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Auf der Suche nach der Seele

Oder wenn sie uns abhandenkommt

Ist sie uns eingehaucht worden, als wir das Licht der Welt erblickten, bevor wir den ersten Laut von uns gaben? Wird sie von uns gehen, wenn wir auf dem Sterbebett liegen, den letzten Hauch von uns geben: die Seele.

Sechs Journalisten der deutschen Wochenzeitung „Die Zeit“ haben nach der Seele gesucht. Sie fragten: Ist sie etwas Stoffliches, das nach dem Tod genauso tot ist wie der Körper? Oder ist sie unsterblich, und wohnt sie bei Gott selbst, der sie aufhebt, wie Luther „vom Schlaf der Seele“ sprach, bis sie am Jüngsten Tag für immer aufwacht, wie das Christen glauben?

Ein Rätsel, dem die Autoren nahekamen, es aber nicht entschlüsseln konnten. Sie fanden die Seele beinahe in der Medizin, erahnten auf dem Fussballfeld, was eine „gute Seele“ bedeuten könnte, erlebten sie beinahe bei einem Besuch in einem legendären New Yorker Restaurant.

Der Gedanke, dass die Seele mit dem Körper eine Einheit bildet, ist in der Naturheilkunde schon immer präsent gewesen. Heute wird er von der Psychokardiologie neu belebt. „Menschen, die unter Depressionen und starken Angststörungen leiden, haben ein erhöhtes Risiko für eine Herzerkrankung“, zitieren die Autoren Andreas Binner, einen deutschen Arzt der Kardiologie. Und sie folgern in ihrem Report: „Wenn die Seele krank wird, dann auch das Herz.“ Sitzt die Seele im Herz? Niemand weiss es, auch die Autorinnen und Autoren nicht.

Im New Yorker Silvia`s Restaurant herrscht seit 1962 ein besonderer Geist, fanden die Autorinnen und Autoren. Sylvia Woods, eine Afroamerikanerin, arbeitet als Kellnerin. Als der Besitzer in Rente ging, konnte sie das Restaurant zu äusserst günstigen Konditionen übernehmen. Heute ist es ihre Enkeltochter, die das Lokal genauso führt wie ihre Grossmutter, die gleichen Menus serviert, das aufrechterhält, was ihre Grossmutter vormachte: „Wenn sie von der Seele sprach, meinte sie die warme Art, mit der wir Afroamerikaner einander begegnen“. Noch heute verlässt kein Gast das Haus, ohne ein vorzügliches Essen aus der damaligen Zeit gekostet zu haben und von den Gastgebern beim Ausgang geherzt zu werden.

Und spannend ist es für die Autoren im Fussballstadion, auf dem Trainingsplatz geworden. Sie besuchten den VFL Sportfreunde Lotte und ihren 37jährigen Trainer Ismail Atalan, Kurde. Die Mannschaft aus der vierten deutschen Bundesliga liess im deutschen Pokal-Wettbewerb drei Vereine aus der ersten Bundesliga alt aussehen; sie kippten sie aus dem Wettbewerb, obwohl sie sowohl in technischer, taktischer wie auch in konditioneller Hinsicht den Spitzenfussballern weit unterlegen waren. Was war das Geheimnis des Erfolges? In der Mannschaft lebte „eine gute Seele“, meinte der Trainer. Für ihn waren es drei Faktoren: Einzelspieler, die keine Egoisten sind, ein Interesse der Spieler füreinander, für ihre Kultur, für die Persönlichkeit des Anderen. Und schliesslich ein menschlicher Umgang von Trainer und Verein mit den Spielern. Der Teamgeist als Seele der Mannschaft.

Diese Gedanken aus dem „Zeit-Magazin“* trieben mich in den vergangenen Tagen immer wieder um. Am 24. September 2017 stimmten wir über die Altersvorsorge ab. Wo war das Verständnis füreinander, wo war die Weitsicht geblieben, dass unsere Vorsorgeeinrichtungen gesichert werden müssen? Das Gegeneinander statt das Füreinander feierte Urstände. «Die Jungen verraten, die Alten bestrafen“, skandierten die Jungfreisinnigen. Sie sind wohl noch nicht in der Eidgenossenschaft angekommen.

Seit 20 Jahren erwartet die EU, dass die Schweiz einen Rahmenvertrag mit ihr abschliesst. Sie soll für den Zugang zu einem Markt von gegen 500 Millionen Menschen eine institutionelle Vereinbarung mit den 27 Staaten der Europäischen Union treffen, in der auch geklagt werden kann, wenn ein Partner zu weit geht. Jetzt hat die EU ein Zeichen gesetzt. Sie will die gleichwertige Börsenregulierung der Schweiz mit der EU nur für ein Jahr garantieren. Der Bundesrat reagierte zwar etwas hektisch, aber klug und schlug die Abschaffung der Stempelsteuer vor, um den Finanzplatz noch attraktiver zu machen. Die Parteien dagegen polterten gegen die eigene Landesregierung und wetterten vor allem gegen die EU. Also gegeneinander statt füreinander, sowohl im Inland als auch im Verhältnis mit dem Ausland, insbesondere mit der EU.

Wo ist unser Teamgeist geblieben, um einig mit Brüssel zu verhandeln? Wo ist unsere urdemokratische Seele geblieben in unserem direktdemokratisch verfassten Staat? Weicht sie immer mehr Einzelinteressen, werden wir immer mehr getrieben vom Gegeneinander statt vom Füreinander? Werden wir im Umgang miteinander rauher, statt menschlicher?

Um darüber nachzudenken, ist jetzt Zeit: an Weihnachten, am Fest des Friedens.

*Zeit Magazin vom 20. 12. 2017: “Was ist die Seele“. Es lohnt sich, den Report zu lesen.

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