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Hauptsache, Sache erledigt!

Satirische Gedankensplitter: Es darf geschmunzelt werden!

Einst hatten wir in der Zeitungsredaktion einen Kollegen, der ganz einfach und von jedermann «Subito» genannt wurde. Mit gutem Grund: Der junge Mann konnte nicht mit der kleinsten Pendenz leben, musste alles jederzeit sofort erledigen, kaum hatte sich ihm eine Aufgabe gestellt – und war’s auch nur eine ganz, ganz kleine.

Allerdings war das gar nichts im Vergleich zu jenem älteren Ehepaar aus der Nachbarschaft meines Freundes Jakob, von dem er mir verschiedentlich ausführlich berichtete. Schon während seines Berufslebens war der Dozent an einer Hochschule ein sehr ordentlicher, sehr pünktlich-präziser-pingeliger – kurz: ein durch und durch strukturierter Mensch gewesen. So wurden die Mahlzeiten um 6, 12 und 18 Uhr eingenommen, aber auf die Minute genau!

Doch nach seiner Pensionierung wurde die Pünktlichkeit ad absurdum geführt, nach vorne korrigiert. Erst wurde um 11.50 Uhr aufgetischt, bald stand das Essen um halb zwölf auf dem Tisch, dann rief die Hausfrau bereits um Viertel nach elf. Und die übrigen Mahlzeiten – aber das können Sie sich ja selber vorstellen. Der Hund wurde nicht mehr morgens, mittags und abends zum Versäubern geführt, sondern früh morgens, vormittags und nachmittags, ganz nach dem Motto «Hauptsache, erledigt!» Das Ehepaar ging laufend früher zu Bett, stand immer zeitiger auf.

Es wurde schlimmer und schlimmer. Der Rasen wurde erstmals gemäht, als die Krokusse durch die restliche Schneedecke brachen; das Laub nahmen die beiden Fleissigen Ende August zusammen (ehe es richtig gefallen war); der Weihnachtsbaum stand Mitte Dezember in der Stube und wurde am 23. wieder abgeräumt – Hauptsache, erledigt! Und vorletzten Sommer sahen die schockierten Nachbarn, wie der Mann im dicken Pullover und in Handschuhen mit der Schneeschaufel auf dem glühend heissen Garagenplatz stand und hilflos umher blickte…

Das alles wäre weiter nicht problematisch gewesen, wären nicht auch Mitmenschen betroffen worden. So aber rauften sich die Hoteliers die Haare, wenn die beiden Gäste zwei Tage zu früh eintrafen und noch kein Zimmer frei war, um dann vorzeitig wieder abzureisen. Der Steuersekretär weigerte sich standhaft, provisorische Formulare auszustellen, damit die Steuererklärung schon im Vorjahr eingereicht werden konnte. Dem Garagisten wollte es partout nicht einleuchten, weshalb der 20000-Kilometer-Service am Auto unbedingt bereits bei 12000 Kilometern vorgenommen werden sollte. Und die Glückwünsche zu ihren Geburtstagen erhielten die lieben Verwandten jeweils mindestens zwei Monate zum Voraus.

Kürzlich ist der Mann unverhofft gestorben, ohne je krank gewesen zu sein, also eigentlich völlig gesund und damit nach menschlichem Ermessen auch viel zu früh. «Gottseidank haben wir unser Familiengrab schon vor 27 Jahren gekauft!», schluchzte die Gattin, ehe sie sich um die Abdankung kümmerte. Dass diese morgens um Viertel nach acht Uhr stattfand (und das vorangehende Leichenmal in Form eines Morgenessens), wird niemanden verwundern.

Hauptsache, die Sache ist erledigt

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