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Wenn der Bannwald der Demokratie fällt…

… und es bald nur noch drei bis fünf ernstzunehmende Zeitungs-Redaktionen gibt.

Die Dynamik ist atemberaubend. Noch vor 3 Jahren hätte das niemand für möglich gehalten: Bald wird die deutsche Schweiz nur noch von 3, vielleicht noch von 5 Zeitungs-Redaktionen mit überregionalen Zeitungstiteln beliefert. Was in der welschen Schweiz schon seit Jahren klar ist, hält nun auch in der deutschen Schweiz Einzug: alles aus ganz wenigen Küchen, die gleiche Kost, die gleichen Schwerpunkte. Bald werden nur noch 5, vielleicht gar nur noch 3 Zeitungen erscheinen, die zu mehr befähigt sind, als nur Agenturmaterial zu drucken. Bald wird es nur noch ganze wenige Zeitungsredaktionen geben, die ein eigenes Korrespondentennetz, eigene Korrespondenten in den Landesteilen und im Bundeshaus unterhalten können, die zu Recherchen, Hintergrundgeschichten, Kommentaren fähig sind.

Nach Tamedia AG, die nur noch je eine Redaktion in der deutschen und in der welschen Schweiz für ihre Titel unterhalten wird, wie für den grossen Tagesanzeiger, will nun auch die NZZ-Gruppe für ihre Regionaltitel in Luzern und der Ostschweiz (St. „Galler Tagblatt“ und „Luzerner Zeitung“ mit ihren Untertiteln) mit Peter Wanner, dem Verleger aus dem Kanton Aargau („Aargauer Zeitung“ mit ihren Splitausgaben bis ins Baselland und nach Solothurn), ein gemeinsames Unternehmen gründen, das zukünftig die regionalen-Zeitungen gemeinsam herausgeben wird.

Peter Wanner (73), der in seinen jungen Jahren als engagierter Linksliberaler mit seinem Forum in seinem Kanton Furore machte und erst mit 50 Jahren von seinem Vater die Spitze des Familienunternehmens übernehmen durfte, hat die Zeichen der Zeit wieder einmal, wohl gerade noch rechtzeitig, verstanden. Er hat seine Zeitungsverlage in den letzten Jahren zu einem erfolgreichen, multimedialen Konzern ausgebaut. Er hat neben Radio Argovia, Radio24, die regionalen TV-Sender TeleZüri, TeleBärn, Tele24 gekauft, in sein Familienunternehmen einverleibt und die Online-Zeitung „Watson“ gegründet. Er setzt heute mit rund 1000 Mitarbeitenden rund 250 Mio. Franken um. Doch allein geht es wohl nicht mehr. Die neue Zeit, mit den digitalen Herausforderungen, ist endgültig angebrochen. Wer überleben will, muss zu richtiger Grösse wachsen, wenn es auch nur vorübergehend sein wird. Das neue Unternehmen (Joint Venture) mit der NZZ-Gruppe soll 2000 Mitarbeitende beschäftigen und 500 Mio. Franken umsetzen. Doch Peter Wanner hat es klug eingefädelt. In zehn Jahren hat er die Möglichkeit, das Unternehmen wieder in seine eigene Obhut zu überführen. Nur in zehn Jahren wird die digitale Welt wohl schon wieder ganz anders aussehen. Und es werden seine Söhne, seine Tochter sein, die bereits heute im Verwaltungsrat seines Familienunternehmens sitzen, die dannzumal zu neuen Ufern aufbrechen müssen.

Noch ist es nicht so weit. Noch muss die Wettbewerbskommission zustimmen, muss abklären, ob mit dem Zusammengehen der NZZ-Gruppe mit dem Haus Wanner nicht ein Monopol entsteht. Was er mit seinen Radio- und TV-Sendern unternehmen wird, ist noch nicht ganz geklärt. TeleZüri zumindest soll ins neue Unternehmen integriert werden. Peter Wanner, der schon seit langem einen nationalen TV-Sender lancieren will, wird auf den 4. März 2018 warten, wenn es um die mediale Wurst im elektronischen Bereich geht, um die SRG.

Natürlich gibt es noch die Basler Zeitung aus dem Reich Christoph Blochers, die Bündner-Zeitungen von Hanspeter Lebrument. Auch diese beiden sind anscheinend im Gespräch miteinander, auch für sie wird eine Kooperation miteinander oder in irgendeiner einer anderen Form mit anderen Partnern nicht erspart bleiben, wollen sie zumindest mittelfristig überleben.

Aber da ist ja noch der „Blick“. Und auch der kämpft um Auflage, und das Haus Ringier hat sich bereits zu einem multimedialen Konzern gewandelt oder gar zu einem Warenhaus. Mark Walder, der oberste Chef im Haus Ringier, setzt auf online, setzt auf die digitalen Medien, kauft zu, baut den Konzern laufend um. Wie er auf die neuen Entwicklungen mit welchen Aktionen reagieren wird, wird er wohl mit Michael Ringier in den Chef-Büros an der Zürcher Dufourstrasse ausknobeln. Nur am Tisch werden auch Vertreter des deutschen Medienkonzerns Springer sitzen, mit dem das Haus Ringier in engster Verbindung steht.

Ja, die Schweiz ist klein, ist für erfolgreiche Medienunternehmen zumindest schlicht zu klein geworden. Der so vielbeschworene Bannwald der Schweiz, welcher sinngemäss die Schweizer Zeitungsvielfalt ausmachte, liegt bereits am Boden, ist zumindest stark ausgedünnt.

Am 4. März 2018 stimmen wir über die No-Billag-Initiative ab. Wird mit einem Ja die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft SRG zerschlagen, wird ein weiteres Bollwerk der Schweiz vernichtet. Die Initianten wollen das Schweizer Radio- und Fernsehschaffen dem freien Markt überlassen. Die ausländischen Sender um unser Land werden nicht untätig bleiben. Der Schweizer Werbemarkt ist zu lukrativ, als dass er nicht zusätzlich Begehrlichkeiten wecken wird. Schon jetzt fliessen viele Werbefranken in Millionenhöhe ins Ausland.

Verlieren wir die mediale Selbstständigkeit, werden wir letztlich auch die Selbstbestimmung aus der Hand geben? Das kann uns Demokraten nicht gleichgültig bleiben. Verwunderlich ist aber vor allem, dass es gerade rechte Politikerinnen und Politiker sind, welche das Bollwerk SRG schleifen wollen und am „Bannwald“ der Eigenständigkeit, an der Unabhängigkeit unseres Landes das Beil ansetzen. Widersprüchlicher geht es nimmer. Oder ist ihnen letztlich der Mammon wichtiger als die Vaterlandsliebe?

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