Andreas Homoki, von Künstlern und Publikum gleichermassen geschätzt, verlässt das Opernhaus Zürich nach dreizehn Jahren Intendanz. Rund um Homokis Abschied wird noch einmal gross gefeiert: mit Gala- und Festkonzerten, Wiederaufnahmen einiger seiner beeindruckenden Inszenierungen, und mit zwei Kino- und Opernhighlights im Zürcher Sommer.
Über 120 Opern-Neuproduktionen hat Homoki betreut. Dazu kommen 40 Ballettpremieren und zahlreiche Auszeichnungen. Dass er in seiner Intendantenzeit auch 2,5 Millionen Besucherinnen und Besucher verzeichnen konnte, ist vor allem seiner künstlerischen Vielfalt zu verdanken. Von Barock bis Zeitgenössisch, von Operette bis Kinderoper, nichts war ihm nicht zumutbar für das altehrwürdige Zürcher Opernhaus.
Mut zum Risiko
Diese Offenheit spiegelt sich auch in seinem Inszenierungskonzept. Dabei ging es nicht nur um seine eigenen Regien. Homoki war es auch wichtig, Regisseure zu verpflichten, die einen anderen, eigenwilligen Blick auf das Opernrepertoire wagten. Mit seiner künstlerischen Neugier und seinem Mut zum Risiko weckte dieser Intendant das Interesse des Publikums, die Aufführungen waren packend und engagiert.
Homoki dachte mit seinen Inszenierungen auch die Oper als Gattung neu. So wählte er für seine letzte Regie als Intendant Mendelssohns Oratorium «Elias» aus. Sicher, Chorwerke inszeniert haben auch andere. Doch dies zu seinem Abschied zu wagen, war mutig. Sein «Elias», mit hochkarätigen Stimmen besetzt, wurde unter der musikalischen Leitung von Fabio Luisi von den Medien im In- und Ausland hoch gelobt, und das Publikum war begeistert.
Das Oratorium «Elias» von Mendelssohn ist Homokis letzte Inszenierung am Zürcher Opernhaus. (Opernhaus Zürich/Monika Rittershaus)
Unvergessen ist auch die Neuproduktion von Puccinis «Manon Lescaut» im Februar dieses Jahres. Dafür holte Homoki erneut den von ihm sehr geschätzten Regisseur Barrie Kosky ans Haus, der in Zürich bereits mit sechs Inszenierungen von sich reden machte. Etwa mit seinem «Eugen Onegin» von Tschaikowsky oder der Oper «Die Gezeichneten» von Franz Schreker.
Auch für die „Manon Lescaut“ fand Kosky einen unkonventionellen Weg. Er sagte sich bewusst los von der Realistik des Verismo. Bei ihm gab es kein Wirtshaus, kein Studenten-Ambiente, oder eine Kurtisanen-Welt. Sein Bühnenbildner Rufus Didwiszus gestaltete die Bühne dunkel und abstrakt. Umso stärker kam die Kutschen-Metapher zum Tragen. Die Szenenwechsel vollzogen sich mit unterschiedlichen Kutschen, die auf die Bühne fuhren, gezogen von realitätsgetreu nachgebauten Pferden. Eine faszinierende Idee.
Ein beflügelnder Teamgeist
Unter Homoki war ein eindrücklicher Teamgeist spürbar. So wurden in jeder Ausgabe des Opernhaus-Magazins MAG nicht nur Menschen porträtiert, die im Rampenlicht stehen. Interessant zu lesen waren auch Beiträge über die unscheinbaren Mitarbeitenden, deren Arbeit ebenso wichtig ist für das Gelingen einer Produktion. Und was der Bühnenchef jeweils für Anekdoten über die schwierige Konstruktion von Bühnenbildern erzählte, war immer sehr unterhaltsam.
«Manon Lescaut» in der Inszenierung von Barrie Kosky war einer der zahlreichen Höhepunkte in der Intemdanz von Andreas Homoki. (Opernhaus Zürich/Toni Suter)
Dieser Respekt vor allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schweisste die Zürcher Opern Crew zusammen. Dazu kommt Homokis sicheres Gespür für die Besetzung der Rollen. Die grossartigen Stimmen waren subtil aufeinander abgestimmt, so dass ein stimmiges Ensemble entstand. Dass Homoki auch das Zürcher Ballett zu einem künstlerischen Höhenflug führte, ist bemerkenswert. Mit seinem Amtsantritt 2012 übernahm der Choreograf Christian Spuck die Truppe, bald waren die Ballettabende ausverkauft. Ihm folgte 2023 die nicht minder spannende Cathy Marston.
Fülle, Farbigkeit, Vielfalt
Die Aera Homoki würdigt das Opernhaus in einem 340 Seiten starken Bildband. Da gibt es interessante Bilder aus den Proben, wichtiger Inszenierungen und Ballett-Choreografien. Textbeiträge widmen sich den wichtigen Uraufführungen, oder den Barockopern, die in Zürich zu berauschenden Gesamtkunstwerken wurden. Dazu kommen lebendige Interviews mit Homoki und den beiden Generalmusikdirektoren Fabio Luisi und Gianandrea Noseda. „Oper für alle“ ist der Titel dieses Bandes. Dies war auch Andreas Homokis Credo als Intendant.
Die Konzerte zu Homokis Abschied: Galakonzert mit Fabio Luisi: Sa, 5. und Do, 10. Juli, jeweils 19 h. Galakonzert des Int. Opernstudios: Mo, 7. Juli, 19 h; Festkonzert der Philharmonia Zürich unter Gianandrea Noseda: So, 13. Juli, 17 h.
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