Im Lissaboner Viertel Beato wurde auf Militärgelände und in zwei aufgehobenen Klöstern für das leibliche Wohl der Armee gesorgt. Es gab unter anderem eine Brotfabrik, eine Nudelfabrik, eine Guetzlifabrik und Lagerhäuser. Statt die stillgelegten Bauten abzubrechen und um den Preis klimaschädlicher Abfallproduktion von Grund auf Neues zu planen, wird hier planmässig umgebaut.

Das Projekt nennt sich Hub Criativo do Beato, angeschoben mit Geldern der Stadt, ausgeführt von bekannten Architekturbüros im Auftrag der neuen Mieter, die sich an ein strenges Regelwerk halten. Die Geschichte der Fabriken, Silos, Kamine und Lagerhallen bleibt auch nach der Umnutzung sichtbar für alle, denn es besteht die Verpflichtung zum öffentlichen Raum. Das heisst, die neuen alten Häuser sind frei zu besichtigen, natürlich ohne die Büroräume der Bank in der alten Pastafabrik und anderen Back-Office-Zonen.

Wichtiger Player in dem Umbauviertel ist die Brauerei, in deren Produktionshalle unlängst eine Gaststätte eröffnet wurde, rechtzeitig zum ersten Tribeca-Film-Festival in Europa vom 17. bis 19. Oktober. Finanziert vom Bier-Monopolisten Sagres ermöglicht The Browers Beato kleinen Bierbrauern, ihr Produkt herzustellen und beim Publikum zu testen.

Gleich anschliessend an die Militäranlagen liegen die ehemaligen Häuser grosser Weinproduzenten. Während der ehemalige Sitz von Jose Domingos Barreiro heute ein denkmalgeschützter Wohnbau ist, bleibt bei Abel Pereira da Fonseca gegenüber viel Platz für Kreative. Hier habe der geniale Dichter Fernando Pessoa jeweils sein Glas Wein getrunken – meist mehr als eins. In den ehemaligen Weinlagern, Marvila genannt, haben sich Kreative und Kleinunternehmen eingerichtet, alles ist roh geblieben, anstelle von Türen schliessen Gitter die in die Wände gehauenen Löcher zu den Läden und Ateliers.

Nochmals um Lissabon und Baukunst geht es in einer Woche, nämlich um zwei herausragende Museumsbauten. Zwar kommen sie in der von Reiseportalen empfohlenen «Liste der 30 Dinge, die Sie als Tourist nicht verpassen dürfen» vor, aber hier stört Overtourism kaum.

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Titelbild: Dachgarten und Silos auf der Nudelfabrik
Fotos: Cornelia Metzler, Anne-Catherine Eigner, Eva Caflisch

Links:
Wir haben uns von einer Architektin durch das Gelände führen lassen. Hier geht es zur Homepage Architekturführungen weltweit.
Die Website des Firmencampus Hub Criativo do Beato ist zurzeit im Umbau.
Aber mehr zu dem Projekt Marvila mit Kultur, Kommerz und Kunst gibt es.

Hier finden Sie die Lissabon-Impressionen auf Seniorweb.