StartseiteMagazinGesellschaftDas Brachland im Alter nutzen

Das Brachland im Alter nutzen

12. Preisverleihung der Stiftung Kreatives Alter, zusammen mit Gründer und Ehrenpräsident Dr. Hans Vontobel, im Kongresshaus Zürich.

Wie ein Acker vor dem Wintereinbruch liegt das dritte Lebensalter vor dem Menschen – abgeerntet, mit Stoppeln auf dem Ährenfeld, ein Brachland. Erwartungen der Gesellschaft an die Senioren gibt es kaum noch. Ausser, dass der alte Mensch für sich selbst sorgen sollte. Die Freude am Nichtstun löst sich für viele Pensionierte auf im Frust, nicht mehr gebraucht und nicht mehr gehört zu werden.

Bankier Dr. Hans Vontobel hat das Potenzial der alten Menschen erkannt und 1990 die Stiftung Kreatives Alter gegründet. Dazu schreibt er mit 74 Jahren aus eigener Erfahrung: „Der Mensch kann heute mit etwas Glück bis in hohe Alter aktiv und auf seinem Gebiet erfolgreich sein“ und „man muss den alten Menschen weiterhin die Möglichkeit geben, sich auszuzeichnen, zu zeigen, welche Leistungen sie noch vollbringen können.“ Seither schreibt die Stiftung Kreatives Alter alle zwei Jahre einen Wettbewerb aus und verleiht Preise und Anerkennungsurkunden für kreative Alterswerke im kulturellen Bereich.

Die 12. Preisverleihung fand am 28. Oktober im Gartensaal des Kongresshauses statt, mit den Geehrten und ihren Familien und mit Vertretern ihrer Wohnorte, in festlichem Rahmen, beschwingt begleitet vom Saxofon-Quartett STRAX Bravura und von den Lucerne Singers .

Ausgezeichnet werden Arbeiten, die nicht als Fortsetzung des eigenen Fachgebietes gewachsen sind, Werke zu einem neuen Thema, wie ein authentisch und originell geschriebener Lebensbericht oder die fachkundige Arbeit eines Amateurs, schreibt Rainer Diedrichs im Bericht zum Wettbewerb unter dem Titel „Der schöpferische Mensch“.

Stiftungsratspräsident Thomas Sprecher zitiert Roger Bernheim, Journalist und Auslandkorrespondent, der sich gegen das Schönreden des Alters wehrt. Gewürdigt wurde er für „Schnappschüsse eines Reporters“ mit scharf beobachteten Zeitbildern und Hintergrundgeschichten zum Weltgeschehen. Den Preis konnte nicht mehr selbst entgegennehmen. Er starb diesen Sommer im Alter von 88 Jahren.

Giuse Lazzari aus Ivrea/Italien, erhielt den Preis für ihre Autobiografie «Via Pordenone e dintorni»

Eine Vielfalt an Themen und Arbeiten

Eingereicht wurden 427 Werke aus der Schweiz und aus umliegenden Ländern, thematisch breit gefächert, von Frauen und Männern mit unterschiedlichem Bildungshintergrund. So wird die Arbeit des Detailwarenhändlers Ignaz Bellwald über die Tschäggätä und ihre Holzmasken genau so gewürdigt wie das Buch von Studienrätin Almut Greiser über einen NS-Täter anhand von Gerichtsprotokollen und Erinnerungen von Überlebenden und wie die Lyrik von Hans Haab über Schönheit und Stimmungen des Zürichsees. Prämiert wurden unter anderen Forschungsarbeiten über die französische Gelehrtenpolitik zur Zeit der Frühaufklärung, eine Biografie über Ernst Reuter mit türkischer Emigrationsgeschichte und ein Sachbuch über die Violintechnik im Wandel der Zeit.

Keine einfache Arbeit für den Stiftungsrat, die zwölf Preisträger und die rund 20 Empfänger von Anerkennungsurkunden zu wählen. Der Stiftungsrat wurde von fünf auf zehn Mitglieder aufgestockt. 320 Experten halfen mit bei der Bewertung. Zwischen Anerkennungsurkunde und Ausscheiden aus dem Wettbewerb und zwischen Preis und Urkunde liege denn oft nur ein kleiner Sprung, erklärt der Stiftungsrat.

