StartseiteMagazinGesundheitEin Ster Holz pro Nacht gesägt

Ein Ster Holz pro Nacht gesägt

Schnarchen belastet nicht nur die Beziehung, sondern auch die eigene Gesundheit. Mit steigendem Alter schnarcht die Hälfte aller Männer und jede vierte Frau. Ein Selbstversuch in einem Schlaflabor hat mir gezeigt, dass ich unter schwerer Schlafapnoe leide. Was tun?

«Sie haben viel und laut geschnarcht!». Sagt mir Dr. med. Rositsa Neumann (49), die ärztliche Leiterin des Zentrums für Schlafmedizin Hirslanden in Zürich, nachdem ich soeben aus journalistischer Neugier eine Nacht im Schlaflabor verbracht habe. Kurz: sie diagnostiziert bei mir eine schwere Schlafapnoe. Zum Beweis legt sie mir die gemessenen Werte vor und lässt mich einen eindrücklichen Ausschnitt meines aufgezeichneten Schlafes mithören. Huch!

Frau Neumann ist ehrlich zu mir und sagt: «An Ihrer Stelle würde ich etwas unternehmen gegen die obstruktive Schlafapnoe».

Bei der obstruktiven Schlafapnoe handelt es sich um eine Erkrankung, bei der die Zunge und das Weichteilgewebe die Atemwege verschliessen und so verhindern, dass die Luft in die Lunge gelangt, erklärt sie mir. Damit sei ich nicht allein, versucht sie mich zu beruhigen. Tatsächlich leide mehr als ein Viertel der Bevölkerung zeitweise unter Schlafstörungen und Tagesschläfrigkeit. Und viele Menschen – vor allem Männer über 40, oft übergewichtig – leiden unter Schlafstörungen. Und ja, auch unter Schlafapnoe.

Rositsa Neumann sagt es so: «Schlafapnoe nimmt mit steigendem Alter zu, vor allem bei Männern. Bei Frauen kommt sie oft nach der Menopause.» Was das in Zahlen bedeutet, zeigt eine Lausanner Studie aus dem Jahre 2015: 49 Prozent der Männer zwischen 40 und 85 Jahren und 23 Prozent der Frauen haben mindestens eine mässige Schlafapnoe. Selbstverständlich variieren diese Prozentzahlen je nach Studie.

Gesunder Schlaf ist wichtig

Der Schlaf, sagt Neumann, sei wichtig für alle Funktionen im Alltag: «Wenn man nicht gut schläft, ist man reizbarer, unkonzentrierter, hat Stimmungsschwankungen und teilweise sogar depressive Verstimmungen. Man ist anfälliger für Unfälle und es leidet die Entscheidungsfähigkeit.» Schlafapnoe mache tagsüber schläfrig. Zudem, so die Leiterin des Schlafzentrums, steige das Risiko für erhöhten Blutdruck und Kreislauferkrankungen (wie Herzinfarkt, Schlaganfall) um das Drei- bis Vierfache.

Mein Besuch im Schlaflabor und die erhaltenen Ergebnisse vor bald drei Jahren haben mich in den Wochen und Monate danach zwar hie und da noch beschäftigt, aber unternommen habe ich nichts. Denn das Schnarchen und die Aussetzer störten mich selber ja nicht, umso mehr, als ich alleine wohne (und schlafe). Und dass mein Kollege auf der jährlichen Velotour trotz gemeinsamen Hotelzimmern zwar mein Schnarchen realisiert, aber dennoch schlafen kann, spricht für ihn und seine Toleranz.

Endlich handeln

Erst, als meine Hausärztin empfahl, es wäre angesichts hohem Blutdruck nun doch endlich angezeigt etwas zu unternehmen, habe ich eingewilligt. Schliesslich könne eine unbehandelte Schlafapnoe die Überlebensrate über einen Zeitraum von 20 Jahren um einen Drittel senken. Sie hatte mich überzeugt.

Damit begann die Suche nach einer geeigneten Behandlung. Als erstes befragte ich einen Bekannten, der schon seit vielen Jahren beim dem Schlafengehen diszipliniert eine Schlafatemmaske (C-CAP) überstreift. Der Kollege (und dessen Frau) ist zufrieden mit dem Gerät, sodass er sich sogar im Wohnmobil eine solche Apparatur eingebaut hat. Kosten: 1000 Franken und höher.

