Antibiotika revolutionierten im letzten Jahrhundert die Medizin – und verlieren heute mehr und mehr ihre Wirkung. Sie wurden zum Opfer ihres eigenen Erfolgs. Weil sie immer häufiger und oft auch missbräuchlich verwendet werden, entwickeln die Bakterien Resistenzen. Mit fatalen Folgen: Infektionen nach Operationen, Lungenentzündungen oder Tuberkulose werden wieder lebensbedrohende Krankheiten.
Für viele gehörte bis vor wenigen Jahren ein Breitbandantibiotikum fast schon standardmässig ins Reisegepäck. Weil in den Ferien eine Blasenentzündung, eine Ohreninfektion, eine Atemwegserkrankung oder kleinere Verletzungen drohen könnten, wollte man auf Nummer sicher gehen. Die Mehrzahl des medizinischen Personals in den Arztpraxen sah das ebenso. Und wer sich dann auf Reisen eine Erkältung zuzog, schluckte das Medikament ebenfalls. Hilft ja gegen fast alles. Und sicher ist sicher.
Zu viel, zu oft und sehr oft falsch
Diese Zeiten sind vorbei. Laut der WHO, der Weltgesundheitsorganisation, befinden wir uns heute in der Post-Antibiotika-Ära, das heisst, die Wunderwaffe ist stumpf geworden. Was mit dem sorglosen Umgang dieser Medikamente zu tun hat. Es wurde zu viel und sehr oft falsch eingesetzt. Denn gegen die meisten Erkältungen, gegen Grippe oder andere Virusinfektionen helfen Antibiotika rein gar nicht. Sie greifen einzig Bakterien an – und diese haben gelernt, sich dagegen zu wehren.
Bakterien sind die ältesten auf der Erde vorkommenden Lebewesen. Und einfach überall zu finden.
Etwas Theorie zu diesen Aussagen: Bakterien sind die ältesten Lebewesen der Erde und kommen überall vor – in der Luft, im Wasser, in allen Lebewesen und Nahrungsmitteln. Es sind einzellige, selbstständige Organismen, die beim Menschen vor allem im Darm, auf der Haut, in der Mundhöhle leben und für unsere Gesundheit essenziell sind. Nur etwa ein Prozent dieser Keime können, dringen sie in den menschlichen Körper ein, krank machen, weil sie giftige Stoffwechselprodukte produzieren.
Bakterien sind lernfähig und können sich verändern
Antibiotika greifen die krankmachenden Bakterien entweder an, indem sie die Hülle der Einzeller, die Zellmembran, schädigen oder den Zellwandaufbau so stören, dass die Keime abgetötet werden. Aber Bakterien können sich mittels Mutation oder durch die Aufnahme von Resistenzgenen anderer Bakterien wehren. Das heisst, sie verändern ihr Erbgut so, dass Antibiotika wirkungslos werden.
Alte Bekannte: Covid-Viren haben bewiesen, wieviel Schaden sie anrichten können. Und Antibiotika können ihnen rein gar nichts anhaben.
Viren dagegen sind keine Lebewesen und können sich nur vermehren, indem sie Körperzellen befallen. Viren zerstören unsere Körper- oder Abwehrzellen. Antibiotika aber verpuffen wirkungslos. Bestimmte Virusinfektionen können medikamentös bekämpft werden, bei anderen kommen – prophylaktisch – Impfungen zum Einsatz. Wichtig ist zudem eine gesunde Lebensweise, weil dadurch das Immunsystem gestärkt wird.
Geforscht wird nach neuen Wirkstoffen
Was aber hilft gegen eine Antibiotikaresistenz? Natürlich entwickelt die Pharmaindustrie immer widerstandsfähigere Antibiotika. Aber es ist ein Wettlauf gegen die Zeit, bis sich die Bakterien auch gegen diese Wirkstoffe zu wehren wissen. Alternativ wird auch im Bereich Autophagie geforscht, einem Prozess, bei dem Zellen alte oder beschädigte Proteine in ihrer Zellflüssigkeit abbauen und zerstören. Autophagie – «auto» (selbst) und «phago» (essen) – ist ein körpereigener Reinigungsprozess, der Zellen regenerieren und erneuern kann.
Geforscht wird auch auf dem Gebiet der Bakteriophagen. Das sind natürlich vorkommende Viren, die befallene Bakterien angreifen können. Dazu laufen europaweit Studien, ebenso auf dem Gebiet der Antikörpertherapie.
Bakterien können widerstandsfähig sein
Und sonst? Ist Eigenverantwortung gefragt: Antibiotika nur anwenden, wenn es unumgänglich ist und nur nach genauer ärztlicher Anweisung. Die Therapie nicht vorzeitig abbrechen, nur weil die Symptome bereits verschwunden sind. Denn genau dann können Bakterien überleben und resistent werden. Auch sollte während einer Therapie auf Alkohol verzichtet werden, denn beim Abbau in der Leber kann die Wirkung des Alkohols verstärkt und die des Antibiotikums eingeschränkt werden. Die Gefahr besteht dann, dass Bakterien nicht ganz abgetötet werden. Dasselbe geschieht bei gewissen Medikamenten (Tetracyclin- Antibiotika) bei der gleichzeitigen Einnahme von Milchprodukten. Am besten die Mittel nur mit Wasser einnehmen.
