Nach Angaben von Alzheimer Schweiz kommen zu den aktuell über 160 000 Menschen mit Demenz in der Schweiz jährlich 34 800 Neuerkrankungen dazu. Pro Betroffene sind eine bis drei Angehörige mitbetroffen. Demenzworld bietet Unterstützung.
Demenz ist eine der häufigsten Krankheiten des Alterns. Im deutschsprachigen Raum leiden zurzeit über 2 Millionen Menschen an Demenz. Die Diagnose Demenz erschüttert zunächst Betroffene und Angehörige. Viele fühlen sich mit dieser Diagnose allein. Demenzworld gibt Antworten auf viele Fragen und vernetzt Betroffene und Angehörige durch den ganzen Weg der Krankheit.
Auf der Website von demenzworld erhalten Menschen mit Demenz, Angehörige und Interessierte Raum für Sorgen, Fragen und gegenseitige Unterstützung. Wer die Website demenzworld wählt, wird zunächst eingeladen, dem Chatbot Sophie Fragen zu stellen, die sich einem zum Thema Demenz aufdrängen. Unterhalb des Chatbots kann man unter den sieben Stichwörtern «wissen», «treffen» «stöbern», «austauschen» «lernen», «orientieren» und «miteinander» die Rubriken der Website aufrufen, die hier kurz präsentiert werden und zu einem Besuch der Website ermuntern sollen.
Demenz kann für Betroffene und Angehörige gemildert werden, wenn man sich untereinander vernetzt. (Bild von pixabay)
Wer «wissen» anklickt, gelangt zum Online-Lexikon «demenzwiki» mit Informationen von «A wie Achtsamkeit bis Z wie Zuhause» oder zu den Kategorien «Alltag», «Angebote», «Ethik und Recht», «Medizin» und «Verhalten».
Wer «treffen» wählt, kann Menschen begegnen, um sich mit ihnen auf Augenhöhe über «Demenz» auszutauschen und zu vernetzen unter dem Motto «Leichte Stunden zu einem schweren Thema».
Unter «stöbern» können im Demenzjournal inspirierende Geschichten gefunden werden, die helfen, die eigene Geschichte mit Demenz besser zu verstehen.
«austauschen» können sich Interessierte im Demenzforum mit aktuell 3271 Mitgliedern. Hier kann man einer Gruppe beitreten, deren Mitglieder einander tolerant, respekt- und vertrauensvoll begegnen.
Über «lernen» gelangt man zu fünf kostenlosen E-Learning – Modulen zu den Themen «Aggression & Konflikte», «Enthemmung und situative Desorientierung», «Alltagsgestaltung», «Kommunikation» und «Bewegung und Mobilität». Mit Videos, Fallbeispielen, weiterführenden Links und Quiz wird das Lernen unterhaltsam und nützlich, um die Herausforderungen des Alltags besser zu meistern.
«orientieren» führt zu zehn «Demenznavis», welche einem eine Orientierung im Demenzdschungel erleichtern sollen: «Prävention», «Verdacht auf Demenz», «Diagnose», «Nach der Diagnose», «Leben mit Demenz. Einleitung», «Leben mit Demenz. Setze einen neuen Kurs», «Betreuung zu Hause», «Leben im Heim», «Sterben», «Nach dem Tod».
Wer «miteinander» wählt, kann über «Demenzpeers» zu Menschen gelangen, die selbst von Demenz betroffen sind oder als Angehörige eine bestmögliche Unterstützung bieten wollen. Ein Austausch mit Menschen, die Ähnliches erleben, tut gut und kann neue Kraft, Hoffnung und frische Ideen zu Tage fördern.
Drei Fragen an Martin Mühlegg, dem ehemaligen Präsidenten des Vereins Podium Demenz und aktuellem Vorstandsmitglied und Leiter der Redaktion von demenzworld. Er ist Sohn einer von Demenz betroffenen Mutter.
Seniorweb: Demenzworld entstand 2022 aus dem Zusammenschluss der Vereine Demenzmeet und Demenz Podium. Warum haben sich die beiden Vereine zu Demenzworld zusammengeschlossen?
