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Stabübergabe an Paavo Järvi

In einer heiklen Übergangsphase ist es der Tonhalle-Gesellschaft geglückt, den Esten Paavo Järvi ab der Saison 2019/20 zum neuen Chefdirigenten des Tonhalleorchesters zu gewinnen. 

Zur Erinnerung: Der auf fünf Jahre befristete Vertrag mit Lionel Bringuier wurde in gegenseitigem Einvernehmen nicht verlängert. Die Wahl des französischen Jungstars nach dem charismatischen David Zinman war ein mutiges Wagnis, das sich aber nach ersten Hoffnungen nicht erfüllte. Zu unterschiedlich waren die Erwartungen bezüglich Repertoire-Erneuerung und dem Aufbruch zu neuen Ufern.

Heikel ist der Zeitpunkt insofern, als Tonhalle und Kongresshaus nun während dreier Jahre saniert werden und der Umzug in die Maag-Halle bevorsteht. Die Intendantin Ilona Schmiel hat allerdings keinen Aufwand gescheut, das Interregnum mit spannenden Dirigenten, Solisten und einem ungemein vielfältigen Programmangebot so attraktiv wie möglich zu gestalten, um auch das verwöhnte Klassik-Pubilkum nach Zürich-West zu locken. Und Martin Vollenwyder, Präsident der Tonhalle-Gesellschaft, ist als früherer Säckelmeister der Stadt Zürich sicherer Garant, dass die Finanzen im Lot bleiben und Zürich mit Paavo Järvi vielleicht bald schon an die erfolgreiche Aera Zinman anknüpfen kann.

Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach

Sicher hätte man auch von ganz grossen Namen träumen können, denn der grosse Tonhallesaal ist ein akustisches Prunkstück in Europa und wird 2020 heller erstrahlen denn je. Und das Tonhalleorchester gehört immer noch zu den bedeutendsten Klangkörpern weltweit, sodass man sich in der Limmatstadt nicht als Bittsteller gebärden musste. Nur, wer ist in so kurzer Zeit bereit, sich Zürich anzudienen und neben anderen Chefpositionen einem weiteren Orchesterapparat vorzustehen? Einen Nachfolger nur wenige Wochen pro Saison hier zu wissen, hülfe weder der Kontinuität noch dem künstlerischen Profil.

Dass Järvi in seinen letzten Zürcher Konzerten ein Herz und eine Seele war mit den Tonhallemusikern, hat den Entscheid sicher begünstigt. Eine erste Duftmarke setzte er bereit 2009 in der Tonhalle. Und  immerhin wird er sich auch vor Vertragsantritt schon präsentieren, erstmals im Januar 2018 mit dem Estonian Festival Orchestra und in der Saison 2018/19 während dreier Wochen als Gast.

Erstaunen muss nicht, dass auch in seiner ersten Vertragssaison seine Agenda lediglich neun Wochen den Vermerk „Zürcher Tonhalle“ tragen wird. Aber man darf ihm glauben, dass er die Prioritäten gewissenhaft setzen will, zeichnet er doch auch als Künstlerischer Leiter und setzt auf Tourneen und CD-Einspielungen. So wie Fabio Luisi als Generalmusikdirektor des Opernhauses Zürich noch andere Chefposten bekleidet, ist auch Paavo Järvi ein international umworbener Künstler: Er ist bereits Chefdirigent des NHK Symphony Orchestra und leitet sehr erfolgreich die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen (mit hochgelobten Brahms-Einspielungen). Er ist aber auch Gründer des Pärnu Music Festivals in Estland und dirigiert derzeit an der Scala Mailand den „Don Giovanni“. Dass er schon mehrfach zum „Künstler des Jahres“  gekürt wurde und bei allen klingenden Orchesternamen laufend gastiert, braucht nicht zu verwundern.

Umso anerkennender ist sein Bekenntnis zu Zürich zu werten, wenn er ausführte: «Ich fühle mich sehr geehrt, die Rolle des Chefdirigenten und Künstlerischen Leiters des Tonhalle-Orchesters Zürich zu übernehmen – ein Orchester, das eine grosse Geschichte und eine hervorragende Spielqualität hat. Jüngst hatte ich das Privileg, mit dem Orchester zusammenzuarbeiten. Ich spürte eine sehr starke Verbindung zwischen den Musikern und dem Management – ich war überwältigt von ihrer Einsatzfreude.“

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