Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!
Dass die deutsche Sprache eine schwere ist, weiss man. Nicht umsonst wird «Deutse Sprak – swere Sprak» gekalauert. Und wenn dann noch die Mundart dazu kommt, werden die Hürden für Ausländer fast unüberwindbar. Wobei die Schweizer Mundart erst noch aus Dutzenden von unterschiedlichen Dialekten besteht.
Item. Intelligente Leute haben sich unserer nördlichen und östlichen Nachbarn erbarmt und das «Wörterbuch Schweizerdeutsch – Deutsch» geschaffen. Kürzlich ist mir das dünne Heft (roter Umschlag mit weissem Kreuz, fast wie der Pass) in die Hände gefallen. Die Broschüre liest sich amüsant: «Bohneross» (kräftige, grosse Frau), «Unterpfüpf» (Unterhose), «Märzespriggeli» (Sommersprossen) «nodere» (stochern), «Gwand» (Kleid), «gstabig» (ungelenk) sind Mundartausdrücke, die unsern Jungen mittlerweile so fremd vorkommen mögen wie Lateinisch oder Altgriechisch.
Auf Seite 19 allerdings riss ich die Augen ungläubig auf, begleitet von leicht hysterischem Lachen. «Bhaltis» bedeutet auf Schweizerdeutsch – nein, nicht etwa Geschenklein, sondern «Giveaway»! Oder «läss» ist mit «cool» übersetzt, und «gaume» – also Kinderhüten – heisst tatsächlich «babysitten»… Dass der Anglizismus (pardon: die «englische Spracheigentümlichkeit in einer andern Sprache», wie das korrekt heisst) das Deutsch bald restlos erobert hat, wurde mir auch so richtig bewusst, als ich im «Kirchenboten» las, was im Anschluss an einen Jugendgottesdienst laufen werde: «Games und Shows, Drinks und Snaks, Party und Dance».
Nein, da konnte mich die vierjährige Enkelin am Mittagstisch nicht mehr gross erschüttern: Auf die Frage, ob sie zu den Spaghetti ebenfalls Tomatensauce wünsche, schüttelte sie energisch den Kopf: «Nein, dazu will ich lieber Ketchup!»