Martin Mühlegg: Wir hatten schon lange einen guten Kontakt zum Demenz Meet Zürich und seinem Gründer Daniel Wagner. Als er sich von der Organisation des Meets zurückziehen wollte, kamen wir in Kontakt mit seinen Nachfolgern – namentlich mit Dominik Isler und Fabian Wassmer mit dem Startup LINDEN 3L aus Bern. Es entstand die Vision einer Plattform, die virtuell und im richtigen Leben den Austausch fördert und Wissen bündelt. Es ist eine Herausforderung, solche gemeinnützigen Projekte finanziell am Leben zu halten. Wir kamen schnell zum Schluss: Zusammen sind wir stärker!

Martin Mühlegg, Vorstandsmitglied und Leiter der Redaktion von demenzworld (Foto zVg.)
Welche Erfolge hat der Zusammenschluss seither gebracht?
Wir sind gewachsen. Die Netzplattformen stärken die Meets, und die Meets stärken die Netzplattformen. Wir haben täglich mehrere tausend Besucher auf unseren Websites und erreichen über die Social Media jährlich mehrere Millionen Menschen. Wir haben die Angebote erweitert, es sind E-Learnings, demenznavis und demenzpeers dazugekommen. Und die Meets schreiben eine wunderbare Erfolgsgeschichte: 2025 gab es neun davon, alle waren ausverkauft. Im kommenden Jahr werden es wohl rund 15 sein – unter anderem in Köln, Bern, München, St. Gallen, Luzern.
Welche Herausforderungen stehen an?
Im Februar werden wir eine neue Staffel E-Learings launchen, derzeit produzieren wir die Beiträge und schneiden die Videos. Priorität haben auch die demenzpeers. Wir möchten sie weiter verbessern und unter die Leute bringen. Der Peer-to-Peer-Ansatz wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Die Leute müssen sich in Zeiten von Personalnot in der Pflege und wirtschaftlichen Krisen vermehrt untereinander helfen. Wir haben weitere Projekte in der Pipeline, die wir aber noch nicht kommunizieren können. Eine grosse Herausforderung ist das Fundraising. Obwohl wir da ein hochqualifiziertes und -motiviertes Team am Start haben, ist es eine grosse Aufgabe, genug Geld zu bekommen für solche Projekte. Umso dankbarer sind wir unseren Unterstützern – speziell auch der Age-Stiftung, die schon viele wichtigen Projekte angeschoben und realisiert hat. Wir sind stolz darauf, dass wir nun auch in diesem hochkarätigen Portfolio vertreten sind.
Demenzworld wird von folgenden Stiftungen unterstützt: Beisheim Stiftung, Hirschmann Stiftung, Sanitas Stiftung, Ria&Arthur Dietschweiler Stiftung, Ernst Göhner Stiftung, Paulie und Fridolin Düblin Stiftung. Für 2025 bis 2027 hat auch die Age-Stiftung eine Unterstützung zugesagt. Deswegen eine Frage an die Geschäftsleiterin der Age-Stiftung, Fleur Jaccard.
Seniorweb: Fleur Jaccard, die Age-Stiftung hat für 2025 – 2027 eine Unterstützung für Demenzworld budgetiert. Warum unterstützen Sie Demenzworld und wofür soll das Geld eingesetzt werden?

Fleur Jaccard, Geschäftsleiterin der Age-Stiftung (Foto zVg.)
Fleur Jaccard: Die Age-Stiftung unterstützt Demenzworld, weil der Verein praxisnahe digitale und analoge Angebote für Betroffene und Angehörige schafft – von Orientierungshilfen bis zu Begegnungsformaten. Mit unserer Unterstützung ermöglichen wir die Weiterentwicklung dieser Angebote – insbesondere die gezielte Ansprache über Schlüsselstellen wie Hausärzte, Memory-Kliniken oder Pflegeeinrichtungen sowie die Begleitung der lokalen Veranstaltenden von Demenzmeets. So wird aus einer engagierten Initiative eine tragfähige Struktur, die Menschen mit Demenz im Alltag stärkt.
Titelbild: Demenz kann jeden treffen, aber niemand muss allein sein Schicksal tragen. Vernetzung tut gut. (Bild von pixabay)

