Adam der Humanist

Ob wir ohne ihn noch auf den Bäumen sässen, fragt sich. Dennoch ist es spannend, Schindlers Adam in der Welt der Humanisten auf seiner Erkenntnissuche zu begleiten

Bernhard Schindler, noch nicht ganz 80 Jahre alt, ist als ehemaliger Journalist ein vielseitiger und versierter Schreiber. Trotzdem haben wir sein erstes und bisher einziges Buch in der Hand. Dessen Frontseite mag der vielen Sätze wegen eher etwas Befremdung auslösen. Öffnet man das schmale Bändchen und beginnt zu lesen, begegnet man aufs erste einmal der bekannten Schöpfungsgeschichte. Doch noch vor der paradiesischen Eva tritt die geheimnisvolle Lilith auf…

Der gläubige Agnostiker

Im „Nachwort eines gläubigen Agnostikers“ bekennt der Autor – was aufmerksame Leser rasch einmal inne werden – worum es ihm mit der Geschichte der Reise Adams durch die Welt der allerfrühesten Kulturen geht. Adam wird in diesen Erzählungen und Berichten zum Menschen schlechthin, zum Ewigen Juden Ahasver auch. Er bezeichnet sich als Bruder des neugeborenen Gottessohns und organisiert des Heiligen Paares Flucht mit ihrem Sohn nach Ägypten. Es fehlt nicht der Tod des Alten Adams, verknüpft mit der Auferstehung des neuen Menschen in Jesus Christus, und die Rechtfertigung Adams vor dem Jüngsten Gericht. Wo der tote Adam selber nicht mehr berichten kann, übernimmt am Schluss sein fiktiver langjähriger Sekretär Petronius (27-66 n.Ch.) diese Aufgabe.

Was Bernhard Schindler schreibt, ist allerdings keine unkritische Verherrlichung des Glaubens, auch nicht des Christentums; im Gegenteil. Es ist der Bericht über das Suchen eines Menschen, der die Welt, das Leben und die Geschichte ernst nimmt und an eine positive Bestimmung des Menschen glaubt. Er braucht dazu den Begriff Humanismus nicht zu verwenden. Geprägt von einer lebendigen, intellektuellen Bildung, die man seit mindestens dem 19. Jahrhundert „Humanistische Bildung“ nennt, und begabt mit der Fähigkeit, hinter historischen Gestalten und Geistesströmungen eine Art unverbrüchliche und alles überdauernde Wahrheit zu sehen, lebt der Autor in seinem Adam die Ideale der Menschlichkeit. Dazu gehören auch die Zweifelfälle und Unvereinbarkeiten, die das echte Leben allen gegenüber zeigt, die nicht in irgendwelchen Ideologien befangen – gefangen – sind.

Schriften von Philosophen aus der Deutschen Geisteswelt sind in der Regel recht gewichtige Werke, deren Studium (im Gegensatz zu Werken angelsächsischer Kollegen) einen gehörigen Aufwand und konzentrierter Hingabe verlangen und die Fähigkeit, auch kompliziert formulierte Inhalte auf deren pragmatische Bedeutung zu reduzieren. Wer weiss, als welche Art von Philosoph man Bernhard Schindler gerechterweise bezeichnen müsste – denn sein Buch beweist seine mindestens im laienhaften Sinne philosophische Ader.

Erzählerischer Witz

Was den Kapiteln des Buches eigen ist, den Erzählungen über die Leidenschaft für Lilith, den Sündenfall, das Verlassen des Paradieses, die philanthropische Tätigkeit von Eva und Adam, deren harter Kampf ums Überleben, die Begegnung mit den Grossen der Antiken Welt, wie sie die Humanisten seinerzeit zu erforschen begannen, die Begegnungen mit den Protagonisten der Wissenschaft und der Staatsmacht – was diese Berichte und Schilderungen auszeichnet, ist die Verquickung von bewunderndem Wissen, intelligenten Interpretationen mit grosser erzählerischen Fabulierlust. Schindlers Erzählungen wirken unterhaltsam, enthalten aktuelle faktische wie narrative Bezüge. Seine sprachliche Diktion würde ohne weiteres auch einem ganz einfach unterhaltenden Buch anstehen.

Das ist der Grund, dass Bernhard Schindlers schmales Buch sowohl unterhält als auch anrührt, sogar manchmal bewegt. Nicht zuletzt kann man lesend ein wenig den Welt- und Kulturgeschichtsunterricht repetieren, sofern es einen interessiert.

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