Mein Befund: Bei der C-CAP handelt es sich um eine Form der Überdruck-Beatmung, die dadurch die Atemwege offenhält und den Kollaps der Weichteile der Atemwege verhindert. Mit Verlaub: Wenn ich schlafen gehen, möchte ich ohne eine solche Maske mit Schlauch ins Bett und nicht aussehen wie ein Astronaut oder ein Tiefseetaucher. Und wenn ich in die Ferien fahre, möchte ich nicht noch eine solche Apparatur mitschleppen müssen. Er habe sich daran gewöhnt, pflegt er zu sagen.

Qual der Wahl

Also lieber operative Eingriffe, in der Nase oder im Gaumen? Hier gäbe es lasergestützte oder Radiofrequenz-basierte operative Möglichkeiten, die die Durchgängigkeit für eingeatmete Luft verbessern sollen. Oder gar ein sog. «bimaxilläres und mandibiläres» operatives Verlagern des Knochen des Gesichtsschädels? Dies, so heisst es in der einschlägigen Literatur, soll neben dem Effekt auf die Atemwege auch zu einer Verbesserung des Gesichtsprofils führen. Eher nicht, das Ganze erinnert mich etwas an Nosferatu.

Recherchen im Netz zeigen, dass punkto Kampf gegen die Schlafapnoe und Aussetzern so einiges schon erfunden und angeboten wird. Das Angebot reicht von Nasenpflastern und Nasenclip über Antischnarch-Kissen, die bei Atemaussetzern Impulse aussenden und dazu führen, dass man die Kopfposition ändert (Kosten: unter 100 Franken) bis hin zur Schnarchspange (vom Hersteller «Eherettungsring» genannt), die ohne operativen Eingriff individuell angepasst wird (Kosten: rund 500 Franken).

«Hausmittelchen» und Tipps

Es gäbe dann noch die einfacheren und deutlich kostengünstigeren Strategien, die gegen das Schnarchen wirken. Strategien freilich, die eine hohes Mass an Disziplin voraussetzen. Es sind dies:

>Ran an den Speck! Abnehmen ist für übergewichtige Menschen die wirtksamste Methode gegen das Schnarchen.

>Schlafposition anpassen. In Seitenlage schnarcht man erfahrungsgemäss weniger als in Rückenlage.

>Alkohol. Es ist erwiesen, dass man weniger schnarcht, wenn man auf das Feierabendbierchen verzichtet.

>Schlafmittel. Ähnlich wie beim Alkohol fördert das Einnehmen von Schlafmitteln das Schnarchen. Also möglichst darauf verzichten.

>Rauchen. Aufhören!

Mein Weg – die Antischnarch-Schiene

Und was habe ich als Schnarcher einer mit schwerer Schlafapnoe nun unternommen? Ich habe mich auf Anraten meiner Hausärztin in der Klinik HNO des Kantonsspitals Liestal, genauer gesagt im Kompetenzzentrum für interventionelle Schlafmedizin und Schnarchen untersuchen lassen.

Mittlerweile bin ich im Besitz einer Antischnarch-Spange von Sonoplus. Diese hochwertige Kunststoffschiene, minutiös angepasst auf meine Zähne, setze ich vor dem Schlafengehen ein. Sie schiebt meinen Unterkiefer ganz leicht nach vorn und ermöglicht so, dass die Atemwege im hinteren Rachenraum geöffnet bleiben. Atemstörungen und Aussetzer bleiben damit aus.

Die Prosomnus-Unterkiefer-Protrusionsschiene kostet zwar um 1600 Franken, aber fast alle Krankenkassen übernehmen die ganzen oder teilweisen Kosten für die Therapie bei leichter, mittelschwerer und schwererer Schlafapnoe.

Die Schiene hat noch einen weiteren gewichtigen Vorteil: Verreist man dennoch wieder einmal, lässt sich diese Schiene problemlos mitnehmen. Stellt sich bloss die Frage, ob mein Velotouren-Kollege künftig noch schlafen kann, wenn das «vertraute» Sägen plötzlich ausbleibt…

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