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Im Testament die Kultur unterstützen

«Der Kultur möchte ich etwas von meinem Vermögen vererben.» Diese Möglichkeit eröffnet die schweizerische Stiftung «Erbprozent Kultur».

Die Idee einer neuartigen Kulturförderung wurde im Frühling 2015 an der Kulturlandsgemeinde Heiden AR lanciert. Das jährlich am ersten Maiwochenende stattfindende Festival widmete sich zwei Tage lang den Fragen um Erben und Vererben und führte zur Gründung der Stiftung. Die Stiftung baut auf die Zivilgesellschaft und setzt sich dafür ein, dass die breite Bevölkerung der Schweiz über mehrere Generationen hinweg an einem lebendigen Kulturgeschehen teilhaben und dieses mitgestalten kann. Die Stiftung lädt dazu ein, die Kultur des Erbens und Vererbens solidarisch und neu zu denken. Angestrebt werden möglichst viele testamentarische Erbversprechen von einem Prozent. Dieses Prozent speist sich aus dem Teil des Erblassers, der frei verfügbar ist, die Quote bleibt freiwillig und ist widerrufbar. Die Erblasser leisten einen Beitrag, damit sich die Kultur auch in Zukunft entfalten kann.

Die Stiftung selbst formuliert es so: «Erbprozent Kultur» ist eine gemeinschaftliche Kulturförderung ohne Eintrittshürden. Sie ermöglicht ein klares, persönliches Bekenntnis zur Kultur. Jede Person – unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Status oder Höhe des Vermögens – kann freiwillig ein Prozent ihres persönlichen Erbes für die Kultur stiften. Diese einzigartige Form baut auf das Partizipationsprinzip und auf den Gedanken des Generationenvertrags.

Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind alle, die ein Erbversprechen in diesem Sinne abgegeben haben – zur Zeit 51 Personen -, eingeladen, sich aktiv an der Gestaltung der Stiftung zu beteiligen. Dazu werden zweimal jährlich Foren veranstaltet, wo Erbversprechende und Stiftungsverantwortliche miteinander ins Gespräch kommen und die künftige Ausrichtung der Stiftung festlegen. «Erbprozent Kultur» will Kulturprojekte über die Generationengrenzen hinaus fördern. Zu den Initianten gehören Margrit Bürer, Kulturbeauftragte des Kantons Appenzell Ausserrhoden, Ueli Vogt, Kurator des Zeughauses Teufen AR und der Grubenmannsammlung, Marcus Gossolt und Philipp Lämmlin, Gründer der St. Galler Alltag Agentur, Gloria Weiss, Projektleiterin in derselben Agentur. Präsidentin des Stiftungsrates ist Kathrin Hilber, ehemalige Regierungsrätin des Kantons St. Gallen..

Margrit Bürer (Foto Kulturlandsgemeinde 2015) gab Seniorweb Auskunft.

Seniorweb: Wie ist die Idee zu «Erbprozent Kultur» entstanden?

Margrit Bürer: Im Kanton Appenzell Ausserrhoden findet
seit elf Jahren eine Kulturlandsgemeinde statt,
in der sich Fachleute aus Kultur, Politik, Medien, Wissenschaft
und Gesellschaft mit dem Publikum während zwei Tagen zu einem Thema austauschen. Im Mai 2015 stand «Erben und Vererben» zur Diskussion. Bei den Vorbereitungsarbeiten entstand die Idee einer generationenübergreifenden Kulturförderung. Fünf Personen haben gemeinsam beschlossen, diese Idee umzusetzen. Wir freuen uns heute sehr, dass wir damit ein so grosses Echo gefunden haben.

Welche Rolle spielt Appenzell Ausserrhoden dabei?

Der Kanton unterstützt seit vielen Jahren mit Fördermitteln die Kulturlandsgemeinde. Nachdem die Idee geboren war, habe ich im Namen der Initianten einen Antrag auf einen kantonalen Beitrag für die Aufbauphase gestellt. Es hat uns sehr ermutigt, dass der Kanton unserem Vorhaben gegenüber so positiv eingestellt ist und eine Summe von 150’000 CHF gesprochen hat..

. . . und Sie konnten auch den Kanton Zürich zur Unterstützung gewinnen.

Ja, die Entscheidung von Appenzell Ausserrhoden war ein positives Signal für andere Kantone. Vom Kanton Zürich haben wir eine Zusage erhalten, ebenso auch vom Kanton St. Gallen, von den Kantonen Aargau, Graubünden und der Innerschweiz erwarten wir Entscheidungen in den nächsten Monaten.

Was sind die vordringlichsten Aufgaben der Stiftung?

Zuerst müssen die notwendigen Strukturen geschaffen werden, eine Geschäftsstelle aufgebaut und die Kosten für die Aufbauphase gesichert werden. – Die organisatorischen Strukturen dürfen nicht aus dem Erbvermögen finanziert werden, dieses muss voll und ganz für die Förderung von kulturellen Projekten eingesetzt werden.

Wie sehen Sie die Zukunft dieser Stiftung? Wird sie durch gezielte Finanzierung die Entwicklung kultureller Tendenzen mitbestimmen?

Wie die Kriterien für die Vergabe der Förderbeiträge konkret aussehen werden, daran muss die Stiftung nun arbeiten. Bis 2017 wird es noch keine Vergabungen geben. Sicher ist, dass wir gezielt Projekte unterstützen werden, die dem Stiftungszweck entsprechen, dazu gehören unter anderem Nachhaltigkeit, kulturelle Teilhabe der Generationen, Anpassung an den kulturellen Wandel.

Der Zweck der Stiftung ist schon definiert: Die Stiftung fördert und unterstützt Kultur in und aus der Schweiz in ihrer vielfältigen Ausgestaltung, an den verschiedensten Orten, von und mit unterschiedlichen Beteiligten und Akteurinnen/Akteuren.

Mitsprache ist ein Anliegen der Stiftung. Wie wollen Sie die Interessierten einbinden?

Wir werden zweimal jährlich Foren durchführen, damit sich die Stiftung in ihrem Handeln an den Intentionen der Erbversprechenden orientieren kann. Das zweite fand Ende November in Lenzburg statt. Eingeladen waren alle, die bisher ein Erbversprechen ausgesprochen haben. Dort hatten wir die zukünftige Förderpraxis und die Frage, welche Kultur wir fördern wollen, zur Diskussion gestellt. Alle Teilnehmenden waren sehr interessiert und zur Mitarbeit bereit. Wir wollen uns auf die Zivilgesellschaft stützen: Jede und jeder fördert Kultur und gestaltet sie mit. Kultur geht uns alle an.

Seniorweb wünscht der Stiftung viel Erfolg und die Verwirklichung spannender Kulturprojekte.

Auf der Webseite Erbprozent Kultur kann man sich weiter informieren und relevante Dokumente herunterladen.

 

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