeschichtliche Archiv der Stadt hat die ehemaligen Fotostudios von Zürich zu seinem Thema gemacht. Auslöser dazu war die Schenkung des umfangreichen Nachlasses der Foto-Dynastie Schucht, die ab 1880 über mehrere Generationen hinweg an der Kasernenstrasse ihr Atelier betrieb. Das war um die vorletzte Jahrhundertwende nur eine von vielen Fotografenadressen.
Im Entree präsentiert eine Wand einige übergrosse Carte-de-Visite-Rückseiten, währen in den Vitrinen originale Visitenkarten liegen. Die Karten machen auf originelle grafische Gestaltungen aufmerksam, mit denen sich die Fotografen werblich manifestierten.
Die Ausstellung überrascht mit vielen weiteren Locations, wo einst Glasdächer das Stadtbild zierten. Zürich war eine Fotografenstadt; es soll damals über hundert solcher Glasdächer gegeben haben.
Das Fotoatelier Meiner war lange Zeit das grösste in Zürich. Es war von 1894 bis 1960 eine der ersten Adressen
Die ersten Zürcher Fotoateliers dürften in der Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnet worden sein, als die Daguerreotypie durch das komfortablere Kollodium-Verfahren und später durch die Trockenplatten abgelöst wurde. Die Zeit der Wanderfotografen war damit vorüber und die ersten Fotografinnen und Fotografen wurden in der Stadt sesshaft. Brauchbares Kunstlicht gab es damals noch nicht. Man nutzte zum Fotografieren das Tageslicht, welches durch ein Glasdach die notwendige Helligkeit brachte. Dieselben waren meisten gegen Norden ausgerichtet, um von einer möglichst diffusen und schattenlosen Beleuchtung zu profitieren.
Der Nachlass des Fotoateliers Schucht wird zur Zeit vom Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich aufgearbeitet
Die Bilder in der Ausstellung zeigen die vielfältigen Spuren zur Fotografiegeschichte der Stadt: Historische Zeitzeugen wie Innen- und Aussenaufnahmen und Baupläne der prägnanten Fotoateliers auf den Dächern, sowie zahlreiche Stadtansichten, Gruppenaufnahmen und Porträts der Fotopionierinnen und -Pioniere nehmen die Besuchenden mit auf eine Reise zu den Anfängen der Fotografie.
Die Glasplatten der Fotografen Schucht schlummerten während mehr als hundert Jahren in einem Keller und werden nun zu wichtigen Zeitdokumenten
In zwei Ausstellungsräumen sind schwerpunktmässig vor allem die beiden Fotografendynastien Meiner (1894 bis 1960) und Schucht (1880 bis 2005) vertreten, deren Nachlässe derzeit vom Baugeschichtlichen Archiv aufgearbeitet werden. Die Ausstellung vermittelt uns mit vielen bisher noch nie gezeigten Fotografien einen spannenden Eindruck aus der Arbeitswelt der damaligen Fotografen. Es sind Bilder, die überraschen, die verblüffen, die uns eine Zeit näher bringen, die dem Fortschritt, neuen Lebensformen und einem neuen Zeitgeist Platz gemacht hat.
Auf einem Touchscreen werden einige der bedeutendsten Fotoateliers der Zürcher Innenstadt angezeigt und ihre Geschichte in Kurzform visualisiert
Im Rahmen der Ausstellung Fotoateliers in Zürich finden Führungen und Fotosessions statt:
Am Samstag, 23. März 2024 und am Samstag, 4. Mai 2024, um14 Uhr, kann an kostenlosen Stadtführungen zum Thema Zürich wird fotografiert teilgenommen werden. Die Rundgänge führen zu den Schauplätzen der frühen Zürcher Fotogeschichte, zu Gebäuden, die da und dort noch inzwischen verschwundene Glasdächer vermuten lassen. Details dazu finden Sie hier.
Wie um 1900 in einem der Ateliers mit Glasdach können Sie sich während der Ausstellung stilvoll fotografieren lassen.
Am 6. April sowie an Zusatzdaten (siehe Website) kann man einen Termin buchen und sich porträtieren lassen. Der für frühe Fotoverfahren bekannte Fotograf Peter Michels wird Interessierte mit einer grossen Holzkamera vor einem authentischen, gemalten Hintergrund der Pionierzeit fotografieren: Bitte recht ernst – Portraits wie um 1900.
Titelbild: Inszenierte Soldaten und Helvetia aufgenommen im Atelier Schucht. © Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Situationsbilder © Urs Tillmanns / Fotointern
Inserts: © Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich
Bis 31. Mai
Weitere Informationen finden Sie auf der Website Fotoateliers in Zürich