Hände waschen ist eine einfache und wirksame Gesundheitsprophylaxe, nicht nur gegen Infektionen. (Alle Bilder pixabay)
Generell sollten Infektionen so gut es geht vermieden werden. Corona lässt grüssen! Also regelmässig Hände waschen, generell und im Besonderen bei der Zubereitung von Essen auf Hygiene achten. Rohes Fleisch sollte nie mit anderen Lebensmitteln in Berührung kommen und die Brettchen zum Schneiden von Fleisch immer heiss abgewaschen werden, denn auch in der Tierzucht werden Antibiotika eingesetzt.
Und nicht vergessen: Auch in den Ferien aufmerksam bleiben, denn krankmachende Keime lauern überall. Das Breitbandantibiotikum in der Reiseapotheke hingegen, das ist heute ein gefährlicher Reisebegleiter. Denn auch Resistenzen verbreiten sich durch Tourismus und Handel in sehr kurzer Zeit.
Tatsächlich ertappe ich mich dabei, dass ganz gegen meine Gewohnheit alles berühren zu wollen und dadurch erfahrbarer zu machen, besonders aber seit der Pandemie, die Vorsicht vor Berührung geblieben ist. Sicher, Hände waschen mit einem guten Stück Seife ist man auf der sicheren Seite aber das obligatorische Händeschütteln oder Küsschen hier und Küsschen da, ist bei mir definitiv abgeschafft. Geblieben ist für Freunde und Familie die herzliche Umarmung in der Hoffnung, dass der Umarmte oder die Gedrückte keine bösen Erreger in sich trägt.
Bakterien und Viren gehören zum Leben, ja sie sind der eigentliche Ursprung des Lebens auf der Erde. Manchmal stelle ich mir vor, wie wohl unser menschliches Leben aussehen würde, wenn der Mensch (Mann) nicht immer mit neuen Forschungen und verheissungsvollen Innovationen in die Evolution eingegriffen hätte und sich den Selbstbedienungsladen der Natur, ohne Rücksicht auf die Folgen, zum Untertan gemacht hätte. Nicht mehr wirksame Medikamente wie das all zu häufig verschriebene Antibiotika und die nicht mehr kontrollierbaren Krankenhauskäfer, legen Zeugnis davon ab, dass unsere moderne Medizin in eine flasche Richtung geht. Der Kommerz und nicht das Wohl der Menschen steht heute im Vordergrund.
PS) Ich sehe das ausdrucksstarke Bild der weinenden Kämpferin mit flammendem Schwert als Sinnbild und Aufforderung für uns Frauen, das Schwert in die Hände zu nehmen und für die Natur zu kämpfen. Gerne würde ich das Bild in gross bei mir Aufhängen. Haben Sie eine Adresse wo ich es bekommen könnte? Besten Dank.
Ich bin gerade aus Knie-OP mit anschliessender Reha (nach 2 Wochen abgebrochen, obwohl 3 zugestanden hätte) wieder daheim. Was ich in den rund 3 Wochen an «Nicht-Händewaschen – auch nach Toilettenbenutzung» insbesondere von Mitpatienten erlebt habe ist kaum zu glauben. Hinweise ans Pflegepersonal, das meine Zimmergenossoin – die vom Pflegepersonal rund um die Uhr alle paar Minuten wieder irgendeine Versorgung/Hilfe beanspruchte, nie Hände wäscht, wurde mir arg übel genommen. Ich bin offenbar eine ganz ganz böse Denunziantin!
Allerdings: ich bin 83jährig, habe Arthrose am ganzen Körper, seit Jahren Dauerschmerzen, 1 Auge ist blind, Gehör ist eingeschränkt,
Bewege mich demzufolge vorsichtig und halte mich in den öVs an Stangen usw.
Was will ich damit sagen?
Wenn alte Leute überall anfassen, machen sie das nicht einfach weil sie blöd sind, es gibt mit hoher Wahtscheinlichkeit einen Grund dafür. Wenn ich dann aber z. B. so eine Haltestange
Anfassen musste, grausst es mich wirklich, wenn ich an die
vielen «Schmutzfinken» denke.
Prost!
Wie ich aus Arztkreisen höre, besteht der „sorglose Umgang“ vor allem aus der Besserwisserei von Patienten, die bei einem Verschwinden der Symptome die Antibiotika nicht während der verschriebenen Dauer einnehmen. Die überlebenden Erreger konnten sich somit dem „Feind“ anpassen und stärker werden.
Die «Arztkreise» leben von der Pharmaindustrie liebe Doris, denn Medizin ist Money. Ich meinerseits wusste schon in meinen 20iger, also vor 50 Jahren, dass die verschriebenen Antibiotika eine gewisse Zeit eingenommen werden müssen. Heute geben die Apotheken sogar dosierte Packungen ab, damit man kein schlechtes Gewissen haben muss, wenn die Schachtel nicht aufgebraucht wird. Ihr Argument zieht nicht!