Spannende Gespräche beim Apéro

Gerd Pfeifer wurde mit dem Preis ausgezeichnet für den Roman «Geneviève»

Gerd Pfeifer hat innerhalb von zwei Jahren gleich zweimal einen Preis erhalten für je einen Roman. Einige Autoren konnten ihre Werke publizieren. Gerd Pfeifer hat seine zwei Romane nicht veröffentlicht. Trotz Preisverleihung sei es heute schwierig, einen Verlag zu finden, der das Buch druckt, erklärt seine Frau: „Wir schreiben auch eigene Krimis, drucken in unserem eigenen privaten Verlag eine kleine Anzahl Ausgaben, verteilen sie an Freunde und Bekannte und führen Lesungen durch.“ Gerd Pfeifer bedankt sich mit einem launig pointierten Schlusswort über Freude und Selbstzweifel eines zweimal Geehrten, der sich auf schmalem Grat vom Umfeld abhebt, derweil er von Freunden als unnützer Zeitverschwender verspottet wird. Und er rettet sich für alle Geehrten humorvoll in die sprichwörtliche Rechtfertigung des Konrad Adenauer „Ick han dat verdient“.

Donald Vaughn mit seiner Frau Maria, geehrt für seine Autobiografie «Color My World».

Auch Donald Vaughn, Soziologe, sucht noch einen Verlag für die deutsche Ausgabe seiner Autobiografie „Color My World. A life’s journey from Detroit to Frankfurt Germany», die im Armani Verlag in englischer Sprache erschienen ist. Vaughn beschreibt sein Leben mit dem Rassismus in der amerikanischen und in der bundesdeutschen Gesellschaft. Vaughn wollte dem Rassismus in Detroit entfliehen und hat in Deutschland in einem US Armeespital Militärdienst geleistet. Als er sich 1960 mit seiner Frau Maria verheiratete, ist er in Frankfurt vom Regen in die Traufe geraten: kulturell gemischte Ehen waren damals verpönt. Das Buch zeigt, dass Rassismus keine Grenzen hat, weder national noch institutionell.

Die Offenheit der Stiftung zeigt sich auch in der Mehrsprachigkeit

Noël Tamini und Bernard Dutoit mit Gattin (v.l.)

Bernard Dutoit, Professor der Universität Lausanne, lobt die dreisprachige Preisverleihung und die Würdigung der Arbeiten in der Muttersprache der Autoren. „Ich kann schon Deutsch, doch verstehen wir Romands eben vor allem die hochdeutsche Sprache, und bei der Preisverleihung wurde hochdeutsch gesprochen. Schön wäre es, die SRF-Sender würden diese Tatsache etwas mehr berücksichtigen.“ Dutoit wurde geehrt für seine Gedichte „Voiles au vent“. Noël Tamini erhielt den Preis für seine Zeitschrift «La belle vie». Darin setzt er kaleidoskopartig die Bilder der Länder Rumänien und Äthiopien zueinander, Länder, in welchen er je halbjährlich lebt.

Zufrieden unterhält sich Mäzen Dr. Hans Vontobel beim Apéro mit seinen Gästen und fragt, ob es ihnen gefallen habe. Tatsächlich kann er stolz sein auf seine Stiftung, die so viele Menschen im Alter bewogen hat, ein Werk zu erarbeiten und gestalten, sorgfältig zu recherchieren und auf einen vorgegebenen Termin abzuschliessen und einzureichen.

Stiftung Kreatives Alter

13. Preisausschreiben
Einsendeschluss 31. März 2015
Nächste Preisverleihung Dienstag 25. Oktober 2016

Ü70 Schreibwettbewerb für ältere Menschen
Einsendeschluss 31.12.2014

Saxofon-Quartett STRAX Bravura

Lucerne Singers

 

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